„Lasst nie eure Drinks unbeaufsichtigt“ – diese Warnungen sprechen Polizei und Frauennotrufe bereits seit Jahren aus. Sie richten sich meist an junge Frauen, denen „Knock-Out (K.O.)“-Tropfen unbemerkt ins Glas gegeben werden.
Die Opfer sollen somit gefügig gemacht werden („Spiking“). Die Tropfen versetzen einen in einen willen- und hilflosen Zustand. Immer wieder werden die Betroffenen anschließend sexuell missbraucht oder beraubt, einige werden sogar bewusstlos. Oft erinnern sie sich anschließend an nichts mehr. Stattdessen können sie tagelange Nachwirkungen erleiden, darunter Konzentrationsstörungen, Atemnot, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Auch Muskelkrämpfe und Verwirrtheit können auftreten.
Als Lösungsmittel einfach zu beschaffen
In der Regel handelt es sich bei den „K.O.-Tropfen“ um Mixturen, zunehmend aber auch um die Partydrogen GHB oder GBL. GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) fällt unter die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften, für GBL (Gamma-Butyrolacton) hingegen gibt es keine Beschränkungen. Es ist als Lösungsmittel in etlichen Reinigungsmitteln enthalten und kann preiswert über das Internet beschafft werden. Im Drink fällt es kaum auf, da es durchsichtig ist. Im Körper hat es jedoch den selben Effekt wie GHB. Richtig dosiert, kann bereits nach wenigen Minuten für eine Weile ein Wohlempfinden, Entspannung und Enthemmung einsetzen.
Der Frauennotruf Mainz warnt inzwischen davor, dass sich GBL zunehmend in der Jugendszene verbreitet, wo es als billiger Ersatz für Alkohol gilt. Das Gefährliche: Bereits sehr geringe Überdosierungen oder der gleichzeitige Konsum von Alkohol kann tödlich enden, da es das Nervensystem lähmt. Nachzuweisen ist der Konsum nur schwierig, denn nach spätestens zwölf Stunden ist er aus dem Blut verschwunden.
Ohnmächtig auf der Club-Toilette
In der Clubszene sind die G-Drogen, auch „Liquid Ecstasy“ genannt, ebenfalls immer mehr verbreitet. Sie führen zu Ekstase, die Nutzer fühlen sich sexuell stimuliert. Aus Berlin hört man immer wieder von ohnmächtigen Clubbesuchern auf Toiletten, die im Krankenhaus landen.
„G“ gilt laut dem aktuellen Europäischem Drogenbericht noch als „Nischendroge“. Doch immer wieder treten auch Todesfälle auf. Eine Merkurist-Anfrage an das Landeskriminalamt (LKA) ergibt, dass in Rheinland-Pfalz bisher noch keine Fälle bekannt geworden sind. Doch das LKA weist auch auf die Gefahren hin: „GHB/GBL wirkt ähnlich wie Ethanol, nur deutlich stärker“, so Pascal Widder aus der Pressestelle. Tödliche Vergiftungen seien im Vergleich zu Ethanol deutlich wahrscheinlicher, vor allem bei einem „unvorsichtigen Umgang“.
Bereits vor zwei Jahren schrieb die TAZ, dass GHB „schon länger ein Problem in der Berliner Partyszene“ sei. So war eine 25-jährige Frau wahrscheinlich nach dem Konsum von GHB gestorben. Wie viele Menschen tatsächlich eine tödliche Dosis konsumiert haben, ist wahrscheinlich aber nur schwer zu beziffern, weil die Substanz nicht lange nachgewiesen werden kann.