Weil Mainz 05 keinen Antisemitismus in seinen Reihen dulden will, zieht Profi-Kicker Anwar El Ghazi jetzt mit einer Kündigungsschutzklage vor Gericht, die in ihrer Unverschämtheit stark an den Absturz des einstigen Darmstadt-Profis Änis Ben-Hatira erinnert.
Wir erinnern uns: Ben-Hatira hatte für den umstrittenen Salafistenverein Ansaar International geworben und war damit wiederholt negativ aufgefallen; am Ende verlor er die Rückendeckung seines Vereins und – infolge einer Verbotsverfügung des Bundesinnenministeriums – auch seine Ansaar-nahe Ben-Hatira-Stiftung. Anschließend stellte sich – welche Überraschung! – heraus, dass Ansaar und das Ansaar-Umfeld keineswegs gemeinnützig waren, sondern Gelder an die Hamas und Al-Qaida-nahe Gruppen schleuste; dies zumindest nach Aussagen des Innenministeriums.
Im Fall des Mainzer Fußballers Anwar El Ghazi sind Parallelen vorhanden, die der Verein zum Glück und richtigerweise schnell erkannt hat: Denn El Ghazi mahnte keineswegs nur die Einhaltung humanitärer Standards bei der Gaza-Offensive durch Israel an. Nein: Er hat Israel das Existenzrecht abgesprochen, hat dabei nachweisliche Fake News zahlreicher Hamas-Unterstützer wiederholt und das gesamte Repertoire an israelbezogenem Antisemitismus weiterverbreitet („Apartheidsstaat“, „Genozid“, „Besatzung“, etc.). Das alles in Instagram-Postings, die eine einzige, menschenverachtende Schande sind.
Kein Wort findet sich darin über die gefolterten und lebendig verbrannten Kinder und Babys in den überfallenen Kibbuzen am 7. Oktober, zu den Morden beim Supernova-Festival, zu den Vergewaltigungen. Kein Wort zu den 240 Geiseln. Kein Wort zur palästinensischen Taktik der menschlichen Schutzschilde. Kein Wort zum Diebstahl der Medikamente und des Treibstoffs aus den Krankenhäusern durch die Hamas. Kein Wort zu den bisher 11.000 Raketen, die Richtung Israel abgeschossen wurden – und erst recht keines zu den über 2000 defekten Hamas-Raketen, die in Gaza herabregneten und dabei vermutlich viele zivilen Opfer töteten und Zerstörungen anrichteten, die anschließend Israel in die Schuhe geschoben wurden.
Anwar El Ghazi übernahm in seinen Postings auch die wohl verbreitetste und berüchtigtste Parole des Judenhasses: „From the River to the Sea / Palestine will be free.“ Ein Slogan, der das Hauptziel der Hamas gemäß ihrer Charta griffig zusammenfasst: Die Ausrottung aller Juden im Staat Israel und die Vernichtung der einzigen Demokratie im Nahen Osten. Am 6. Dezember, knapp zwei Monate nach dem größten Massenmord an Juden nach dem Holocaust, wird sich nun das Arbeitsgericht Mainz in einer Güteverhandlung mit der Kündigungsschutzklage befassen. Im Interesse unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und im Sinne der Menschlichkeit hoffe ich, dass El Ghazi dort scheitern wird.
Unsere Rechtsordnung darf nicht jene schützen, die Morde verherrlichen und Hass schüren. Arbeitslos wird El Ghazi im Fall seiner rechtswirksamen Kündigung mit Sicherheit nicht: Zur Not kann er immer noch bei dem Erdogan-nahen Verein Basaksehir anheuern; dort wird er mit Sicherheit mit offenen Armen empfangen. Zum völkerrechtswidrigen Überfall der Türkei auf Afrin, der Verfolgung der Kurden und den Einsatz von Phosphorbomben auf kurdische Zivilisten wird El Ghazi vermutlich – wie auch bisher – nichts posten. Erdogan ist ja kein Jude.
Der gebürtige Mainzer Tobias Huch zählt inzwischen zu den Experten der Außen- und Sicherheitspolitik (Naher- und Mittlerer Osten) in Deutschland. Als Gastkommentator schildert er für Merkurist in unregelmäßigen Abständen seine Meinung zu heiklen Themen. Erst kürzlich machte sich Tobias Huch in Haifa selbst ein Bild von der Situation in Israel.