Vor etwa zwei Monaten wurden die Große Bleiche und das Regierungsviertel für den Autoverkehr gesperrt. Zwei Wochen sollte hier eine autofreie Zone für Mainz getestet werden.
Die Maßnahme betraf das gesamte Umfeld des Kurfürstlichen Schlosses, der Großen Bleiche, des Landtags, des Deutschhausplatzes und des Platzes der Mainzer Republik. Man wollte schauen, wie das Angebot, das weitgehend in Eigenregie ablaufen sollte, angenommen werde, so die Stadt. So wurde etwa der Brunnen am Ernst-Ludwig-Platz wieder in Betrieb genommen, die Fläche am Schloss begrünt und Spielflächen angelegt. Es fanden Aktivitäten von Vereinen statt, zudem Führungen und Workshops.
22 Empfehlungen als „bürgerlicher Konsens“
Ein wichtiger Aspekt des Konzepts „Forum Regierungsviertel“ war es, die Bürger mit einzubeziehen. Erste Umfragen unter 1200 Menschen vor Ort hatten ergeben, dass 86 Prozent die Ziele hinter dem Konzept richtig fanden.
Vorher und nachher fanden mehrere öffentliche Veranstaltungen zu dem Thema statt. Nun wurde das „Forum Regierungsviertel“ abgeschlossen. Grundlage für die künftigen Planungen sollen nun 22 Empfehlungen bieten, die als „bürgerlicher Konsens“ gelten. Einstimmig verabschiedet wurden die Empfehlungen bereits innerhalb des Forums, nun sollen sie demnächst den politischen Gremien der Stadt Mainz zur Verabschiedung vorgelegt werden. Anschließend wird es weitere Qualifizierungsverfahren geben.
Drei Gestaltungsleitsätze hat das Forum entwickelt, die auf die „gesellschaftliche Realität“ und die künftigen Herausforderungen abgestimmt seien, heißt es. Sie lauten: Geschichte sichtbar machen, Orte für Gemeinschaft schaffen und Stadtgrün zukunftsfähig entwickeln. Über 900 Einzelvorschläge wurden zudem eingereicht, wie das Regierungsviertel künftig gestaltet werden kann. Insgesamt haben sich 1700 Menschen am Beteiligungsprozess beteiligt.
Daraus wurden 22 Empfehlungen erstellt, von denen wir euch einige vorstellen:
Schatten, Kühlung und Grün
Flächen sollen weitgehend entsiegelt werden und das Regierungsviertel so gestaltet, dass es im Sommer viel Schatten bietet. Vorhandene Bäume sollen geschützt und neue Bäume gepflanzt werden. Dabei soll aber die Sicht auf historische Gebäude frei bleiben. Auch Dächer und Fassaden sollen möglichst begrünt und Wasserspender aufgestellt werden.
Funktionsachse Schloss – Naturhistorisches-Museum – Dom
Die Achse vom Schloss über das Naturhistorisches-Museum zum Dom soll deutlich aufgewertet und als „attraktiver, geschichtsträchtiger Weg“ gestaltet werden. Dazu gehört auch eine Aufwertung der Reichklarastraße, insbesondere am Zugang zur Flachsmarktstraße.
Historische Denkmäler
Die historischen Denkmäler des Regierungsviertels sollen besser zur Geltung kommen, indem mehr Freiraum geschaffen wird. Auch sollen sie sehr viel stärker erklärt und sichtbar gemacht werden. So soll etwa das Kurfürstliche Schloss stärker in das Umfeld integriert werden. Auch „verlorenes“ Erbe, wie die alte Kanzlei, St. Gangolf und die Martinsburg sollen wieder sichtbar werden.
Jubiläumsbrunnen
Der 1962 errichtete, denkmalgeschützte Jubiläumsbrunnen wurde vor einigen Jahren außer Betrieb genommen. Er soll mit seinen Inschriften instand gesetzt und neu inszeniert werden.
Verkehr
Weniger motorisierter Individualverkehr, dafür mehr öffentliche Freiräume: Wird die Große Bleiche auch langfristig autofrei? Hier scheint man sich nicht ganz einig zu sein. Fest steht: Die Zufahrt zu den Tiefgaragen muss weiterhin möglich bleiben. Auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, die insbesondere die Gerichte und öffentliche Einrichtungen erreichen müssen, sollen mit in die Planung einbezogen werden. Das oberirdische Parken, vor allem auf dem Parkplatz Schloss und auf dem Deutschhausplatz, soll indes stark reduziert werden. Hier sollte im weiteren Planungsprozess ein Verkehrskonzept erarbeitet werden.
Das Regierungsviertel soll zudem häufiger von Fußgängern und Radfahrern durchquert werden können. So soll das Viertel belebter werden. Auch Fahrradabstellanlagen sollen an verschiedenen Orten errichtet werden.
Gemeinschaftsorte und Verpflegung
Die Aufenthaltsqualität soll mit Sitzgelegenheiten, Treffpunkten und Überdachungen als Regenschutz gesteigert werden. Dazu kann zum Beispiel auch ein inklusiver Spielplatz gehören. Ebenso ist ein sozialer Treffpunkt mit niedrigpreisigen Angeboten zur Verpflegung angedacht sowie die Erhaltung konsumfreier Orte.
Sanitäranlagen, Mülleimer, Pflege
Kostenfreie, barrierefreie öffentliche Toilettenanlagen soll es ebenso geben wie ausreichend große Mülleimer. Zudem soll die Bepflanzung so geplant werden, dass sie mit den vorhandenen Mitteln dauerhaft bewässert und gepflegt werden kann.
Alle Infos zum „Forum Regierungsviertel“ findet ihr hier.