Während sich die Bundesliga im August letzten Jahres in der Sommerpause befand, lud Mainz 05 Fans zu einer Verköstigung von Speisen aller Art in das Mainzer Stadion ein. Ziel war es, das Speisenangebot an Spieltagen zu erweitern und von den Testenden Feedback dazu zu erhalten. Um die Speisen den Zuschauenden in Zukunft anbieten zu können, wurde hinter der großen Stehtribüne eigens ein weiterer Catering-Bereich mit zwei Food-Containern geschaffen. Seither gibt es dort an einem Container dauerhaft Fritten mit diversen Toppings. Am anderen Container wechselt das Angebot von Spiel zu Spiel. Zuletzt gab es häufig Pinsa oder Pasta. Bei den bisherigen Stippvisiten fiel auf, dass ein veganes Angebot nicht vorhanden war.
Zwar bietet Mainz 05 bereits seit Jahren im Bereich der Gegengeraden an einem Essensstand eine Auswahl an veganen Speisen wie Suppen oder Salate an. Sie eignen sich aber überhaupt nicht zum Verzehr auf einer vollen Stehtribüne im Gedränge. Die überall im Stadionumlauf angebotenen Pommes und Brezeln sind wahrscheinlich vegan – allerdings sind sie bisher nicht entsprechend gekennzeichnet. Während Flexitarier*innen also seit dem Sommer aus einem deutlich ausgeweiteten Angebot wählen konnten, war dies bisher für Menschen, die sich vegan ernähren, bei Mainz 05 nicht möglich.
Veganer Hot Dog
Zum Heimspiel gegen Bochum gab es an einem der Container einen Hot Dog. Es standen drei Varianten zur Auswahl: mit Rindfleisch, mit Hühnchen und vegan. Gewählt werden konnten drei Zutaten, wobei unter anderem auch vegane Mayonnaise und weitere vegane Produkte wie Saure Gurken und Jalapeños angeboten wurden. Senf und Ketchup standen zusätzlich in großen Gebinden zu Verfügung. Dass auch hier auf Kleinverpackungen aus Plastik verzichtet wurde, zeigt, dass wirklich auf Nachhaltigkeit Wert gelegt wurde.
Während es bisher in vielen Stadien Usus ist, dass eine vegane Wurst mindestens genauso teuer ist wie die konventionelle Variante aus Fleisch, beschritt Mainz 05 auch bei der Preisdifferenzierung neue Wege. Mit 4,90 Euro war die vegane Variante fast 20 Prozent günstiger als die beiden anderen Optionen (5,90 Euro). Damit wird Mainz 05 seinem Ruf als Klimaverteidiger gerecht. Schließlich ist pflanzenbasierte Ernährung deutlich klimafreundlicher als es Fleischerzeugnisse aus der Massentierhaltung sind – vom ersparten Tierleid bei pflanzenbasierter Kost ganz zu schweigen. Die Hot Dogs wurden in einer Pappschachtel mit Papierserviette gereicht, während die bereits erwähnten veganen Couscous-Salate auf der Gegengerade lange Zeit in einem Plastikbecher angeboten wurden. Auch beim Servieren wurde also ein nachhaltigerer Weg eingeschlagen.
Kommunikation ausbaufähig
Ob das vegane Angebot nun zum Standard im neuen Catering-Bereich wird, bleibt abzuwarten. Es ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Menschen mehr Wahlfreiheit beim Essen im Stadion zu bieten. Leider wissen viele Stadiongänger*innen noch gar nicht, dass es dieses Angebot überhaupt gibt. Da sollte der Verein in der Kommunikation noch nachlegen.
Dass die pflanzenbasierte Wahl den Geldbeutel schont, ist ein positiver gesellschaftlicher Nebeneffekt, den der Verein hier sicherlich bewusst einkalkuliert hat. Aber auch mit diesen Hot Dogs wagt sich wahrscheinlich niemand in den Stehblock. Daher wäre es konsequent, demnächst auch eine vegane Wurstvariante im gesamten Stadionrund anzubieten.
Über den Autor
Christoph Kessel ist in Mainz geboren und betreibt den Reise- und Fußball-Blog „Meenzer on Tour“ seit 2009. Der passionierte Mainz 05-Fan hat 2022 sein viertes Buch „Nachhaltigkeit würde der Liga guttun“ veröffentlicht.