Mainz trauert um Marita Boos-Waidosch

Die langjährige Mainzer Behindertenbeauftragte Marita Boos-Waidosch ist tot. Oberbürgermeister Nino Haase würdigt sie als engagierte Streiterin für die Belange beeinträchtigter Menschen.

Mainz trauert um Marita Boos-Waidosch

Die langjährige Behindertenbeauftragte Marita Boos-Waidosch ist gestorben. Das teilte die Stadtverwaltung am Donnerstag (2. Oktober) mit. Oberbürgermeister Nino Haase äußerte sich mit „großer Trauer und Fassungslosigkeit“ zu der Nachricht.

„Die Nachricht vom Tode von Frau Boos-Waidosch lässt uns fassungslos zurück“, so Haase. Die Trauer sei groß, zumal die Nachricht während der Stadtratssitzung am Vortag noch nicht bekannt gewesen sei. „Unsere Gedanken sind ob dieser tragischen Nachricht daher bei ihrer Familie und allen Angehörigen, denen ich das tiefe Beileid und Mitgefühl im Namen von Verwaltung und des Mainzer Stadtrates ausspreche.“ Mainz verliere eine engagierte und hochgeschätzte Bürgerin, die eine „kompetente, stets sachlich und nahbar agierende, klare Persönlichkeit“ gewesen sei.

Marita Boos-Waidosch wurde 1953 in einem Ort an der Mosel geboren. Von Mai 1993 bis September 2018 war sie bei der Stadt Mainz angestellt, zunächst im Sozialamt. Kurz nach ihrem Dienstbeginn übernahm Boos-Waidosch, die auf einen Rollstuhl angewiesen war, das Amt der städtischen Behindertenbeauftragten, das sie bis 2018 innehatte.

Grundlagen für Barrierefreiheit gelegt

Laut Oberbürgermeister Haase legte sie viele Grundlagen für Debatten zur Barrierefreiheit und für inklusive Maßnahmen, die in Mainz seitdem fest etabliert sind. „Dabei war Marita Boos-Waidosch omnipräsent, hartnäckig und klar in ihren Forderungen zur Reduzierung von solchen Barrieren – sowohl baulich-räumlich als auch auf der übergeordneten Ebene“, so Haase. Viele Verbesserungen und das strategische Vermeiden früherer Baufehler gingen auf ihr Engagement zurück.

Außer ihrer Tätigkeit für die Stadt engagierte sich Boos-Waidosch auch viele Jahre für die Grünen im Mainzer Stadtrat. Haase beschreibt sie als inhaltlich entschieden, aber zugleich als eine „stets gern gesehene Persönlichkeit“, die einen persönlichen Umgangsstil gepflegt habe, „den wir heutzutage wieder viel mehr bräuchten.“

„Selbstbestimmung statt Bevormundung“

Für ihr Engagement wurde Boos-Waidosch 2018 mit der Gutenberg-Statuette ausgezeichnet. Sie zählte zu den Gründungsmitgliedern des „Zentrums für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen“ (ZsL), das 1993 gegründet wurde. Außerdem war sie auf Bundes- und Landesebene aktiv, etwa im Landesbehindertenbeirat. Ihr Lebensmotto lautete „Selbstbestimmung statt Bevormundung“.

„In genau diesem Wortsinne hat Marita Boos-Waidosch ihr Leben und ihr vielfältiges gesamtgesellschaftliches Engagement gestaltet“, sagte Haase abschließend. „Sie wird uns auf der politischen, als auch auf der menschlichen Ebene sehr fehlen.“