Fast zwölf Jahre ist es nun her, dass der Mainzer Hauptbahnhof bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Im Sommer 2013 fuhren wochenlang so gut wie keine Züge mehr. Der Grund: Zu wenig Personal, um das Stellwerk zu bedienen. Eine Welle von Neueinstellungen konnte das Desaster damals schließlich beenden. Die alte Technik ist jedoch geblieben – und sorgt auch heute noch immer wieder für Ausfälle und Verspätungen. Ein modernes Stellwerk soll dieses Problem bald lösen.
Ein digitales Stellwerk, „eines der modernsten im Netz der Deutschen Bahn“, soll laut einem Bericht der Allgemeinen Zeitung bald dort entstehen, wo bis vor kurzem noch das 1990 stillgelegte Bahnbetriebswerk stand. Aktuell wird das Gebäude zwischen Hauptbahnhof und den Eisenbahntunneln in Richtung Römisches Theater abgerissen.
„Es ist richtig, dass in Mainz ein neues, modernes Stellwerk entstehen wird“, bestätigt eine DB-Sprecherin auf Merkurist-Anfrage. Ob es tatsächlich an der Stelle des alten Bahnbetriebswerks gebaut werden soll, dazu äußert sich das Unternehmen allerdings nicht. Auch die Frage, wann das neue Stellwerk in Betrieb gehen soll, bleibt noch unbeantwortet. „Wir befinden uns hier in einer frühen Phase, so dass wir die angefragten Details zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht liefern können“, so die DB-Sprecherin. „Zunächst finden hier sogenannte bauvorbereitende Maßnahmen statt.“
280 High-Tech-Stellwerke in Deutschland geplant
Nicht nur in Mainz will die Deutsche Bahn auf neue Technik setzen: In Zukunft sollen 280 digitale Stellwerke den Zugverkehr im deutschen Streckennetz steuern. „Sukzessive lösen die High-Tech-Stellwerke die über 2600 Stellwerke verschiedener Bauarten aus vielen Jahrzehnten ab“, heißt es in einer Mitteilung der DB.
Ein digitales Stellwerk könne in vielen Fällen gleich mehrere alte Stellwerke ersetzen und sei weniger anfällig für Störungen, so die Bahn. Im Gegensatz zu elektronischen Stellwerken würden die Befehle digital per Glasfaserkabel an Weichen und Signale übermittelt. Damit seien Stromversorgung und Datenübertragung voneinander getrennt und bei Störungen sei auch eine Ferndiagnose möglich.
Neuer High-Tech-Korridor durch Wiesbaden
Das erste digitale Stellwerk ging im Oktober 2019 in Rostock-Warnemünde in Betrieb. In Rheinland-Pfalz wird aktuell an einem digitalen Stellwerk auf der Strecke Koblenz – Trier gearbeitet. Entlang des Rheins soll zudem bis 2035 der „Korridor Rhine-Alpine“ entstehen. Dieser soll mit neuen Stellwerken ausgestattet werden, die mit dem europäischen Zugsystem ECTS kompatibel sind – und somit wichtige Städte in Deutschland und Europa besser miteinander verbinden. Laut Projektwebsite zählt unter anderem Wiesbaden dazu.
Ob auch Mainz an den „Korridor Rhine-Alpine“ angeschlossen werden soll oder ob die Zugstrecke nur rechtsrheinisch verläuft, wird nicht explizit erwähnt. Eine entsprechende Merkurist-Anfrage zu einem möglichen Zusammenhang zwischen dem High-Tech-Korridor und dem geplanten neuen Stellwerk blieb ebenfalls unbeantwortet.
Weitere Informationen zum Ausbau von digitalen Stellwerken und den geplanten ECTS-Korridoren findet ihr auf der Projektseite „Digitale Schiene“ der Deutschen Bahn.