Nach Missbrauchsskandal: Bistum Mainz verhüllt Wappen und Büsten

Im Mainzer Tagungszentrum Erbacher Hof wurden Namen und Abbildungen von Persönlichkeiten der katholischen Kirche verdeckt. Sie sollen im Missbrauchsskandal nicht ihrer Verantwortung nachgekommen sein.

Nach Missbrauchsskandal: Bistum Mainz verhüllt Wappen und Büsten

Schilder, Wappen, Namensschilder und Büsten, die an Mainzer Persönlichkeiten der katholischen Kirchengeschichte erinnern, sind seit Kurzem im Erbacher Hof abgedeckt. Grund sind die bekannt gewordenen Fälle von sexualisierter Gewalt im Bistum Mainz.

Wie das Bistum selbst mitteilt, sieht es die Aktion als Teil der Aufarbeitung der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle. Daher wolle man im Tagungszentrum „ein sichtbares Zeichen“ setzen. Auch soll das Abdecken der Namen und Büsten zu Gesprächen über die Vergangenheit veranlassen.

Verhüllung als „sichtbares Zeichen“

Eine vom Bistum beauftragte Aufarbeitungsstudie (EVV) hatte zuvor gezeigt, dass einige dieser Menschen ihrer Verantwortung im Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht gerecht geworden waren. Eine Arbeitsgruppe, der auch Betroffene angehören, wurde damit beauftragt, ein neues Konzept für den Erbacher Hof zu erstellen.

Die Abdeckungen der Raumbezeichnungen nennt das Bistum „Interim“, sie sollen eine vorübergehende Lösung sein. Namen zu den abgedeckten Personen nennt es jedoch nicht in seiner Meldung. Dem SWR gegenüber teilt es mit, dass alle Raumbezeichnungen diese vorläufige Bezeichnung erhielten.

Nachweislich Missbrauchstaten vertuscht

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, die schon länger gefordert hatte, die Tagungsräume „Kardinal Volk-Saal“ und „Bischof Stohr-Raum“ umzubenennen und die Büste von Kardinal Volk im Innenhof zu entfernen, sagte dem Sender, sie begrüße die Maßnahme zwar. Denn Raumschilder, Wappen und Büsten würden Personen zeigen, die „nachweislich Missbrauchstaten vertuscht und Täter geschützt haben“. Dennoch wundere man sich auch hier, dass das Bistum keine Namen bekannt gebe.

In den kommenden Monaten soll laut dem Bistum eine Neugestaltung erarbeitet werden, die einen „angemessenen Umgang mit der Bistumsgeschichte“ findet. Das Bistum spricht dabei von „Transparenz, Verantwortung und Prävention“. „Mir geht es darum, dieses Thema aus der Tabuzone zu holen und darüber ins Gespräch zu kommen. Das ist die wirksamste Prävention“, so Stephanie Rieth, die Bevollmächtigte des Generalvikars. Im Umgang mit sexualisierter Gewalt trage das Bistum Verantwortung gegenüber den Betroffenen und gegenüber der Kirche.

Der Geschäftsführer der Trägergesellschaft des Tagungszentrums, Armin Bierkandt, versichert: „Wir stellen uns als Tagungshaus sehr offensiv unserer Vergangenheit. Wir sehen darin keinen Verlust, sondern einen Gewinn.“ Man wolle den Gästen umfassend gerecht werden und den „Gedanken der Achtsamkeit und Menschenfreundlichkeit“ weiterverfolgen.