Army Airfield Mainz: Als Hunderte amerikanische Soldaten hier lebten

Seit den 1950ern prägten die US-Streitkräfte den Finther Flugplatz. Amerikanische Soldaten waren ein fester Bestandteil des Finther Ortsbildes. Umso überraschender war ihr plötzlicher Abzug 1992.

Army Airfield Mainz: Als Hunderte amerikanische Soldaten hier lebten

Mit dem Zweiten Weltkrieg bekam Mainz einen Flugplatz. Angelegt wurde er damals in Finthen, für Nachtjagdflugzeuge. Zwangsarbeiter und Angestellte des Reichsarbeitsdienst begannen ab 1939 mit dem Bau, der bis 1945 gehen sollte.

Als der Krieg endete, übernahmen alliierte Truppen den Flugplatz. Von 1945 an wurde er für einige Wochen von den US Army Air Forces genutzt, bevor die französische Armee ihn für sich beanspruchte. Die Amerikaner kamen Ende der 1950er Jahre zurück und sollten 34 Jahre lang bleiben. Grund für ihre Stationierung in Mainz war die Verpflichtungen der Amerikaner gegenüber der NATO. Raketeneinheiten nutzten unter anderem das Gelände, um ihr Können zu demonstrieren.

Von Mannheim und München nach Mainz

Offiziell zogen ein Transportbataillon und eine Transportkompanie der 7th Aviation Group im Januar 1961 fest von Mannheim nach Finthen. Sie waren zuständig für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten sowie die Luftunterstützung aller Einheiten der 7th US-Army. Auch zwei Helikopter waren vor Ort. Kurz darauf wurde eine weitere Transportkompanie samt Helikoptern aus München nach Finthen verlegt. Als die Berliner Mauer gebaut wurde, rückten mobile Raketenverbände mit Redstone-Raketen nach Finthen ein. „Eine schreckliche Zeit, wenn wir uns erinnern, wie nah wir dran waren (am Krieg) und noch schrecklicher, wenn wir uns heute an diese Zeit erinnern“, beschrieb der Veteran Chuck Thompson diese Zeit.

Im Ober-Olmer Wald bei Wackernheim wurden zudem zwei Sondermunitionslager der US-Armee eingerichtet. In einem davon (US Site No 20) waren wohl in drei Munitionsbunkern unter anderem Atomgranaten gelagert.

Bewaffnete Helikopter und mobile Raketeneinheit

Ab 1963 wurden von Finthen aus vor allem Truppen transportiert und die Streitkräfte unterstützt. Die Air Cavalry Troops waren die ersten reinen Kampfeinheiten der Heeresflieger, ihre Helikopter waren alle bewaffnet. Gemeinsam mit Infanterie und anderen Einheiten übernahmen sie die Aufgabe der traditionellen Kavallerie.

Außer ihnen befanden sich im Lauf der Jahre etliche andere Abordnungen und Abteilungen in Finthen, darunter etwa eine mobile Raketeneinheit, die mit der ballistischen Mittelstreckenrakete Redstone ausgestattet war, eine Abteilung zur Überwachung des Luftverkehrs sowie ein Medical Battalion zur medizinischen Versorgung. Auch unterschiedliche Platoons der Militärpolizei und eine Abteilung für den Wetterdienst waren zeitweise vor Ort. Außerdem fanden immer wieder militärische Übungen auf dem Layenhof statt.

Neue Gebäude samt Kapelle und Theater wurden gebaut

Im Jahr 1965 werden im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland Betriebsgebäude des Flugplatzes renoviert und neue errichtet, darunter Truppenunterkünfte, ein Theater, eine Apotheke, weitere Hangars, eine Kapelle und Wohnungen für Familien (Family Housing Area). Vier Jahre später wurden „schwere Helikopter“ von Oklahoma nach Finthen verlegt, die Lasten bis über elf Tonnen transportieren konnten. In einer feierlichen Zeremonie mit Oberbürgermeister Jockel Fuchs wurde 1973 jeweils der Name einer deutschen Partnerstadt auf die in Finthen stationierten Skycranes übertragen. Den Namen „Mainz“ erhielt der Helikopter 68-18461. Im gleichen Jahr wurde die 326. Transportabteilung deaktiviert, dafür kamen weitere Transporthelikopter („Bananenhubschrauber“) von Georgia nach Finthen.

Ab 1978 waren fünf weitere Kompanien mit einem primären Kampfauftrag und insgesamt 116 Helikoptern hier stationiert. Ende des Jahres landete Queen Elisabeth II auf dem Finthen Army Airfield, um der Stadt Mainz einen Besuch abzustatten. Zwei Jahre später besuchte Papst Johannes Paul II Mainz und hielt am 16. November eine heilige Messe auf dem eigens dafür hergerichteten Finther Flugplatz vor 200.000 Besuchern.

Betreten nur mit Passierschein

Nach einigen Umstrukturierungen in den darauf folgenden Jahren wurde das ganze Areal im Jahr 1986 umzäunt und militärisch abgeriegelt. Es war die Zeit des Kriegs gegen Libyen. Sogar die Finther Bauern, die in dem Gebiet ihre Felder bewirtschaften, durften es nur noch mit Passierschein durchfahren.

Nach fast 34 Jahren zogen die Amerikaner im Jahr 1992 feierlich und schnell aus Finthen ab und damit ein Jahr früher als geplant. Alle Dinge, die nicht mehr benötigt wurden, wurden öffentlich versteigert. Der Ober-Olmer Wald gehörte noch bis zum Jahr 1993 zum Nato-Luftverteidigungsgürtel.

Heute starten und landen Privatflugzeuge auf dem Finther Flugplatz. In der Nähe wurde ein Übungsgelände der US Army in Wiesbaden eingerichtet, ebenso wie im Großen Mainzer Sand.

Basis für diesen Artikel bildeten größtenteils die Recherchen von Ingo Schlösser vom Heimat- und Geschichtsverein Finthen e.V.