Riecht es in Mainzer Kneipen bald nach Cannabis? Zumindest ist das wegen des neuen Cannabis-Gesetzes durchaus möglich. Erwachsene dürfen seit dem 1. April bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit bei sich haben, zu Hause ist der Besitz von bis zu 50 Gramm erlaubt. Verboten ist der Konsum etwa in unmittelbarer Gegenwart von Minderjährigen, in und um Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen, rund um Kinderspielplätze, in öffentlich zugänglichen Sportstätten sowie in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr.
Gaststätten werden im Gesetzesentwurf nicht erwähnt. Das heißt also: Prinzipiell wäre Cannabis-Konsum in Raucherkneipen und Biergärten erlaubt. Doch wie reagieren Mainzer Lokale?
Raucherkneipen werden nicht zu „Kiffer-Kneipen“
„Drinnen ist es bei uns verboten“, sagt Ismail Charife, der das Lokal „Kleines Andechs“ zusammen mit Andreas Hohmann betreibt. Mittlerweile gibt es die Kultkneipe seit 25 Jahren. „Wir werden auch bald ein Verbotsschild an der Tür anbringen.“ Vor der Tür sei Kiffen kein Problem, sagt Charife. „Aber in der Kneipe würde es einfach viele Gäste stören.“ Mittlerweile hat sich das Kleine Andechs auch auf Social Media dazu geäußert.
Ähnlich sieht man es im „Bierstop G1“ in der Gärtnergasse. „Für uns ist die Freigabe von Cannabis legitim. Allerdings wird das Kiffen im Bierstop nicht erlaubt sein“, teilt das Team gegenüber Merkurist mit. Geführt wird die Kneipe von Marianne Heßdörfer. „Denn wenn viel bei uns gekifft würde, kämen unsere Lüftung und Klimaanlage an ihre Grenzen, und wir möchten verhindern, dass Gäste oder Mitarbeitende passiv ‘high’ werden.“ Bisher habe es noch nicht die Situation gegeben, dass jemand im Lokal kiffen wollte. „Wenn es dann doch mal passieren sollte, werden wir darauf hinweisen, dass es bei uns im Laden nicht erlaubt ist. Und wenn nötig, werden wir noch einen Hinweis dazu anbringen, aber das wird die Zeit zeigen.“
Das Mainzer Traditionslokal „Zur Andau“ war intern noch „etwas unschlüssig“, als wir kurz vor der Legalisierung nachfragten. „Klar ist, dass wir im Innenraum der Gastronomie kein Gras akzeptieren werden.“ Für den Außenbereich hatte man noch nicht entschieden, ob man ihn zumindest teilweise oder an bestimmten Tagen zur Verfügung stellt. „Allgemein sind wir nicht gegen die Legalisierung, aber wir wissen auch, dass wir jahrelange Stammgäste verärgern würden, wenn wir das Kiffen überall tolerieren würden.“ Betrieben wird die Andau seit vergangenem Jahr von Maximilian Krauß und Lea Riederer.
Mehrere Lokale antworteten bisher nicht auf Merkurist-Anfrage zu dem Thema, vor allem solche mit größerem Biergarten.