Als Mainz belagert wurde

1793 wurde Mainz von über 30.000 Soldaten eingekesselt und wochenlang bombardiert. Was es damit auf sich hatte – und was Goethe damit zu tun hatte.

Als Mainz belagert wurde

Für Mainz war es der Beginn einer Zeitenwende: Im Juli 1793 endete die Belagerung von Mainz mit einer bitteren Niederlage für die regierenden Franzosen. Nach wochenlangem Bombardement durch preußische und österreichische Truppen musste die französische Besatzung schließlich kapitulieren.

Die Belagerung von Mainz war eine der bedeutendsten militärischen Operationen während des Ersten Koalitionskrieges (1792-1797). In diesem Krieg kämpfte ein Bündnis aus Preußen, Habsburgern und einigen kleinen deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich. Seit 1792 war Mainz von französischen Truppen besetzt, im März hatten die Mainzer Jakobiner um Georg Forster sogar die auf demokratischen Prinzipien beruhende Mainzer Republik ausgerufen. Doch die Koalitionstruppen Preußens und Österreichs wollten die wichtige Festungsstadt am Rhein unbedingt zurückerobern.

Drei Monate Belagerung

Ab dem 14. April 1793 wurde Mainz darum von 32.000 Soldaten, größtenteils Preußen, eingekesselt. Die Franzosen verteidigten die Stadt mit 23.000 Mann. Als die Belagerer nicht vorankamen, begannen sie in der Nacht des 17. Juni 1973 damit, die Stadt zu bombardieren.

In der belagerten Stadt sorgten die Kämpfe bald für große Spannungen zwischen Zivilbevölkerung, Stadtverwaltung und französischem Generalstab. Als die erhoffte Armeeverstärkung nicht kam, nahm der französische Generalstab am 17. Juli, also nach einem Monat Bombardement, Verhandlungen mit den Belagerern auf. Am 23. Juli 1793 kapitulierte Mainz schließlich. Die verbliebenen 18.000 französischen Soldaten durften gehen. Im Gegenzug versprachen sie, für ein Jahr nicht mehr gegen die Koalitionsarmeen zu kämpfen.

Zerstörungen in der ganzen Stadt

Das Bombardement hatte verheerende Folgen für Mainz: Zahlreiche wichtige Gebäude wie das Lustschloss Favorite, der kurfürstliche Marstall, der Jüngere Dalberger Hof und die Domprobstei wurden komplett zerstört. Auch die damaligen Gebäude Liebfrauenkirche und St. Gangolf sowie der Mainzer Dom wurden schwer beschädigt.

Außerdem verlor die Stadt nach der Kapitulation zunehmend ihren Status als kurfürstliche Residenz, das Aus für die kurmainzischen Strukturen begann hier. Die Belagerung von 1793 markierte so den Beginn vom Untergang der mittelalterlichen Mainzer Glanzzeit, der sogenannten Aurea Moguntia.

Johann Wolfgang von Goethe nahm damals als Begleiter des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an der Belagerung teil. Eigentlich sollte er wohl Kriegsberichterstatter sein, erhielt dafür aber nicht genügend Freiheiten. In einem Brief schrieb er: „Gerade das worauf alles ankommt darf man nicht sagen.“ In den 1820er Jahren verfasste Goethe aber einen fiktiven Tagebucheintrag über die Geschichte der Belagerung.