Am Mittwoch kam für die Mitarbeiter und Kunden die bittere Nachricht: Der CAP-Markt, der sich seit 19 Jahren im Weisenauer Radweg befindet, soll endgültig schließen, und zwar bereits zum 30. August.
CAP-Märkte sind Inklusionsbetriebe. Das heißt: 50 Prozent der Arbeitsplätze werden von Menschen mit Behinderung besetzt. „Diese Mitarbeiter arbeiten auf Positionen, die genau auf ihre Fähigkeiten abgestimmt sind“, heißt es bei CAP. Etwa 100 CAP-Supermärkte gibt es in ganz Deutschland.
Als Grund für die Schließung in Weisenau gibt die gpe Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen „aktuelle wirtschaftliche Rahmenbedingungen“ an. Unter anderem hätten gestiegene Lebensmittelpreise dazu geführt, dass zunehmend Eigenmarken gekauft würden und dadurch die Gewinnmarge sinke. Zudem würden die Kundenzahlen kontinuierlich sinken und die Energie- und Lohnkosten steigen. Das dadurch entstandene Defizit mache es „der gpe unmöglich, den CAPMarkt weiterhin als Inklusionsbetrieb zu betreiben“, heißt es in einer Mitteilung.
Betreiber bedauert Schließung
„Wir bedauern, aus Weisenau weggehen zu müssen“, so gpe-Geschäftsführer Jörg Geis. „Wir, die gpe, und insbesondere alle Mitarbeitenden haben sich hier immer sehr wohl und willkommen gefühlt.“ Zehn Mitarbeiter seien von der Schließung betroffen, davon sechs mit einer Behinderung. Man sei nun „bemüht, allen betroffenen Mitarbeitenden adäquate Ersatzarbeitsplätze in unserem Unternehmen anzubieten, so dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben muss“, so Greis.
Wo genau die Menschen dann arbeiten werden, verrät er nicht. Was er jedoch gegenüber Merkurist sagt: Der Weisenauer Markt wird nicht der einzige sein. Auch der Markt in Jugenheim soll demnächst schließen.
Gleichzeitig teilt Thomas Heckmann, Vorstand der gdw süd (Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen) auf Anfrage von Merkurist mit, dass man als Franchisenehmer der Märkte weiterhin expandieren wolle, „wo es wirtschaftlich möglich ist“.
Anwohner starten Petition gegen Schließung
Viele Anwohner sind empört und wollen die Schließung des Weisenauer Marktes nicht hinnehmen. „Es ist mehr als traurig und auch unwürdig für die sehr bemühten und freundlichen Mitarbeiter“, zeigt sich die Weisenauerin Natalie schockiert. Sie startete daher eine Online-Petition, die nach einem Tag bereits 400 Unterstützer fand, inzwischen sind es 560 (Stand 16. August, 11:30 Uhr). Zudem meldete sie sich bei Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). Auch die Weisenauer SPD werde sich nun mit dem Thema beschäftigen.
Eine andere Anwohnerin fragt sich, wo künftig vor allem ältere Menschen und die, die nicht gut zu Fuß sind, einkaufen könnten. „Der CAP-Markt ist der einzige Supermarkt, der mitten im Ort liegt, fußläufig erreichbar ist und in dem man alles bekommt, was man braucht“, sagt sie im Merkurist-Gespräch. Teilweise hätten die Mitarbeiter den Senioren sogar den Einkauf nach Hause gebracht.
gpe-Geschäftsführer Greis sagt dazu: „Wir wissen um den Bedarf an einer weiterhin zuverlässigen Nahversorgung und bemühen uns mit dem Vermieter um eine Nachfolgelösung.“