Augenzeuge: So erlebte ich den Fitnessstudio-Einsatz in Mainz

Mit freiem Oberkörper war am Sonntag ein 28-Jähriger in einem Mainzer Fitnessstudio ausgerastet. Gegenüber Merkurist berichtet ein Augenzeuge nun, wie er die Situation im Studio und den großen Polizeieinsatz erlebte.

Augenzeuge: So erlebte ich den Fitnessstudio-Einsatz in Mainz

Offenbar völlig außer sich randalierte ein 28-Jähriger am Sonntagnachmittag in einem Fitnessstudio in der Großen Bleiche. Mit freiem Oberkörper war der Mann im Studio ausgerastet, warf mit Hantelscheiben um sich und zerstörte einen Spiegel, wie die Polizei am Montag berichtete. Auch soll er andere Kunden des Studios sowie Polizisten zum Kämpfen aufgefordert haben. Sebastian (Name von der Redaktion geändert) erlebte den Vorfall hautnah im Studio mit. Gegenüber Merkurist sagt er nun: „Es ist noch immer ein komisches Gefühl. Aus dem Nichts ist plötzlich eine gefährliche Situation entstanden.“

Wie Sebastian berichtet, habe er gerade eine kurze Trainingspause im besagten Fitnessstudio eingelegt, als ihm der 28-Jährige zum ersten Mal aufgefallen sei. „Er war oberkörperfrei an einem Gerät, was schon auffällig ist, schließlich verstößt das ja gegen die Etikette im Studio.“ Wenig später habe Sebastian dann gesehen, wie der Mann aus Versehen seine Wasserflasche umstieß. Dann sei er zunächst zu einem Boxsack gegangen und habe sich an diesem abreagiert. Anschließend habe der Mann sich wieder zum Fitnessgerät begeben und sei dort aggressiv herumgelaufen. „Er hat sich zwei Hantelscheiben genommen und ist aus meinem Blickwinkel verschwunden“, beschreibt Sebastian.

Menschen stellten sich dem Mann entgegen

Kurze Zeit später habe er ein Scheppern gehört, sagt Sebastian. „Dann habe ich die Scherben vor dem Spiegel gesehen. Der Mann hat dann kleinere Hanteln gegriffen und wahllos herumgeworfen.“ Dabei habe er nicht auf Personen oder Gegenstände im Studio gezielt, auch einen vorangegangenen Streit hat Sebastian nicht bemerkt, wie er sagt. „Zehn bis 15 Menschen sind dann zusammengekommen, haben sich ihm entgegengestellt, allerdings nicht sonderlich aggressiv. Trotzdem hatte ich den Eindruck, der Mann fühlte sich in die Enge getrieben.“ Der 28-Jährige habe dann gerufen „Was wollt ihr?“ und sich dabei aggressiv verhalten.

Sebastian war die Sache nicht geheuer: Er sei schließlich durch das Treppenhaus des Gebäudes ins Freie gegangen, wo er dann kurze Zeit später schon die ersten Polizeiautos „angebrettert“ kommen sah. „Ich würde schätzen, dass mindestens 16 Polizeibeamte im Einsatz waren“, sagt Sebastian. Nach ungefähr fünf Minuten hätten die Beamten den 28-Jährigen dann nach draußen gebracht, dabei habe der Mann bereits Handschellen angehabt, zudem hätten die Polizisten einen sogenannten Schmerzgriff angewendet. Dann habe Sebastian gegenüber den Polizisten ausgesagt und seine Erlebnisse geschildert.

Gab es einen Grund für den Ausraster?

Was Sebastian noch immer nachdenklich macht: Der Mann war offenbar völlig ohne Grund ausgerastet, habe sich so verhalten, als sei er in einer psychischen Ausnahmesituation. „Bei einem Streit oder etwas in der Art hätte ich dazwischengehen können, aber die Situation war für mich so unberechenbar, dass ich mich lieber zurückgezogen habe“, sagt Sebastian.

Wie die Polizei am Montag erklärte, sei der Mann zunächst mit auf die Wache gekommen. Auf richterlichen Beschluss verbrachte der 28-Jährige den Abend dort in einer Zelle, bis er sich beruhigt hatte. Nun muss er mit mehreren Strafanzeigen rechnen.

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