Ärger um rote Preisschilder bei Aldi

Wer im Discounter ein rotes Preisschild sieht, denkt meist, dass er für die Ware weniger zahlen muss als üblich. Doch so gekennzeichnete Produkte sind mittlerweile nicht mehr zwangsläufig günstiger. Viele Kunden fühlen sich nun unfair behandelt.

Ärger um rote Preisschilder bei Aldi

Jahrzehntelang symbolisierten rote Preisschilder in Supermärkten und Discountern eine Preissenkung. So konnten sich Kunden bei diesen roten Schildern darauf einstellen, dass ein Produkt im Angebot und dadurch günstiger ist oder kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums steht und deshalb im Preis reduziert ist. Doch schon seit einiger Zeit bedeuten rote Preisschilder nicht mehr zwangsläufig, dass die damit ausgewiesenen Waren günstiger sind. Diese Beobachtung hat jüngst auch ein Merkrist-Leser bei einem Discounter gemacht und fühlt sich dabei in die Irre geführt.

„Seit 2 bis 3 Wochen beobachte ich bei Aldi eine Inflation roter Preisschilder, die eigentlich ein Sonderangebot kennzeichnen. Die Hälfte der roten Preisschilder zeigt jedoch den normalen Preis. Ist dies erlaubt oder strafbar?“, fragt der Leser.

Verdacht der Trickserei

Dass mit dem Einsatz von roten Preisschildern die Kunden durchaus gezielt verwirrt werden sollen, ist beispielsweise die Meinung der Verbraucherzentrale Hamburg. So ginge eine „psychologische Wirkung“ von roten Preisschildern aus, die im Allgemeinen bewirke, dass die Leute eine Preissenkung annehmen würden. Rein rechtlich dürften die Händler sich die Farben ihrer Preisschilder frei aussuchen. Doch zum Beispiel beim Discounter Aldi Nord liege der Verdacht nahe, dass dieser seine Kunden „austricksen will“, wenn er für wenige Lebensmittel plötzlich rote Preisschilder benutze, obwohl der Preis nicht reduziert sei, so die Hamburger Verbraucherschützer.

Auch der Hirn- und Konsumforscher Hans-Georg Häusel sieht in den roten Preisschildern einen verbreiteten Trick, den Supermarktbetreiber einsetzen, um bei Kunden Kaufreflexe auszulösen. Wie Häusel im Interview mit der „Welt“ erklärt, sorgten die roten Preisschilder dafür, dass Konsumenten glauben, es handele sich um heruntergesetzte Ware. „Doch das sei oft gar nicht der Fall. Allein die rote Farbe reiche, um Kunden zugreifen zu lassen.“

Was sagt nun Aldi Süd selbst zum Einsatz der roten Preisschilder? Auf die Merkurist-Anfrage, ob das Unternehmen Verständnis habe, wenn sich Kunden durch die Schilder in die Irre geführt fühlen, geht Aldi gar nicht erst ein. Auch die Frage, ob es bereits negatives Kunden-Feedback zu den roten Preisschildern gegeben habe, beantwortet der Discounter nicht. Stattdessen teilt das Unternehmen mit: „Rote Preisschilder dienen bei Aldi Süd als Hilfestellung für die Kund:innen, um auf Preissenkungen bei Standard-/Saison- oder Aktionsartikeln beziehungsweise auf ein Angebot oder einen Aktionsartikel hinzuweisen.“

„Angebote aufmerksam prüfen“

In Rheinland-Pfalz scheinen sich nur wenige Leute über den Einsatz der roten Preisschilder zu beschweren. Wie die Verbraucherzentrale RLP mitteilt, gebe es zwar Beschwerden zu solchen Preiswerbungen, allerdings befänden sich diese im unteren einstelligen Bereich (Beschwerdezeitraum Januar bis Juli 2023). In dieser Form der Werbung habe man bisher auch noch keinen Verstoß gegen Verbraucherrecht gesehen. „Bei dem Anbieter Aldi liegen uns keine Beschwerden vor.“

Man rate den Verbrauchern jedoch, auch weiterhin aufmerksam die Angebote zu prüfen und sie bei Bedenken zu melden. „Wir können diese dann auf eine Irreführung prüfen und gegebenenfalls abmahnen“, so die Verbraucherschützer. Des Weiteren könne man mögliche irreführende beziehungsweise falsche Preisauszeichnungen auch der örtlich zuständigen Ordnungsbehörde melden.

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