Für die Stadt Mainz war es ein historisches Ereignis: Als Teil der SchUM-Stätten wurde der Alte Jüdische Friedhof in Mainz im Sommer 2021 von der UNSESCO als Welterbe anerkannt. Um das besondere Kulturerbe zu pflegen, gibt die Stadt nun eine Renovierung der brüchigen Grabsteine bekannt. Während einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwochnachmittag wurde ein Fördervertrag von Robert Sommer, Ortskurator Mainz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) an Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) übergeben.
Der Friedhof, der auch als „Judensand“ bekannt ist, gilt neben dem „Heiligen Sand“ von Worms als der älteste jüdische Friedhof Europas. Auf dem Friedhofsareal entlang der Mombacher Straße wurden bereits im 11. Jahrhundert Jüdinnen und Juden aus Mainz und Umgebung bestattet. Im unteren Teil des „Judensands“ befinden sich heute etwa 1500 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1700 und 1880. Einige Grabsteine stehen schief, wackeln oder sind brüchig, manche Inschriften sind verfallen und kaum mehr lesbar. Die Restaurierung soll das kulturelle Erbe bewahren.
Um das Projekt zu realisieren, erhält die Stadt Mainz Unterstützung von der DSD. Durch zahlreiche Spenden und der Lotterie GlücksSpirale fördert die DSD die Restaurierungen an 49 gefährdeten Grabsteinen mit 23.500 Euro. Das gesamte Budget für die Erhaltung der Grabsteine liege bei etwa einer Millionen Euro. Die Restaurierung solle voraussichtlich Ende 2024 beginnen, ein genauer Zeitpunkt sei jedoch noch nicht bekannt, so Haase.
Spezielle Restaurierung
Um ihre ursprüngliche Form zu erhalten, werden die Grabsteine gereinigt, mit Konservierungsmittel geschützt, kaputte Stellen werden repariert und die hebräischen und deutschen Inschriften wieder lesbar gemacht. Im Gegensatz zu christlichen Friedhöfen seien bei der Steinrestauration spezielle jüdische Gesetze und Traditionen zu beachten, um die Totenruhe zu berücksichtigen. Während der Arbeiten sollen die Männer eine Kopfbedeckung tragen. Darüber hinaus sei jeder Eingriff in den Boden zu vermeiden. Das bedeutet, dass bei der Restaurierung keine Fundamente in den Boden gegossen werden dürfen, wie es bei anderen Grabsteinen üblich sei, erklärt ein Mitarbeiter der DSD.