Die Stadt Mainz will die Energiewende schaffen – also weg von Öl und Gas und hin zu nachhaltigen Quellen. „Die Wärmeerzeugung macht mehr als 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen aus“, sagt die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne).
Daher wollen die Mainzer Stadtwerke vor allem auf Fernwärme setzen. Warmwasser und Heizwärme sollen also künftig über ein unterirdisches Rohrleitungsnetz kommen. Sie gilt als umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Heizen, denn der Wärmemix kommt unter anderem aus der Müllverbrennung, einem Gas- und Dampfkraftwerk, einem Gasmotorenkraftwerk, einem E-Heizer und verschiedenen Kesselanlagen.
Fernwärme für die Stadt, Wärmepumpen für die Ortsteile
Stück für Stück werde das Netz nun ausgebaut, damit vor allem im Stadtgebiet viele Haushalte angeschlossen werden können, so teilte es der Stadtwerke-Vorstand Dr. Tobias Brosze erst kürzlich mit. Flächendeckend an das Fernwärmenetz angeschlossen werden vor allem die Innenstadtgebiete, also zum Beispiel die Altstadt, die Neustadt, große Teile der Oberstadt sowie Teilgebiete in Gonsenheim, Hartenberg und Mombach. Auch Lerchenberg bekommt eigene Leitungen.
Wer jedoch in einem entfernteren Ortsteil wohnt, für den wird im aktuellen „Wärmemasterplan 2.0“ eine dezentrale Lösung empfohlen, also zum Beispiel Wärmepumpen. Dazu gehören etwa Teile von Hechtsheim, Gonsenheim und Weisenau sowie Laubenheim, Ebersheim, Drais und Marienborn. Viele Menschen stehen nun vor einer Reihe von Fragen – etwa, ob sie demnächst ihre Gasheizung ausbauen müssen, auch wenn sie noch funktionstüchtig ist.
Welche Wärmepumpe arbeitet am effizientesten?
Ein Experte für das Thema ist Tim Gemünden. Er führt die Unternehmensgruppe der Bauunternehmung Karl Gemünden in Ingelheim und berät als Ingenieur auch Kommunen in ihrer Wärmeplanung. Seine Firma setze bereits seit vielen Jahren auf Wärmepumpen – auf verschiedene Weisen, so erklärt er es im Merkurist-Gespräch. Weil sie am effizientesten seien, würden am häufigsten Sole-Wärmepumpen eingebaut, erklärt Gemünden. Sie nutzen die Wärme aus dem Erdreich, um Heizwärme zu erzeugen.
Dazu werden Erdwärmesonden unter der Erde verlegt, also Rohre, die mit Hilfe von Bohrungen 40 bis 100 Meter tief vertikal in die Erde gelassen werden. Dank der relativ hohen Temperatur in solchen Tiefen könne die Wärmepumpe besonders effizient genutzt werden. „Sie erzeugt etwa das Fünfeinhalbfache dessen, was sie an Strom benötigt“, so Gemünden. Zudem könne man im Sommer die Energie dazu nutzen, das Haus zu kühlen, etwa über die Fußbodenheizung.
Luftwärmepumpen als günstigste Lösung
Günstiger und einfacher, aber auch weniger effektiv, sind Luftwärmepumpen. Sie entziehen der Luft außerhalb des Hauses Wärme und erzeugen laut Gemünden etwa das Dreieinhalbfache dessen, was sie an Strom brauchen. Jedoch sinke dieser Wert in den Wintermonaten, wenn die Luft kalt ist, auf unter Eins.
Dennoch könne sich die Anschaffung vor allem im Bestandsbau schon jetzt rechnen, sagt Gemünden: „Wenn man eine Luftwärmepumpe zusätzlich zur Gasheizung betreibt, kann man rund 80 Prozent Gas einsparen.“ Denn das Gas brauche man in dem Fall nur, wenn die Außentemperaturen so kalt sind, dass sich die Pumpe nicht lohne. Kombiniert man das Ganze mit einer Photovoltaikanlage, die den Strom für die Pumpe produziert, sei man schon recht unabhängig von Gaspreisschwankungen.
Bei Neubauten könne sich auch eine Abluftwärmepumpe lohnen. Sie zieht die bereits erwärmte Luft aus dem Haus ab, etwa aus dem Badezimmer, und nutzt sie dann zum Heizen. Weil dazu aber einige Einbauten nötig sind, etwa Ventilatoren und eine Lüftungsanlage, ist diese Lösung im Bestandsbau eher aufwändig zu integrieren. Doch Gemünden sagt: „Bei der Auswahl an technischen Lösungen, die es gibt, findet sich für jedes Haus die passende.“
Kombination verschiedener Lösungen
Erfahrungen mit einer Luftwärmepumpe hat etwa Merkurist-Leserin Lena Becker bereits gemacht. Auch sie setzt auf eine Kombination von verschiedenen Lösungen. Vor zwei Jahren hat sie mit ihrem Mann ein Haus aus dem Jahr 1927 in Marienborn gekauft und komplett renoviert. „Da vorher eine Ölheizung drin war, war für uns klar, dass wir etwas anderes benötigen“, erklärt sie gegenüber Merkurist. Ihr Elektriker hat ihnen damals eine Kombination aus Wärmepumpe, Solar und Speicher empfohlen. Da ihnen wichtig gewesen sei, auf erneuerbare Energien zu setzen, haben sie sich letztendlich auch für diese Form entschieden, so Becker.
Betreiben können sie die Wärmepumpe problemlos selbst, erklärt sie. Indem sie den Stromspeicher sowie ein Cloudsystem im Keller haben, können sie den selbst produzierten Strom auch speichern. Auch ein Wassertank steht im Keller, der die Wärme speichert.
Seitdem regelt die Wärmepumpe mit einer Leistung von 15,5 Kilowatt (KW) für das Paar das Warmwasser sowie die Fußbodenheizung. „Ein großes Plus ist ebenfalls, dass wir nicht abhängig von fossilen Brennstoffen sind“, sagt Becker. Zudem seien sie dank einer großen Solaranlage auf dem Dach auch im Sommer autark – bis auf die Wasser- und Abwasserversorgung.
Mehr Informationen zum Wärmemasterplan in Mainz erhaltet ihr über die Webseite der Stadtwerke.