Rund fünf Minuten dauert die Fahrt: einmal um die große Wiese im Volkspark herum, am Minigolfplatz vorbei und unter dem Klettergerüst des Spielplatzes hindurch. Die „Flotte Lotte“, die kleine Eisenbahn im Volkspark, hat wieder ihren Betrieb aufgenommen.
Auf schmalen Gleisen fährt die ehemalige Bergwerks-Lore seit einigen Tagen bei schönem Wetter Kinder durch den oberen Teil des Mainzer Volksparks. Sogar einen eigenen Lokschuppen sowie einen kleinen Bahnhof hat sie, von wo aus auch kassiert wird – in diesem Jahr sind es 2 Euro pro Person für eine Runde, also 50 Cent mehr als bisher. Eine Merkurist-Leserin fragt sich deshalb: „Ist das noch fair oder schon Wucher?“
Erste Preiserhöhung seit 15 Jahren
Aldo Zanardelli fährt bereits seit 33 Jahren die „Flotte Lotte“ durch den Mainzer Volkspark. 1991 erwarb er die Bahn, zuvor hatte er Restaurants in Weisenau betrieben. „Es ist die erste Preiserhöhung seit mindestens 15 Jahren“, so Zanardelli im Gespräch mit Merkurist. Es werde immer aufwändiger, die Bahn am Laufen zu halten: So seien beispielsweise Ersatzteile nur noch schwer zu bekommen, so dass er sie etwa in Amerika bestellen müsse. Materialkosten seien gestiegen und die Arbeit, die hinter dem Betrieb der Bahn stecke, sei enorm: die häufigen Reparaturen etwa oder die Schienen, die permanent freigehalten werden müssen. „Wenn es stark regnet, läuft Erde und Sand auf die Gleise, das muss ich anschließend wieder rausschaufeln“, erklärt er.
Zanardelli hat zwei Mitarbeiter, die beim Kassieren helfen und Dienste am Wochenende übernehmen. Manchmal helfen ihm auch Freunde bei den Reparaturen. Erst kürzlich waren einige Waggons bei einer Schlosserei in Gonsenheim, damit sie neu beringt werden. „Alles ist teurer geworden“, sagt er.
Keine Unterstützung von der Stadt
Gerne hätte Zanardelli Unterstützung von der Stadt, seit vielen Jahren wünsche er sich etwa zusätzliche Bänke an dem kleinen Bahnhof und einen Unterstand. „Ich habe so oft angefragt, doch nie ist etwas passiert“, sagt er. Auch die Bitten um Auffüllsand für die Gleise oder Wasser für die Blumen, die er neben dem Lokschuppen eingepflanzt hatte, seien nicht erhört worden.
Viele Merkurist-Leser haben Verständnis für die Preiserhöhung. Eine Leserin etwa findet die 50 Cent, die sie nun mehr zahlen muss, „angemessen“. „Wenn man die Freude in den Kinderaugen sieht, dann sind die 2€ gut investiertes Geld. So viel Begeisterung löst keine Kugel Eis aus“, sagt etwa ein Leser. Für die Mainzer ist die kleine Eisenbahn ein Stück Nostalgie – viele Ältere erinnern sich noch, wie sie selbst vor Jahrzehnten in einem der Waggons gesessen haben.
Auch Zanardelli freut sich immer, wenn ältere Besucher ihm erzählen, wie sie bereits als Kinder mit der Bahn gefahren sind. Einige von ihnen bringen sogar alte Bilder mit. „Sie können es kaum glauben, dass es die Bahn überhaupt noch gibt.“ Auch wenn es inzwischen mehrfach Umbauten gegeben hat, an ihrem Äußeren hat sich in den vergangenen 60 Jahren kaum etwas geändert. Vor einigen Jahren kam ein Mann vorbei, der 1965 als Auszubildender bei der Installation der Bahn mitgearbeitet hat, berichtet Zanardelli.
Zanardelli will weitermachen, die Bahn weiter am Leben erhalten. „Für die Kinder“, wie er sagt.
Die Flotte Lotte im Mainzer Volkspark fährt von Frühjahr bis Herbst bei trockenem Wetter täglich ab etwa 15 Uhr, am Wochenende bereits ab 11:30 Uhr.