Schon seit Anfang Januar ist bekannt, dass die Windenergie-Fläche für Mainz erweitert wurde. Wo genau jetzt aber neue Windräder gebaut werden sollen, hat sich unter anderem Merkurist-Leser Andreas gefragt.
Wie der zuständige Pressesprecher der Stadt, Ralf Peterhanwahr, erklärt, ist die Erschließung neuer Flächen für Windräder an einige Bedingungen geknüpft. Dr. Jörn Parplies von der wiwi consult GmbH, einem Entwickler für Wind- und Solarenergieprojekte, führt aus: Es müssen bestimmte Abstände zu Siedlungen, Hochspannungsleitungen, Naturschutzgebieten, Militär und vielen weiteren Gegebenheiten eingehalten werden. Darüber hinaus muss das Windaufkommen an den ausgewiesenen Stellen groß genug sein. Wenn man all diese Faktoren einbeziehe, bleibe in und um Mainz nur wenig Fläche, die sich für Windenergieanlagen eigne. Der aktuelle Flächennutzungsplan weise diese relativ kleine Konzentrationsfläche aus: das sogenannte „Sondergebiet Windenergie“. Damit bestehe aber zugleich eine Ausschlusswirkung, die die Errichtung von Windenergieanlagen außerhalb des ausgewiesenen Gebiets untersage. Der Flächennutzungsplan müsste also geändert werden, damit neue Gebiete um Mainz mit Windrädern bestückt werden können.
Neue Windenergiefläche bei Hechtsheim
Kürzlich konnte aber dennoch eine weitere Fläche für Windenergieanlagen hinzugewonnen werden, so Peterhanwahr: Seit dem 18. November 2022 sei bekannt, dass für die Errichtung von Windenergieanlagen eine zusätzliche Fläche von circa 29,2 Hektar genehmigt wurde. Das entspreche bei einer Konzentrationsfläche von rund 77,6 Hektar rund 38 Prozent der Gesamtfläche.
Parplies erklärt die Gründe für die Flächenerweiterung folgendermaßen: Das „Sondergebiet Windenergie“ habe im letzten Herbst vergrößert werden können, weil das „Landesentwicklungsprogramm 4“ geändert worden sei. Bei dieser Änderung sei der Abstand, den Windenergieanlagen zu Siedlungen haben müssen, verringert worden. So habe es sich ergeben, dass bei Hechtsheim eine neue Fläche für die Windenergienutzung freigegeben werden konnte, die zuvor ausgeschlossen war.
Dass das „Sondergebiet Windenergie“ an dieser Stelle erweitert wurde, wundert Parplies nicht. Die Fläche zwischen Klein-Winternheim, Hechtsheim und Bodenheim, in deren Norden das neu ausgewiesene Gebiet liegt, habe in der Nähe von Mainz das höchste Potenzial für Windenenergieanlagen. Aktuell stehen dort bereits acht Windräder. Bald könnten also weitere Folgen. Die Betreiber haben jetzt Gelegenheit, entsprechende Anträge bei der Stadt zu stellen.
Weitere Mainzer Flächen in Prüfung
Peterhanwahr zufolge wird derzeit außerdem ermittelt, ob das „Sondergebiet Windenergie“ noch weiter vergrößert werden könne. So könnte der Windpark zwischen Klein-Winternheim, Hechtsheim und Bodenheim eventuell auch noch nach Süden erweitert werden. Zunächst müsste aber umfassend geprüft werden, ob eine solche Erweiterung die Zug- und Rastvögel beeinträchtigen könnte.
Aktuell werden laut Peterhanwahr zudem auf Bundesebene verschiedene Gesetze vorbereitet, die ebenfalls Einfluss auf die Ausweisung von Flächen für Windenergienutzung haben. Darum kann er derzeit noch keine gesicherten Prognosen für weitere Genehmigungen von Windenergie-Gebieten bei Mainz treffen. Auch Parplies weist darauf hin, dass ab Sommer die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) für die Genehmigungen zuständig sein solle.
„Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist von herausragender Bedeutung, um die kommunalen sowie nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren“, sagt Peterhanwahr weiter. Widerstand aus der Bevölkerung gegen den Ausbau sei ihm hingegen nicht bekannt. Bei jedem Flächennutzungsplanverfahren sei die Bevölkerung in zwei Stufen beteiligt. So werde sichergestellt, dass alle Interessen berücksichtigt werden. Die Öffentlichkeit habe also die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.
Ist-Bestand
Auf Mainzer Gemarkung stehen im angesprochenen Windpark derzeit fünf Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 14.100 Kilowatt, so Peterhanwahr. Zudem gäbe es noch drei ältere Anlagen. Diese stehen auf Klein-Winternheimer Gemarkung und haben eine Leistung von 1800 Kilowatt. Zusammen ergibt sich für alle acht Anlagen eine Leistung von 15.900 Kilowatt.
Für Solaranlagen bei Mainz sind derzeit laut Peterhanwahr keine Flächen ausgewiesen. Parplies ergänzt, dass diskutiert werde, sie entlang Autobahnen oder Bahnstrecken aufzustellen, also dort, wo ebene Flächen vorhanden sind.