Nach einem Tweet über die Waldbrände auf Rhodos erntet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heftige Kritik. Auch der Wiesbadener Meteorologe Dominik Jung teilt gegen den Politiker aus.
Am Sonntag hatte Lauterbach ein Video geteilt, das Menschenmassen zeigt, die vor dem Feuer flüchten. Dazu schrieb er: „Wer jetzt noch Klimawandel leugnet, leugnet auch Wissenschaft allgemein. Solche Bilder werden wir jetzt jeden Sommer erleben. Hoffentlich werden diese Bilder, so traurig wie sie sind, der soziale Kipppunkt für Konsens im Klimaschutz. Klimaschutz ist zu wichtig für Parteipolitik.“
Diplom-Meteorologe Jung vom Wetterdienst Q.met (www.qmet.de) kritisiert nun gegenüber dem Wetterportal wetter.net den vermeintlich direkten Zusammenhang zwischen Waldbränden und Klimawandel, den Lauterbach herstellt. „Tausende Menschen sind auf Rhodos in akuter Lebensgefahr und ein Karl Lauterbach hat nichts besseres zu tun, als diese Lage für politische Parolen auszunutzen“, so der Meteorologe. „Hätte er doch besser geschwiegen, statt nur die halben Fakten darzulegen.“
Zwar sei das Wetter in den vergangenen Jahren wegen der globalen Erderwärmung immer extremer geworden. „Es gibt mehr Starkregenereignisse, aber auch Dürren. Natürlich wurden dadurch für Waldbrände gute Nährboden geschaffen.“ Allerdings, so Jung, sei die große Trockenheit im Mittelmeerraum im Sommer kein neues Phänomen. „Es verstärkt sich allerdings zunehmend.“
Entscheidend sei aber, dass der Klimawandel die Wälder auf Rhodos nicht in Flammen habe aufgehen lassen. „Selbstentzündung gibt es nicht. Auch die berühmte Glasscherbe im Wald, die angeblich als Brennglas fungiert, ist physikalischer Unsinn.“ In 90 bis 95 Prozent der Fälle habe der Mensch beim Ausbruch von Waldbränden seine Finger im Spiel. Manchmal passiere das mit Absicht, oft entstünden Waldbrände durch Unachtsamkeit, etwa indem brennende Zigaretten weggeworfen oder offene Feuer gemacht würden. „Wenn irgendwelche Brandstifter am Werk sind, ist das eine kriminelle Handlung, die zum Waldbrand führt und nicht der Klimawandel“, so Jung. Die restlichen 5 bis 10 Prozent der Waldbrände gingen auf das Konto von Blitzeinschlägen.
Jung deutlich: „Da sollte man doch schon mal sehr genau nachdenken, bevor man solche Aussagen wie Karl Lauterbach tätigt. Als Meteorologe äußere ich mich besser auch nicht zu medizinischen Dingen. Das hat schon seine Gründe.“ Die Touristen auf Rhodos seien in akuter Lebensgefahr, die Waldbrände breiteten sich wegen der starken Winde weiter aus. Auch andere Inseln im Mittelmeer seien betroffen. „Da braucht es keine sinnlosen Twitter-Parolen, garniert mit Bilden von fliehenden Menschen.“