Am Abend des 4. Juli erlebte Werner Kohlmeyer aus Kaiserslautern den vielleicht größten Triumph seines Lebens. Mit der deutschen Nationalmannschaft um die Fußball-Legenden Fritz Walter und Toni Turek gewann Kohlmeyer das Finale der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Beim dramatischen 3:2-Sieg der DFB-Elf gegen Ungarn rettete Kohlmeyer spektakulär auf der deutschen Torlinie, hatte großen Anteil am Final-Sieg seiner Mannschaft, der später als das „Wunder von Bern“ in die deutsche Geschichte eingehen sollte.
20 Jahre später starb Werner Kohlmeyer in Mainz – als erster Spieler der WM-Helden von 1954. In den Jahren zwischen dem WM-Sieg und seinem Tod war Kohlmeyer einiges widerfahren: meist Schlechtes. Er verlor sein Haus, seine Frau ließ sich scheiden. Als der gelernte Lohnbuchhalter Kohlmeyer auch noch seinen Job verlor, erhöhte sich nicht nur sein Zigarettenkonsum dramatisch, er wurde auch alkoholsüchtig. Kohlmeyer glitt Berichten nach derart ab, dass sogar der Kontakt zu seinen drei Kindern abriss. Letztlich war der einstige Sportheld verarmt und auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Neuer Anlauf in Mainz
Werner Kohlmeyer zog nach Mainz, wo er ein neues Leben beginnen wollte. Gemeinsam mit seiner Mutter lebte er in einer Sozialwohnung in Mainz-Mombach, arbeitete als Hilfsarbeiter auf Mainzer Baustellen. Später dann jobbte Kohlmeyer als Pförtner bei einem Mainzer Zeitungsverlag. Als sich die Weltmeister von 1954 Jahre nach dem Triumph gemeinsam versammelten, besaß Kohlmeyer nicht mal mehr einen passenden Anzug. DFB-Ehrenspielführer Fritz Walter war es, der Kohlmeyer mit einem Leih-Anzug aus der Patsche half. Auch Weltmeistertrainer Sepp Herberger soll sich immer wieder bemüht haben, Kohlmeyer nochmals aufzuhelfen – vergeblich.
Knapp einen Monat vor seinem 50. Geburtstag starb Werner Kohlmeyer in Mainz an Herzversagen. Am 77. Geburtstag von Sepp Herberger fand die Trauerfeier für ihn statt. Fast die gesamte 54er-Mannschaft erschien noch einmal, um Werner Kohlmeyer die letzte Ehre zu erweisen. Einzig der damals schwer kranke Toni Turek und Jupp Posipal waren nicht unter den etwa 1000 Trauergästen.
Sei einigen Jahren erinnert das Werner-Kohlmeyer-Gedächtnisturnier in Morlautern an den tragischen Helden von 1954. Im Sommer 2022 entschied sich zudem der Ortsbeirat in Morlautern dazu, einen Weg nach Werner Kohlmeyer zu benennen. Am 19. April 2024 wäre Werner Kohlmeyer 100 Jahre alt geworden.
