Café in Mainzer Kirche eröffnet

Zum ersten Mal ist in einer Mainzer Kirche Gastronomie eingezogen: In Drais hat in der evangelischen Kirche die „Cafédrale“ eröffnet. Der Zulauf ist jetzt schon groß. Doch der Pfarrer und sein Team haben noch mehr vor.

Café in Mainzer Kirche eröffnet

Es ist ein Novum in Mainz, was der evangelische Pfarrer Christoph Kiworr mit seinem Team in Drais auf die Beine gestellt hat: Er hat in der evangelischen Kirche der Maria-Magdalena-Gemeinde ein Café eingerichtet. In dieser Woche hat die „Cafédrale“ nun eröffnet.

Wo eigentlich Gottesdienste stattfinden, stehen nun Tische und Sessel, im Vorraum kann man sich an der Theke Kuchen, Kaffee und Kaltgetränke kaufen, draußen wurde eine Terrasse eingerichtet, mit Blumen am Geländer und Sonnenschirmen über den Köpfen. „Wir wollen die Kirche für alle öffnen“, sagte Kiworr bereits im September vergangenen Jahres, als er mit Merkurist über seine Pläne sprach. Er will sie „anders gestalten“, Menschen zusammenkommen lassen. „Eine Kirche ist nicht dafür da, dass sie nur zweimal im Monat für Gottesdienste öffnet.“

Kirche „anders gestalten“

Er stellte einen Antrag bei der Stadt Mainz auf Nutzungsänderung, holte sich die Genehmigung beim Kirchenvorstand ein und stellte ein Orga-Team auf die Beine. Wichtig war ihm von Anfang an, dass weiterhin Gottesdienste und andere Kirchenfeiern hier stattfinden können – aber eben nicht nur.

Gemeinsam tüftelten er und sein kleines Team das Konzept aus, suchten sich Partner und planten die Einrichtung. „Wir haben sehr viel Kaffee getrunken, weil wir uns sehr viele Cafés angeschaut haben“, so Kerstin Pensel, die die Leitung des Projekts übernommen hat. Essen und Getränke stammen von lokalen Anbietern, sind Fairtrade- und Bioprodukte: Die Limo von AiLaike, das Eis von N’Eis, der Kuchen aus dem Bioladen Natürlich und der Domäne Mechtildshausen, der Kaffee aus der Ingelheimer Rösterei Maja Kaffee.

Da alles aus eigenen Mitteln bezahlt werden musste, war das Team auf Unterstützung angewiesen. Und die hat es bekommen: Die Möbel waren in einem anderen Restaurant aussortiert worden, das Geschirr wurde im Second-Hand-Laden ZMO in Bretzenheim gekauft. Sogar die Blumen sind „zweite Wahl“, wurden woanders ausgemustert. Die Betreiber des Restaurants „Lille Hus“ in der Mainzer Altstadt berieten sie zu gastronomischen Fragen. Die Theke baute ein Schreiner ehrenamtlich. Überhaupt läuft vieles ehrenamtlich: der Aufbau, die Einrichtung, der Thekendienst, das Spülen und Aufräumen. „Wir sind alle keine Gastronomen, daher war diese Unterstützung auch notwendig“, so Pensel.

Viele Menschen wollen mithelfen

Pfarrer Kiworr sei begeistert von dem Engagement. „Am Eröffnungstag haben sich nochmal ganz viele Leute gemeldet, die mithelfen wollen“, erzählt er am zweiten Tag gegenüber Merkurist. Einige wollten Kuchen spenden, andere Spielsachen für die Spielecke. Jugendliche kamen auf die Idee, als Aushilfe hier zu arbeiten. Auch der Zulauf sei schon sehr groß gewesen, sowohl alte als auch junge Menschen kamen zu Besuch. „Die Leute waren neugierig, alle waren gut gelaunt, weil es ihnen so gut gefällt“, sagt Kiworr. Auch haben viele Menschen das Gespräch mit ihm als Pfarrer gesucht. Es sei ihm wichtig, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich vor allem Familien wohlfühlen und Kinder ausdrücklich erwünscht sind. Daher seien die Preise auch noch flexibel, damit sich jeder den Kaffee leisten kann.

Erst einmal jedoch hat die „Cafedrale“ nur probeweise für fünf Tage geöffnet, noch bis zum 30. Juni. Doch das Team um Christoph Kiworr und Kerstin Pensel ist sich sicher, dass es ein langfristiges Projekt wird. Nun müssen sie noch abwägen, in welcher Form das „Kirchencafé“ künftig weiter betrieben werden kann, ob sie eine hauptamtliche Kraft einstellen, und wie sie es – wohl genossenschaftlich – weiter finanzieren. Wahrscheinlich, so die beiden, wird es zwei- bis dreimal in der Woche geöffnet haben, an den Tagen dazwischen könnten zum Beispiel Yoga-, Tanzkurse oder Weinproben stattfinden. Auch ein Co-Working-Space sei denkbar. Und natürlich auch weiterhin Gottesdienste. „Da können die Menschen jetzt auch auf Sesseln sitzen“, so Kiworr.

Die „Cafédrale C41“ befindet sich in der Marc-Chagall-Straße 41c. Das Café hat noch bis Sonntag (30. Juni) geöffnet, jeweils von 14 bis 18 Uhr.