So läuft bisher der Veganuary bei Mainz 05

Mainz 05 sieht sich selbst als Klimaverteidiger. Zum Veganuary findet sich allerdings nichts auf der Mainz-05-Webseite. Gastautor Christoph Kessel findet, dass der Verein das vegane Angebot ausweiten und zudem günstiger anbieten sollte.

So läuft bisher der Veganuary bei Mainz 05

Die Bahn ist dabei, alle großen deutschen Einzelhandelskonzerne, das bekannte schwedische Möbelhaus, zahlreiche Ketten der Systemgastronomie. Die Rede ist vom Veganuary. Diese Wortschöpfung stammt aus den Wörtern „vegan“ und „January“, also Januar. Von einer gemeinnützigen Organisation 2014 in England gegründet, wurde in Deutschland erstmals 2019 für den Veganuary geworben. Ziel des Veganuary ist es, Menschen besonders im ersten Monat des Jahres die Möglichkeit zu geben, vegane Produkte zu probieren.

Eigens für den Veganuary 2022 haben Unternehmen in Deutschland über 300 neue Produkte und über 300 Menüs eingeführt. Menschen können sich weltweit für diese Aktion anmelden. Dadurch ist es möglich, die Auswirkungen des Veganuary zu benennen. 400.000 Teilnehmende gab es 2020. So wurde grob das Kohlendioxid-Äquivalent von 450.000 Flügen eingespart, und rund eine Million Tiere blieben am Leben.

Eigene Kommission beim DFB zur gesellschaftlichen Verantwortung

Der Deutsche Fußball-Bund DFB betont regelmäßig die gesellschaftliche Verantwortung, hat dazu sogar eine eigene Kommission gegründet. Vielfalt, Menschenrechte, Fair Play, Fan-, Umwelt- und Gesundheitsbelange zählt der DFB selbst auf seiner Webseite auf, wenn es um diese Verantwortung geht. Zum Veganuary findet sich beim DFB allerdings nichts auf der Verbandswebseite. Mainz 05 sieht sich selbst als Klimaverteidiger. Die einzige Möglichkeit, die Mainz 05 direkt hat, um die Klimabelastung der Zuschauenden während eines Fußballspiels zu senken, ist das Angebot veganer Speisen. Zum Veganuary findet sich allerdings ebenfalls nichts auf der Mainz-05-Webseite.

In der Mainz-05-Arena gibt es während der Spiele des Männer-Profi-Teams an über 20 Kiosken Speisen zu erwerben. Der Verein hat hierfür eigens eine so genannte „Fudderkaad“ ins Netz gestellt. Zwar fehlt der Stand der „Fudderkaad“, aber aus dem Titel des PDF-Dokuments lässt sich herauslesen, dass sie aus der Saison 2023/2024 stammt. In der „Fudderkaad“ wird kein veganes Speisenangebot für den Heimbereich ausgewiesen. Allerdings hat der Verein im Frühjahr 2024 im neu geschaffenen Streetfood-Bereich hinter den Blöcken P-S Hot Dogs eingeführt, inklusive einer veganen Variante. Diese wurde rund 20 Prozent günstiger angeboten als die Fleischalternativen.

Rabatt auf rein pflanzliche Speisen ist wichtiger Hebel

Die Gewährung eines Rabatts auf rein pflanzliche Speisen ist ein wichtiger Hebel, um Menschen vegane Produkte näher zu bringen. Zu Beginn der neuen Saison wurde das Angebot an veganen Speisen erweitert. An einem Kiosk zwischen Q- und R-Block wird seither eine vegane Wurst angeboten. Die Preisdifferenzierung fehlt hier allerdings. Einen Stand weiter gibt es ein Fleischkäsebrötchen. Dieses wird 15 Prozent günstiger als die (vegane) Bratwurst angeboten.

Zum Jahreswechsel, also zu Beginn des diesjährigen Veganuary, gab es beim ersten Heimspiel gegen den VfL Bochum einige Änderungen im Speiseangebot. Im oben genannten Street-Food-Bereich wurden die Hot Dogs durch Currywurst ersetzt. Eine vegane Alternative wurde nicht angeboten. Es blieb die Möglichkeit, Street-Food-Pommes zu erwerben. Zwei der drei angebotenen Varianten, wahlweise mit Avocado und Sour Creme oder Falafel und Hummus, sind vegan. Eine Preisdifferenzierung zur Variante mit Truthahn gibt es ebenfalls nicht. Das vegane Angebot wurde also im Vergleich zum Vormonat bei Mainz 05 eher reduziert als ausgebaut.

Mainz 05 sollte veganes Angebot ausweiten

Es bedarf kleiner Stellschrauben, um das vegane Angebot bei Mainz 05 wieder auszuweiten. Schließlich verfügt der Caterer bereits über vegane Würste. Zwischen Street-Food-Stand und dem einzigen Kiosk, das vegane Würste anbietet, liegen nur wenige Meter. Eine vegane Pommes-Variante enthält vegane Sour Cream. Daher könnten die Kartoffel-Wedges mit Sour Creme, die an vielen Kiosken auf der Karte stehen, in einer veganen Variante angeboten werden. Im Bereich des M-Block werden an jedem Spieltag Suppen angeboten, die wahrscheinlich vegan sind. Allerdings fehlt hier bisher eine entsprechende Kennzeichnung. Und der Veganuary wäre sicherlich eine gute Möglichkeit, zu testen, ob vegane Bratwürste auch in anderen Bereichen des Stadions auf Interesse stoßen.

Selbstverständlich bleibt es Mainz 05 überlassen, welche Speisen zu welchem Preis verkauft werden. Allerdings wirkt es unglaubwürdig, sich als Klimaverteidiger zu bezeichnen, wenn einfache Gelegenheiten verpasst werden, ein vielfältigeres Angebot an veganen Speisen zu attraktiven Preisen anzubieten. Produkte mit Fleisch sogar günstiger anzubieten als das vegane Pendant ist ebenfalls kontraproduktiv, wenn es um Klimaschutz geht – besonders im Aktionsmonat Januar aber auch in allen anderen Monaten des Jahres.