Der DFB-Pokal und Mainz 05 passen eigentlich seit Jahrzehnten nicht wirklich zusammen. Große Pokal-Wunder gab es in Mainz schließlich seit 1965 nicht mehr viele. Damals warf der Regionalligist im Männerfußball (2. Liga) den späteren deutschen Meister Werder Bremen und den amtierenden Pokalsieger 1860 München aus dem Pokal. Am kommenden Samstag steht nun im Bruchwegstadion um 17 Uhr die Achtelfinal-Begegnung der Mainz-05-Frauen gegen die Titelverteidigerinnen des VfL Wolfsburg im DFB-Pokal der Frauen an. Wird das 05-Regionalliga-Team (3. Liga) gegen die Rekord-Pokalsiegerinnen und aktuellen Spitzenreiterinnen in der 1. Liga rund um Alexandra Popp ein Wunder unter Flutlicht schaffen?
Bis zur letzten Saison traten bei Mainz 05 ausschließlich Männerteams im DFB-Pokal an und schafften es 2009 als damaliger Zweitligist erst einmal ins Halbfinale. Auch in dieser Saison war für die Männer bereits in der zweiten Runde Schluss, nachdem das Spiel gegen den FC Bayern München 0:4 verloren wurde. Seit letzter Saison schickt Mainz 05 wieder ein Frauenteam an den Start. Wieder, weil es bereits vor mehr als 50 Jahren eine Frauenmannschaft gab, die ihren Spielbetrieb angeblich wegen mangelnden Interesses im Dezember 1973 rasch wieder einstellte. Der DFB-Pokal der Frauen wurde erst in der Saison 1980/81 eingeführt, sodass es Anfang der 1970er-Jahre keine DFB-Pokalspiele unter Beteiligung der Mainz-05-Frauen gab.
Kooperation zwischen TSV Schott und Mainz 05
In der Lizenzierungsordnung der Deutschen Fußball Liga, die das operative Geschäft der Männer-Fußball-Bundesliga verantwortet, wird mittlerweile verlangt, dass die teilnehmenden Vereine den Frauenfußball fördern, einen Beitrag zu seiner Professionalisierung und zur Steigerung seiner Beliebtheit leisten. Dies kann über das Melden einer eigenen Mannschaft oder über eine Kooperationsvereinbarung mit einem Club geschehen, der eine Frauenfußballabteilung unterhält. Eine solche Kooperation ist Mainz 05 im April 2022 mit dem TSV Schott Mainz eingegangen.
Traten die Spielerinnen in der Saison 2022/2023 noch als TSV Schott Mainz an, wurden sie am 1. Juli 2023 in den FSV Mainz 05 integriert. Ihr erstes Pflichtspiel absolvierte das Team von Trainer Takashi Yamashita im DFB-Pokal der Frauen am 13. August 2023 in der Mainzer Partnerstadt Erfurt beim 1. FFV Erfurt. Die Nullfünferinnen gewannen durch ein Tor von Cecilia Way (mittlerweile beim SC Sand in der 2. Liga) mit 1:0. Way schoss damit das erste Tor für die Nullfünferinnen nach 50 Jahren. Nach einem weiteren Sieg gegen Jahn Calden schied das Team im Achtelfinale gegen den damaligen Erstligisten MSV Duisburg aus.
Da das Frauenteam von Mainz 05 in der drittklassigen Regionalliga spielt, hat es anders als das erstklassige Männerteam kein automatisches Startrecht im DFB-Pokal. In der abgelaufenen Saison gelang dafür gleich eine doppelte Teilnahmeberechtigung, da die Mainz-05-Frauen den Landespokal 2023/2024 durch ein Tor in der Verlängerung von Finja Weiß mit 1:0 gegen den SC Siegelbach gewannen und Meisterinnen in der Regionalliga-Südwest 2023/2024 wurden.
So lief die Pokal-Saison für die 05-Frauen
In der ersten DFB-Pokalrunde der aktuelle Saison musste das Team auswärts beim VfB Stuttgart antreten. Im Dauerregen auf einem Nebenplatz des Neckarstadions gelang gegen den ambitionierten Regionalliga-Süd-Aufsteiger ein 2:1-Auswärtssieg durch Tore von Rückkehrerin Jule Stendebach und Nadine Anstatt. In der zweiten Runde wurde ebenfalls ein Team aus der Regionalliga Süd besiegt – diesmal am heimischen Bruchweg vor 750 begeisterten Fans. Mit einem souveränen 3:0 durch Doppeltorschützin Maja Pageler und Neuverpflichtung Vital Kats zogen die Nullfünferinnen gegen Kickers Offenbach ins Achtelfinale ein.
Das Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg ist sicherlich das bisherige Highlight in der Karriere vieler Nullfünferinnen. Leider werden verletzungsbedingt die sechs Spielerinnen Lisa Gürtler, Jana Meierfrankenfeld, Ebru Uzungüney, April Fritz, Sarah Khalifa und Sabine Ebnicher dieses Highlight nur vom Spielfeldrand beobachten können. Während die Wolfsburgerinnen Dauerabonnentinnen des DFB-Pokals sind und die letzten 10 (!) Titel in Folge gewinnen konnten, nehmen die Nullfünferinnen aktuell einen neuen Anlauf, um in die 2. Liga aufzusteigen. Aktuell ist das Team (wie Wolfsburg) Spitzenreiter in ihrer Liga. Die beiden Torjägerinnen Nadine Anstatt (13) und Vital Kats (10) haben in 10 Ligaspielen bereits 23 Tore erzielt. Am letzten Spieltag gewannen die Nullfünferinnen 13:0 gegen die Aufsteigerinnen des SV Dirmingen.
Sicherlich wird niemand eine Torflut gegen die Wolfburgerinnen erwarten und das Augenmerk mehr auf die Abwehrarbeit gelegt. Insgesamt musste die neue Stammtorhüterin Mamiko Matsumoto im Pokal erst einmal und in der Liga in zehn Spielen erst dreimal hinter sich greifen. Spielte Kara Bathmann letztes Jahr im DFB-Pokal noch für den MSV Duisburg und zog damals gegen die Mainz-05-Frauen ins Viertelfinale ein, ist sie jetzt fester Bestandteil der Nullfünferinnen-Abwehr und sehr torgefährlich (4 Ligatore). Aus ihrer Duisburger Zeit kennt sie die Gegnerinnen, musste sich jedoch mit ihrem Team in der letzten Bundesliga-Saison zweimal geschlagen geben. Vielleicht ist am Samstag die Zeit gekommen, um gegen die Wolfsburgerinnen zu gewinnen und endlich wieder ein Wunder im DFB-Pokal in Mainz geschehen zu lassen, so wie 1965, denn der Pokal hat seine eigene Gesetze, wie wir bekanntlich wissen.
Über den Autor
Christoph Kessel ist in Mainz geboren und betreibt den Reise- und Fußball-Blog „Meenzer on Tour“ seit 2009. Der passionierte Mainz 05-Fan hat 2022 sein viertes Buch „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“ veröffentlicht.