Das queere Zentrum „Bar jeder Sicht“ in der Hinteren Bleiche hat wegen akuter Geldprobleme einen Spendenaufruf gestartet. Das teilt Diana Gläßer, Vorständin des Trägervereins Sichtbar Mainz e.V., mit.
Kosten nahezu verdoppelt
Wie bereits Ende Oktober bekannt geworden war, kämpft das Zentrum aktuell ums Überleben (wir berichteten). Nun ist erstmals von einer drohenden Insolvenz die Rede. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir ohne zusätzliche Unterstützung nicht mehr weitermachen können“, so Gläßer. „Unsere Kosten haben sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt, während die öffentliche Förderung stagniert. Trotz unzähliger Ehrenamtsstunden, Sparmaßnahmen und zusätzlicher Veranstaltungen reicht es einfach nicht mehr, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.“
Schon vor einer Woche hatte das Zentrum mitgeteilt, dass es aus finanzieller Not seine Küche ab dem ersten November schließen müsse. Man könne das Küchenpersonal nicht mehr bezahlen – vor allem, da man die Preise nicht drastisch anheben wolle, um für alle zugänglich zu bleiben. Doch diese Maßnahme reiche bei Weitem nicht aus.
Um den Fortbestand des Zentrums zu sichern, ruft das Team nun zu Spenden auf (Link zur Spendeninformation). Auch ehrenamtliches Engagement und Fördermitgliedschaften werden erbeten. „Jede Spende – ob groß oder klein – trägt dazu bei, diesen einzigartigen Ort lebendig zu halten“, so Gläser.
Es war auch bereits angekündigt worden, dass der Verein im November das Gespräch mit dem Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) suchen wolle, um eine Erhöhung der Fördergelder für die „Bar jeder Sicht“ zu erreichen. Im Koalitionsvertrag der Stadt heiße es schließlich, „dass das queere Kulturzentrum ‘Bar jeder Sicht’ gesichert und gestärkt werden“ solle. Ob ein solches Gespräch bereits stattgefunden hat, ist aktuell noch nicht bekannt.
Hintergrund
Die „Bar jeder Sicht“ ist der Vorständin zufolge seit vielen Jahren ein zentraler Ort für queeres Leben, Kultur und politische Bildung in Rheinland-Pfalz. Sie bietet Selbsthilfegruppen, Beratungsangebote, kulturelle Veranstaltungen und sichere Begegnungen, unabhängig von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. „Es wäre ein herber Verlust für Mainz und die gesamte queere Community, wenn dieser Ort verschwände“, betont Gläßer. „Wir appellieren an die Politik, an Unterstützer*innen und an alle Menschen, denen Vielfalt am Herzen liegt: Helft uns, die Bar jeder Sicht zu retten.“