Tausende Besucher strömen von Frühling bis Herbst jeden Samstag auf den Liebfrauenplatz zum Marktfrühstück, das inzwischen als „Kult-Event“ gilt. Veranstaltet wird es von den Mainzer Winzern, die abwechselnd dort Wein ausschenken. In den letzten Jahren gab es jedoch immer wieder Ärger, vor allem mit den Anwohnern und den ansässigen Geschäften. Der Grund: Etliche Menschen pinkelten in die Gassen, hinterließen Massen an Scherben und beschallten mit lauten Boomboxen die Umgebung.
Hinzu kam vor allem in der Anfangszeit, dass der Zulauf so groß war, dass es kein Durchkommen zu den Geschäften gab. Manche sprachen vom „Ballermann am Dom“ beziehungsweise Fischtor. Die Ladenbesitzer kritisierten, dass ihr Umsatz zurückging, da das Event die Kunden verschrecken würde – und das am normalerweise umsatzstärksten Tag der Woche. „Der ursprüngliche Charakter des Marktfrühstücks ist damit verloren gegangen“, hieß es etwa aus dem Altstadt-Ortsbeirat.
„Mainzgefühl“ aufleben lassen?
Stadt und Winzer versuchten gegenzulenken, richteten Absperrungen entlang der Häuser ein, stellten zusätzliche Toiletten sowie Mülleimer auf und kontrollierten mehr. Entzerrt werden sollte der Ansturm, indem der Weinstand am Liebfrauenplatz von weiteren am Leichhof und am Fischtor ergänzt wurden.
„Gemeinsam mit der Stadt Mainz wollen wir das ‘Mainzgefühl’ aufleben lassen und dem kulturellen Anspruch als Weinhauptstadt Deutschlands gerecht werden“, teilte der Vorsitzende der Mainzer Winzer, Ralf Boller, im April 2023 mit. „Auch an diesem schönen Platz wünschen wir uns von allen Besucher:innen des Weinstandes ein friedliches und respektvolles Verhalten. Nur so können Veranstaltungen wie diese auch funktionieren.“
Wie geht es nach dem Juni weiter?
Vor dem Start in diese Saison gab es nun einen „Runden Tisch“, an dem sowohl die Mainzer Winzer und Betreiber ansässiger Geschäfte als auch Vertreter mehrerer Stadtdezernate teilnahmen. Nun steht auch der Termin des ersten Marktfrühstücks fest: Es ist der 16. März.
Nach aktuellem Stand wird es aber schwierig werden, die Veranstaltung über den Juni hinaus zu betreiben. Dann ab Mitte Juni, nach Abschluss der Johannisnacht, wird nach aktuellen Planungen die Baustelle für das neue Gutenbergmuseum errichtet. „Es ist klar, dass das Marktfrühstück dann weichen wird“, sagt Andreas Hofreuter, Quartierssprecher am Fischtor und Geschäftsführer des Lichtstudios „Nosotros“, gegenüber Merkurist. Offen ist indes, wohin die Weinstände dann ziehen müssen. Eine Antwort der Stadt auf eine Merkurist-Anfrage steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus.
Dem Beginn des Events sieht Hofreuter noch optimistisch entgegen und hofft darauf, dass die vielen geplanten Toilettenschilder in diesem Jahr auch beachtet werden und es weniger „Wildpinkler“ geben wird. „Oft sind es ja nur wenige, die nach ein paar Stunden und Schoppen den Anstand verlieren und negativ auffallen“, so Hofreuter. Er und die anderen Ladenbesitzer wollen nun erst einmal abwarten, wie alles anläuft. Im April dann soll es ein zweites Treffen mit den Winzern und der Stadt geben.