Bereits im April dieses Jahres kündigten die Betreiber von Capitol und Palatin nach 14 Jahren die Schließung für die beiden Programmkinos an. „In den Gesprächen mit Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse hat sich leider keine andere Möglichkeit eröffnet, als den Betrieb der Mainzer Programmkinos einzustellen“, hieß es in der Begründung von Jochen Seehuber und Eduard Zeiler. Kurz darauf sprachen Oberbürgermeister Nino Haase und Kulturdezernentin Marianne Grosse von einer Erhaltung beider Kinostandorte. Sie seien sich einig, dass „Capitol & Palatin“ „eine wichtige Säule in der Mainzer Kinolandschaft darstellt – und das kulturelle Angebot in der Stadt deutlich bereichert hat.“
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Stadthaus sprach Grosse gemeinsam mit Filmwissenschaftlerin Zschiesche und Wirtschaftsdezernentin Matz nun über den aktuellen Stand der „seit Jahren emotional geführten Debatte über die Erhaltung der Mainzer Programmkinos.“ Zwei Jahre lang sei an einem Konzept für die Sicherung der beiden Kino-Standorte gearbeitet worden. Dazu gehöre der Abriss des Palatin-Gebäudes, wo in den nächsten Jahren ein neues Gebäude entstehen soll.
Höchste Priorität hat laut eigenen Aussagen allerdings die Wiedereröffnung des Capitols. „Die Übergangszeit, in der das Capitol nicht betrieben wird, soll so kurz wie möglich gehalten werden“, so Grosse. „Der Kinobetrieb soll schnellstmöglich weitergeführt werden.“
Parallel dazu soll ein nachhaltiges Konzept für die Erhaltung der Mainzer Kino- und Filmkultur entwickelt werden. Dafür hat die Stadt Mainz drei lokale Experten aus verschiedenen Bereichen der Filmbranche beauftragt: Michael Schwarz, Urs Spörri und Marcus Stiglegger. „Der jetzige Zeitpunkt ist die Stunde null der Mainzer Kinolandschaft“, so Schwarz. Allerdings biete dies neue Möglichkeiten, um die Kino- und Filmlandschaft zu verändern und aus Mainz wieder eine Kinostadt zu machen.
Ein wichtiger Punkt sei, alle Zielgruppen in Mainz miteinzubinden. „Wir wollen ein attraktiver Standort sein und eine Kinokultur für die ganze Breite an Interessierten schaffen“, so Grosse.
Dadurch könne Mainz künftig bundesweiter Vorreiter sein. „Die Kino- und Filmkultur kann sich in den nächsten Jahren frei entfalten und als Vorbild für andere Städte agieren“, sagt Zschiesche.
Für mögliche Nachfolger beginnt ab Mitte/Ende November das Interessenbekundungsverfahren. Wann genau die beiden Kinos wieder öffnen, steht noch nicht fest. Vorgesehen ist eine Wiederaufnahme des Capitol-Spielbetriebs für das Frühjahr 2024 – allerdings als Interimsbetrieb. Eine Eröffnung des Palatins werde einige Jahren dauern. Für Grosse ist allerdings bereits jetzt klar: „Die Kinolandschaft wird sich völlig neu aufstellen.“
Hintergrund
1933 wurde das Capitol gebaut und ist somit das älteste Filmtheater in Mainz. Das Palatin stammt aus den 1940er-Jahren und wurde 1980 zu den vier Sälen umgebaut. Es hieß in den 1980er-Jahren noch Scala, später dann City Kinocenter. 2009 übernahmen die aktuellen Betreiber Jochen Seehuber und Eduard Zeiler beide Kinos. Dort liefen vor allem Independent-Filme und Filme in Originalsprache.