Wegen Schnee und Glätte gab es im Mainzer Busverkehr am Mittwochabend einige Einschränkungen: Haltestellen in Gau-Bischofsheim, Nieder-Olm und an der Frankenhöhe in Hechtsheim mussten zeitweise entfallen (wir berichteten). Doch im weiteren Umland war die Situation noch schlimmer: Die Kommunalverkehr Rhein-Nahe GmbH (KRN), die für zahlreiche Überlandfahrten im Kreis Mainz-Bingen zuständig ist, stellte ihren Betrieb an dem Abend vollständig ein. Merkurist-Leser Justin kam deshalb gar nicht mehr nach Hause.
Etliche Menschen warten an Haltestelle
Gegen 18 Uhr habe Justin mit einem KRN-Bus vom Mainzer Hauptbahnhof ins rheinhessische Umland fahren wollen, erzählt er gegenüber Merkurist. „Als ich am Bussteig ankam, war dieser bereits ungewöhnlich stark mit Wartenden gefüllt. Durch Gespräche hörte man heraus, dass die letzten ein oder zwei Busse wohl ausgefallen sind.“
Einige Minuten später stellte sich heraus: Es würde an diesem Abend überhaupt kein Bus mehr fahren. „Ich stand etwa zehn Minuten an der Haltestelle, bis ein ‘Leerfahrt’-Bus anhielt und die Fahrerin mit lauter Stimme darüber informierte, dass die KRN den Betrieb eingestellt hat und nichts mehr fährt.“
Keine Information auf KRN-Website
Auch der Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund (RNN) veröffentlichte am Mittwochabend auf seiner Website die Meldung, dass die KRN ihren Betrieb eingestellt habe. Auf der KRN-Website selbst fand sich jedoch kein Hinweis. „Die Information erfolgte über den Nahverkehrsverbund RNN, der hier die kommunikative Verantwortung hat“, erklärt ein KRN-Pressesprecher dazu auf Merkurist-Anfrage.
Laut dem Pressesprecher ordnete die diensthabende Betriebsleiterin kurz vor 17 Uhr an, den Betrieb einzustellen. Beim RNN sei diese Information allerdings erst um 18:19 Uhr eingegangen und anschließend auf der Website veröffentlicht worden, heißt es aus der dortigen Pressestelle.
Ausfall dauert mehrere Stunden
Doch wieso wurde überhaupt der komplette Betrieb eingestellt? Warum entfielen nicht nur die besonders von Glätte gefährdeten Haltestellen oder Abschnitte, so wie im Raum Mainz? Der KRN zufolge seien am Mittwoch bereits zwei Busse aufgrund der Glätte in Unfälle geraten – glücklicherweise nur mit Sachschaden. Die Einstellung des Betriebs sollte dann weitere Schäden verhindern. Um 3 Uhr morgens am Donnerstag fuhren die Busse schließlich wieder.
Bei Merkurist-Leser Justin sorgten die stundenlangen Busausfälle für Probleme. Da er in einem Elektro-Rollstuhl sitzt, konnte er nämlich kein normales Taxi nach Hause nehmen. „Ich rief bei mehreren Taxi-Unternehmen an, doch niemand konnte ein Spezialtaxi für E-Rollis zur Verfügung stellen – oder wollte es wegen der Entfernung nicht.“ Auch andere auf Behinderte spezialisierte Fahrdienste aus Mainz hätten nicht helfen können.
Einigung nach teurer Hotelübernachtung
„Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als auf Hotelsuche mit einem barrierefreien Zimmer zu gehen.“ Nach einer Absage sei er schließlich in der Nähe des Bahnhofs fündig geworden. „119 Euro hat mich der Spaß gekostet: Übernachten im Hotel ohne Hygieneset und mit Straßenklamotten.“
Dass er dieses Geld von der KRN oder dem RNN zurückerstattet bekomme, darauf machte sich Justin nur wenig Hoffnung. „Bei witterungsbedingten Beeinträchtigungen, die als höhere Gewalt gelten, bestehen grundsätzlich keine Ansprüche auf Entschädigung“, so der RNN. Versuchen wollte Justin es aber trotzdem. Der RNN verwies ihn schließlich auf die KRN. Zwar habe er auch dort keinen Anspruch darauf, dass die Hotelrechnung beglichen wird, schreibt das Unternehmen. „Die KRN steht aber im engen Austausch mit dem betreffenden Herrn, um eventuell andere Möglichkeiten der Entschädigung zu finden.“
Am Ende hatte Justin offenbar tatsächlich Glück: „Die KRN und ich konnten uns zufriedenstellend einigen“, schreibt er Merkurist am Freitag.