Das ehemalige MAG-Hotel in der Hechtsheimer Straße 37a ist vielen Mainzern ein Begriff, auch weit über die Oberstadt hinaus. Einige kennen es als Ort, der des Öfteren in Polizeimeldungen auftaucht. Im Juli kontaktierte der frühere selbstständige Hausmeister Wolfgang Fischer (77) Merkurist, um die Zustände in dem Hochhaus publik zu machen. Er selbst wohnt seit über vierzig Jahren dort und ist seit einiger Zeit zunehmend frustriert.
Vermüllt, verdreckt, marode
Zunächst führt Fischer uns um das Haus herum hin zum Parkgelände. Dort fallen den Redakteuren die Müllberge ins Auge, die auch einige Parkplätze versperren. Leere Kühlschränke stehen herum, die Mülltonnen selbst quellen über.
Beim Blick hinüber zum Hochhaus bemerken wir baufällige Balkongeländer. Laut Fischer befinden sie sich seit drei Jahren in diesem Zustand, die Familie, die dort wohne, kenne er persönlich. Sie könne den Balkon mit ihren Kindern nicht nutzen.
Von einem Hintereingang aus geht es dann ins Haus hinein. Dort schauen wir kurz in einen dreckigen Waschraum, doch eigentlich will uns Fischer die Brandschutztür zeigen. Diese weist erhebliche Schäden auf, sodass fraglich bleibt, ob sie ein Feuer tatsächlich abhalten könnte. Fischer ist sich sicher: „Die ist nicht ordnungsgemäß eingebaut, wenn es hier ein Feuer gibt, ziehen die Flammen unten durch.“ Auf unserem Weg durch das Hochhaus zeigt uns der ehemalige Hausmeister weitere Brandschutztüren, die diesen Namen ihm zufolge nicht verdienen.
Dann geht es zu den Aufzügen. Laut Fischer war im Juli von den fünf Aufzügen nur einer in Betrieb, ein Zettel verspreche seit anderthalb Jahren Abhilfe. Bei 604 Wohnungen und etwa 900 Leuten, die das Gebäude bewohnen würden, sei das mehr als unglücklich. Fischer selbst wohnt im 17. Stock und muss laut eigenen Angaben häufiger die Treppen nehmen, als sein Gesundheitszustand es zulasse. Er ist Rentner.
Überhaupt dürften laut Fischer nur etwa 650 Menschen in dem Haus wohnen, aber die kleinen Appartements würden teilweise zehn Personen und mehr beherbergen. Drogenhandel und Prostitution im Hochhaus seien keine Seltenheit.
Todesfalle bei Feuer?
Das Hochhaus war auch bereits in den Schlagzeilen, weil Menschen sich vom Balkon in den Tod stürzten. So etwa im Jahr 2011, als ein Mann im 14. Stock wohl keinen anderen Ausweg sah, einem Feuer zu entkommen, wie beispielsweise die Rhein-Zeitung berichtete. Dass die Überlebenschancen bei einem Brand in den oberen Stockwerken schlecht stehen, glaubt auch Fischer. Denn nicht nur dürfe die Feuerwehr die Aufzüge nicht nutzen – sofern denn einer ginge –, sie müsste auch erst einmal mit Schlauch und Sauerstoffgerät über die Treppen bis nach oben kommen.
Das werde davon erschwert, dass nicht selten alte Möbel und weiterer Müll in den Treppenhäusern und Fluren stehe. „Noch dazu werden die Fluchtbalkone ständig von Unrat, Schrott und Sperrmüll blockiert“, sagt Fischer weiter. Diese Balkone führen zur Feuertreppe. Von beidem konnten die Merkurist-Redakteure sich vor Ort ein Bild machen. Die Rauchmeldeanlagen befänden sich ebenfalls in bedenklichem Zustand, so Fischer.
Das sagt die Hausverwaltung
Verwaltet wird das Haus von Grand City Property (GCP), die Immobilienagentur hat ihren Hauptsitz in Berlin. Ihr zufolge ist das obige Bild vom Gebäude in der Hechtsheimer Straße 37a „unzutreffend, nicht nachvollziehbar und entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort“, wie sie auf Merkurist-Anfrage mitteilt. „Unser Ziel als Hausverwaltung ist, allen Mieter:innen ein sauberes und sicheres Umfeld zu bieten. Dafür investieren wir fortlaufend in die Wohnungen, Wohnhäuser und das nachbarschaftliche Umfeld“, so GCP weiter.
Beispielsweise habe die Agentur im Jahr 2000 alle Flure und den Eingangsbereich der ehemaligen Hotel-Lobby saniert, 2021 seien alle Brandschutztüren erneuert worden und würden seitdem regelmäßig geprüft, zuletzt in diesem Juli. Zu diesem Zeitpunkt hätten keine Mängel bestanden. Auch die Feuermelder würden zweimal jährlich geprüft und bei Bedarf ausgetauscht. Die Fahrstühle würden ebenfalls regelmäßig geprüft, vierteljährlich gewartet und es werde in sie investiert. Die letzte TÜV-Prüfung sei im August 2023 erfolgt.
Von Montag bis Freitag sei täglich Reinigungspersonal vor Ort, das auch Müll entsorge. Würden Hinweise auf Ruhestörungen oder Auffälligkeiten die GCP-Mitarbeiter erreichen, ginge man in direkten Kontakt mit den Mietparteien. Vor Ort finde man einen umfangreichen Mieterservice und es gebe Ansprechpartner für die Anwohner, auf vielfachen Wegen. Tatsächlich hängen in der ehemaligen Lobby Aushänge mit einer Service-Telefonnummer, einer Email-Adresse und Sprechstundenhinweisen.
Laut GCP ist die Verwaltung darüber hinaus per App, im Chat oder über ein Kontaktformular zu erreichen. „Sie sehen, wir sind vor Ort präsent, setzen uns umfassend für ein sauberes und sicheres Umfeld ein und legen großen Wert darauf, dass sich unsere Mieter:innen ebenso wie Anwohner:innen wohlfühlen“, erklärt die Agentur.
Auf die Frage, ob die Verwaltung noch nicht über die oben geschilderten Probleme informiert worden sei, winkt Fischer ab. „Dann machen die vielleicht kurz etwas, aber das ist alles immer nur Augenwischerei. Langfristig ändert sich gar nichts.“
Vor Ort am 11. Juli waren die Redakteure Anna C. Huber und Michael Meister.