Spektakulärer Fund auf Mainzer Baustelle

Auf einer Baustelle der Translationalen Onkologie (TRON) wurden bemerkenswerte Funde aus der Römerzeit gemacht.

Spektakulärer Fund auf Mainzer Baustelle

Bei Bauarbeiten für ein neues Krebsforschungszentrum in der Mainzer Oberstadt wurde ein spektakulärer Fund gemacht: Über hundert Kisten voller historischer Schätze, darunter eine Götterstatue und eine Grabinschriftenstele, wurden während der Bauarbeiten gefüllt. Die wichtigsten Fundstücke stellten Innenminister Ebling (SPD) und Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) am Montag, 26. August, vor.

Von Speicherkellern bis zu Gebäuden mit Fußbodenheizung

Da das Krebsforschungszentrum im Umfeld einer zivilen römischen Siedlung gebaut wurde, seien die Fundstücke aus der Römerzeit keine Überraschung, so Dr. Ulrich Himmelmann, Leiter der Landesarchäologie. Die Siedlung habe zur Versorgung eines römischen Legionslagers gedient, das zeitweise über 32 Hektar groß war, berichtet er weiter. Hier wurden bis zu 12.000 Soldaten untergebracht.

„Wir bemühen uns gerade wie bei einem Kriminalfall, die Fundstücke so schnell wie möglich zu bergen“, erklärt Himmelmann weiter über die Ausgrabungsarbeiten. Dazu würde der Erdboden systematisch dekonstruiert werden: „Der ursprüngliche, natürliche Erdboden lag deutlich tiefer als heute. Die Römer haben in der Zeit, in der sie hier waren, aufgesiedelt.“ Teilweise würden deswegen mehrere Fundstücke übereinander liegen. Unter den Ausgrabungen gebe es Fragmente von Speicherkellern, Hausstrukturen und auch ein Gebäude mit Fußbodenheizung.

„Aus wissenschaftlicher Sicht war das Römische Reich eine Hochkultur, wir knüpfen daran heute an mit dem Standort in Mainz für die medizinische Wissenschaft“, sagt Wissenschaftsminister Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD). „Die Errungenschaften, die wir sehen, waren technischer Natur. Heute würden wir sagen, die Römer waren stark in den MINT-Fächern.“

Grabinschriftenstele und Götterstatue

Während ein Großteil der Funde noch nicht weiter ausgewertet wurde, sei die Bedeutung von zwei Funden schon jetzt herausragend: eine Grabinschriftenstele, die direkt vor dem Legionslager stand, und eine Götterstatue, die einen Genius zeigt.

Die Stele sei deswegen interessant, da sie inmitten der römischen Siedlung liege. Normalerweise beerdigten die Römer in ihren Städten keine Menschen. Deswegen gehe man davon aus, dass es sich um ein besonderes Grab handele, so Himmelmann. „Wir sind gespannt, ob wir hier das Rätsel lüften können, um wen es sich handelt.“

Ein anderer wichtiger Fund sei eine Statue aus Sandstein. Besonders an ihr ist laut Himmelmann nicht nur ihre sorgfältige und hochwertige Ausfertigung, sondern die Tatsache, dass die Statue nur 50 Zentimeter unter dem Erdboden lag und dennoch gut erhalten war. Die Statue wurde etwa 300 nach Christus hergestellt und könne mit der Statue der römischen Göttin Salus verglichen werden. Auch Innenminister Ebling (SPD) ist von der Statue beeindruckt: „Mich fasziniert diese Statue. Wenn man genauer hinschaut, wird deutlich, wie fein der Stein verarbeitet wurde. Das ist hohe handwerkliche Kunst.“

Ausblick für die TRON-Baustelle

Während die Fundstücke für die Landesarchäologie von großer Bedeutung sind, verzögert sich die Vollendung der Baustelle wegen der Ausgrabungen. Bis jetzt haben die Funde die Bauarbeiten bis zu zwei Monate verzögert. Mit mehr Personal sollen die Verzögerungen jedoch möglichst gering gehalten werden. „Es ist nicht irgendeine Baustelle, sondern ein wichtiges Projekt, an dessen Vollendung wir alle ein großes Interesse haben“, so Ebling über die Fertigstellung der Krebsforschungsanlage. Das Gebäude soll Anfang 2027 mit insgesamt sechs Stockwerken fertiggestellt werden.

500 Jahre römischer Geschichte

Die archäologischen Ausgrabungen sollen voraussichtlich bis Ende 2024 abgeschlossen werden. Kleinere Fundstücke kommen laut Himmelmann in die Werkstätten der Landesarchive, wo sie zunächst gereinigt und konservatorisch behandelt werden. Danach erst könnten die Funde wissenschaftlich untersucht werden. Damit die Ausgrabungen so schnell wie möglich vorangehen, arbeiten 20 Mitarbeiter der Landesarchäologie auf der Baustelle.

„Wir befinden uns in einem ständigen Austausch mit TRON, um immer wieder nachzujustieren. Archäologie ist nicht wirklich planbar, Baustellen dieser Größe aber auch nicht“, sagt Himmelmann. Größere Fundstücke wie Mauern sollen zunächst dokumentiert und dann kontrolliert abgebaut werden: „Es ist eine sehr herausfordernde Grabung, sowohl für die Mitarbeiter, als auch auf der Leitungsebene. Insgesamt liegen 500 Jahre römischer Geschichte übereinander.“