Seine Karriere als DJ verdankt Chris Luno (28) zu nicht unerheblichen Teilen einem Staubsauger-Roboter und einer GoPro-Kamera. So zumindest schildert es der gebürtige Mainzer, der mittlerweile weltweit gebucht wird. Doch alles auf Anfang:
Seine Leidenschaft für Musik entdeckte Chris Luno schon, als er noch zur Schule ging. Für den Schulweg durfte er einmal pro Woche das Auto seiner Mutter leihen. Extra für diese Fahrten brannte er sich jedes Mal eine neue CD mit seinen Lieblingstracks und zeichnete kleine Kunstwerke darauf. „Irgendwann hab ich mitbekommen, dass meine Freunde die Titel immer öfter heimlich ‘shazamed’ haben. Ich glaube, das ist das beste Kompliment, was man als Musikliebhaber erhalten kann“, erzählt der DJ. Kurz darauf habe er sich dann einen DJ-Controller zugelegt.
Nach dem Abi im Jahr 2014 sei er dann zum Studieren in die Niederlande gezogen. Wenn er nicht in der Uni war, habe er entweder an seinem Laptop Musik produziert oder in seiner WG aufgelegt. Während des Studiums hatte er auch seine ersten Auftritte in Clubs. Nach seinem Abschluss machte er ein Praktikum beim Deep House Act „Tube & Berger“ in Solingen, war mit den beiden DJs viel im Studio, auf Tour und lernte viel über Marketing und das Produzieren. „Nach Feierabend habe ich mich dann aber immer meiner eigenen Musik zugewandt. Die Titel, die ich zu dieser Zeit rausgebracht habe, erschienen bereits auf prominenten Musiklabels, wurden allerdings noch nicht von vielen Leuten gehört.“
Staubsauger-Video als Auftakt zur Karriere
Und dann kam im Jahr 2019 der besagte GoPro- und Staubsauger-Moment. Chris Luno kaufte sich die Kamera ursprünglich für einen geplanten Urlaub, wollte sie aber doch vorher ausprobieren. Er montierte sie auf seinen Staubsauger-Roboter und filmte dessen Tour durch seine Wohnung, das Video ließ er im Zeitraffer laufen. Vom Ergebnis inspiriert montierte der DJ die GoPro mithilfe eines Besenstiels über seinen Plattenspielern „im frisch gesaugten Wohnzimmer“ – und nahm ein improvisiertes Set damit auf. Er lud die Aufnahme auf YouTube hoch, „ohne zu wissen, dass dieses Video ein paar Monate später von Millionen von Leuten angeschaut werden würde.“
Etwa ein halbes Jahr dauerte es noch, bis der Algorithmus die Aufnahme mehr und mehr Menschen vorschlug, dann hatte es Klicks aus aller Welt, und Chris Luno bekam zum ersten Mal Fanpost, in der er um ein Autogramm gebeten wurde. „Das war echt wild“, beschreibt der DJ diesen Moment rückblickend. Von da an hat er alle paar Wochen Sets auf YouTube veröffentlicht, bevorzugt vor schönen Kulissen oder an inspirierenden Orten aufgenommen, und auch weiter Musik produziert und veröffentlicht. Seit 2022 arbeitet er Vollzeit als DJ, in diesem Jahr ging er auch erstmals auf Tour mit Gigs in Bali, Thailand, Indien und Australien.
Wenn er mal in Deutschland ist, wohnt Chris Luno zwar mittlerweile in Berlin, doch nach Mainz kommt er immer noch regelmäßig, etwa alle zwei bis drei Monate. Obwohl er mittlerweile sogar schon beim Festival zum „UEFA Champions League“-Finale in Istanbul gespielt hat („Die Erfahrung hat sich angefühlt wie im Film!“), war es für ihn etwas ganz Besonderes, in diesem Jahr erstmals auch in seiner Geburtsstadt aufzutreten. Im Sommer hatte er nämlich einen Gig an der alten Portland in Mainz: „Viele Klassenkameraden und Kindheitsfreunde kamen vorbei und während des Auftritts habe ich einige Leute gesehen, die ich zum letzten Mal beim Abiball getroffen habe. Die Party hat sich angefühlt wie ein Mix aus einem Klassentreffen und einem echt schönen Rave.“
Musik bringt alle zusammen
Ein weiteres außergewöhnliches Erlebnis hatte der DJ erst kürzlich. Als er im August mit Freunden in den Dolomiten campte, wanderten sie eines Morgens zum Sonnenaufgang zu den „Drei Zinnen“ und bauten mit den Bergen im Hintergrund sein DJ-Pult und seine Kamera auf. Während er dort ein Set aufnahm und seine Musik über seine Kopfhörer hörte, gesellten sich zwei Wanderer aus Südkorea zu ihm und begannen, vor der Kamera zu tanzen. Diesen Teil des Videos lud Chris Luno am 12. November auf Instagram hoch, dazu die Caption „music = universal language 💕“. Das Video könnt ihr hier auf YouTube sehen:
Innerhalb kürzester Zeit wurde das Instagram-Reel millionenfach angeschaut, sogar die Hollywood-Schauspielerin Vanessa Hudgens teilte es. „Mein Höhepunkt war, als mir ein aufgeregtes Familienmitglied einen Mitschnitt aus dem Fernsehen geschickt hatte, wo das Video gerade gezeigt wurde. Was für eine verrückte Woche“, erzählt Chris Luno.
Und wie geht es für den Star-DJ aus Mainz weiter? Zunächst einmal ganz bodenständig: „Ende Dezember geht es wieder in die Heimat, wo ich mit der Familie Weihnachten verbringen werde.“ Danach wird sich Chris Luno für ein paar Wochen auf das Songwriting konzentrieren – und dann wird er seine Musik weiter in die Welt tragen.