So haben Mainzer Polizisten die Weinmarkt-Schlägerei erlebt

Sie arbeiten, wenn alle anderen feiern und trinken – und müssen in Ausnahmesituationen sofort zur Stelle sein. Mainzer Polizisten erzählen, wie die Schlägerei am ersten Weinmarkt-Wochenende für sie war.

So haben Mainzer Polizisten die Weinmarkt-Schlägerei erlebt

Eine der größten Herausforderungen als Polizist auf dem Mainzer Weinmarkt: nicht ständig von Leuten aufgehalten zu werden, die man kennt. Oder Sprüche von Betrunkenen auszuhalten – vor allem als Frau. Normalerweise ist der Weinmarkt im Stadtpark für die Mainzer Polizei eines der angenehmsten Feste, erzählen die Beamten von der Polizeiinspektion Mainz 1. Doch am vergangenen Wochenende kam es zu einer Schlägerei, bei der auch die Polizisten selbst zur Zielscheibe wurden.

„Viel krasser, als in den Medien dargestellt“

In der Nacht von Freitag auf Samstag (26. August) gerieten zwei Gruppen auf dem Weinmarkt in einen Streit, der schnell zu einer körperlichen Auseinandersetzung wurde. Die Sicherheitsmitarbeiter vor Ort konnten die Situation nicht alleine unter Kontrolle bringen, die Polizei musste schließlich einschreiten und Taser einsetzen (wir berichteten).

„Vor Ort hat sich die Situation viel krasser angefühlt, als sie in den Medien dargestellt wurde“, erzählt Philip von der Polizeiinspektion Mainz 1. Er und seine Kollegin Thale gehörten zur ersten Streife vor Ort. Als er gesehen habe, dass ein Sicherheitsmitarbeiter angegriffen wurde, schritt er ein und versuchte, die aggressive Person zurückzuhalten. Dann sei er selbst angegriffen worden. „In so einem Moment agierst du einfach und denkst nicht darüber nach.“

Auch Thale habe gespürt, wie die Situation sich schlagartig verändert habe, als die Leute sich direkt gegen die Polizei wandten. „Das versetzt einen schon immer in was anderes“, sagt sie. „Man merkt erst danach, wie sehr man unter Strom stand.“

Vertrauen in die Kollegen

Angst sei für diese Anspannung jedoch das falsche Wort, erklärt Philip. „Respekt trifft es schon eher.“ Es helfe ihm in solchen Situationen, dass er sich immer auf seine Kollegen verlassen könne. „Wir sind eine gute Truppe. Und das ist auch im Einsatz wichtig, dass man sich vertraut.“

Doch wie entstehen solche Situationen überhaupt? „In Mainz ist die Haltung zur Polizei sehr gespalten“, sagt Sandro, ebenfalls Teil des Teams. Er liebe an Mainz, dass die Menschen eigentlich immer gut gelaunt seien. Doch als Polizist erlebe er immer wieder auch Anfeindungen. „Entweder sind die Leute total freundlich oder komplett gegen die Polizei.“

Zumindest ersteres hat eine Merkurist-Redakteurin am Freitag (1. September) selbst miterlebt. Von winkenden Kindern über Fragen nach Wegbeschreibungen bis hin zum Angebot, nach Dienstschluss gemeinsam feiern zu gehen: Auf dem Weinmarkt stehen die meisten Besucher der Polizei recht freundlich gegenüber.

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