Hilferuf aus dem Mainzer Tierheim: Täglich 100 Wildtiere zu versorgen

Sie finden nichts zu essen, werden angefahren oder fallen dem Baumschnitt zum Opfer: Das Mainzer Tierheim muss jedes Jahr mehr Fundtiere aufpäppeln. Was jetzt helfen könnte.

Hilferuf aus dem Mainzer Tierheim: Täglich 100 Wildtiere zu versorgen

Die warme Jahreszeit hat gerade erst begonnen, doch im Kleintierhaus des Mainzer Tierheims herrscht schon Hochbetrieb: Bis zu 100 kleine Tiere, die verletzt oder hungernd in Gärten oder auf der Straße gefunden werden, kommen hier täglich an. Manchmal sind es über 20 Vögel, die an einem einzigen Tag neu hinzukommen und aufwändig versorgt werden müssen.

„Es sind vor allem sehr viele Eichhörnchen, alle Arten von Singvögeln und Igel, die hier abgegeben werden“, berichtet Dagmar Diehl im Merkurist-Gespräch. Einige werden auf der verzweifelten Suche nach Nahrung überfahren, andere fliegen gegen verspiegelte Glasscheiben von Neubauwohnungen oder fallen beim Baumschnitt samt Nest auf den Boden – obwohl eigentlich zwischen Frühjahr und Herbst nicht geschnitten werden sollte.

Tiere werden in Mülleimern gefunden

„Einige Tiere werden in Mülleimern gefunden, da sie von den Menschen einfach entsorgt werden“, so Diehl. Das sind vor allem Vögel, aber auch Gartenschläfer, die im Frühjahr aus ihrem Schlaf gerissen wurden. Ein großes Problem seien auch Stürme sowie der Kälteeinbruch gewesen, der auf die viel zu frühen warmen Temperaturen gefolgt sei. „Das hat viele Schäden verursacht.“ Hinzu komme, dass zum Beispiel junge Hasen von freilaufenden Hunden gerissen und Vögel von Katzen gejagt würden.

Wie Diehl sagt, versorgen die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen jedes Jahr mehr Tiere im Tierheim. „Zum Glück unterstützen uns Feuerwehr und Vollzugsdienst, indem sie die Tiere einsammeln und zu uns bringen, das würden wir alles sonst gar nicht schaffen.“ Zwei festangestellte Pfleger versorgen die Tiere, hinzu kommen die Auszubildenden und die Ehrenamtlichen. Vor allem die Jungtiere benötigen eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung, sie müssen ständig gefüttert werden. Abgemagerte Igel müssen aufwändig und sehr vorsichtig aufgepäppelt werden, mit Infusionen und Spezialfutter.

Es fehlt den Tieren an Nahrung

„Für Igel ist die Situation besonders schlimm, da ihnen die Nahrung fehlt“, so Diehl. So gebe es immer weniger Insekten, die Gärten bieten kaum mehr Unterschlupf und Nahrung. Sogar in den Naturschutzgebieten würden die Tiere immer mehr leiden – unter dem Müll, der hinterlassen wird, und den Partys, die hier abgehalten werden.

Helfen würde es oft schon, wenn flache Wasserschalen aufgestellt werden, an denen Kleintiere ihren Durst stillen können. Bei großen Bottichen sei wichtig, dass sie eine Ein- und Ausstiegshilfe haben, damit die Tiere nicht darin ertrinken. Auch sollten die Behälter täglich gereinigt werden. Für Igel eignet sich hochwertiges Katzenfutter mit einem hohen Fleischanteil, für Eichhörnchen kann man Nüsse auslegen. Selbst versorgen sollte man die Tiere jedoch nicht, da eine falsche Fütterung lebensgefährlich sein kann. „Dann kommen Vögel, die mit Haferflocken und Wasser gefüttert wurden, zu uns und sterben kurze Zeit später“, so Diehl.

Besser ist es, beim Tierheim anzurufen, direkt hinzufahren oder sich anderweitig beraten zu lassen. In den Sozialen Medien etwa gibt es etliche Anlaufstellen. „Wenn jeder ein bisschen machen würde, wären wir nicht in der Situation, in der wir heute sind“, so Diehl.

So könnt ihr das Kleintierhaus unterstützen

Wenn ihr ein Wildtier findet, könnt ihr das Kleintierhaus unter folgender Telefonnummer erreichen: 06131 687066. Das Kleintierhaus befindet sich im Tierheim Mainz in der Zwerchallee 13-15. Aktuell werden vor allem große Boxen benötigt (ohne Gittertür), mit denen kleine Tiere sicher transportiert werden können.

Infos gibt es auch im Internet, etwa über die Wildvogelhilfe, Wildtierschutz Deutschland, Wildvogelhilfe-Notfälle oder Free your help for Animal Mainz.