„Dem öffentlichen Raum fehlt stadtgestalterische Qualität und repräsentativer Charakter“ – so heißt es auf der Webseite der Stadt Mainz über das Regierungsviertel mit seinen vielen Freiflächen. Eine Umgestaltung soll also auf den Weg gebracht werden. Allerdings solle sie klimafreundlich sein. Zu beiden Punkten will man die Mainzer ins Boot holen. Bei einer Bürgerbeteiligung wurden am Mittwochabend etliche Ideen vorgestellt, Anregungen eingeholt und diskutiert.
Große Bleiche ohne Autos?
Eine zentrale Frage lautete: Soll die Große Bleiche autofrei werden? Bei der Diskussion zu diesem Punkt fiel auf, dass es nur vereinzelte Stimmen für ein autofreundlicheres Regierungsviertel gab. Schon deutlich mehr Menschen sprachen sich dafür aus, die Verkehrsführung auf der Großen Bleiche so zu belassen, wie sie ist. Für eine Reduzierung der Autos gab es jedoch die größte Zustimmung. Einige Bürger waren sogar dafür, die Autos komplett von der Großen Bleiche zu verbannen. Die Abstimmung bei der Bürgerbeteiligung ist nicht verbindlich, die Entscheidung liegt letztlich beim Stadtrat.
Eine Testphase mit einer autofreien Großen Bleiche ist für den Sommer bereits angekündigt (wir berichteten). Für Fahrräder und Fußgänger soll die Straße perspektivisch geöffnet bleiben. Ob Busse in dem Plan weiterhin dort fahren dürften, sei noch unklar. Dass in der Großen Bleiche langfristig keine Busse mehr fahren, hält Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) jedoch für unwahrscheinlich.
Weitere Diskussionspunkte
Außerdem wurden diverse weitere Vorschläge diskutiert. Sie waren grob eingeteilt in die Kategorien „Geschichte erlebbar machen“, „Orte für Gemeinschaft gestalten“ und „Stadtgrün zukunftsfähig entwickeln“. Unter anderem wurde besprochen, wie der Schlossparkplatz in Zukunft aussehen könnte. Eine Begrünung mit tief verwurzelten Pflanzen wie Bäumen wird wohl durch den Fakt erschwert, dass unterhalb des Parkplatzes ein Bunker liegt. Dieser wird derzeit als Tiefgarage genutzt. Ein Bürger brachte die Idee vor, den Bunker in eine Party- und Eventlocation zu verwandeln. Der Vorteil daran: die Schallisolation. Auch ein Park auf dem Parkplatzgelände wurde vorgeschlagen.
Zudem entspann sich eine Diskussion zum Brunnen am Ernst-Ludwig-Platz. Dieser ist laut Grosse denkmalgeschützt, soll aber in den ursprünglichen Zustand versetzt und saniert werden. Ein Bürger reagierte mit der Frage, warum man nicht stattdessen mehrere kleine Brunnen bauen könnte. In seinem jetzigen Zustand verbrauche der Brunnen zu viel Wasser.
Ob das Laborgebäude neben dem Schloss in ein Besucher- oder Geschichtszentrum umgewandelt werden könnte, wurde ebenfalls gefragt. Grosse konnte dazu beitragen, dass das Gebäude während des Umbaus des Gutenbergmuseums genutzt werden soll, um einige Exponate zu lagern.
Des weiteren gab es viele Vorschläge für neue Orte der Gemeinschaft im Regierungsviertel: Über Sportplätze, Parks mit Sitzbänken und Eiscafés wurde geredet. Ebenfalls gefordert wurde ein inklusiver Spielplatz, der auch für Kinder mit Behinderung attraktiv wäre. Aber auch der Wunsch nach mehr Toiletten und Mülleimern fiel oft. Die Stadt arbeite gerade ein umfassendes Toilettenkonzept aus, sagte eine Mitarbeiterin des Stadtplanungsamts hierzu.
Die Begrünung von Gebäuden, Fassaden und Bushaltestellen war ebenfalls vielen Mainzern ein Anliegen. Zum letzten Punkt konnte Grosse bereits Zusagen machen.
Kurz diskutiert wurde zu einer größeren Zahl an Fahrradständern, besseren Radwegen, Weinfesten, innerstädtischem Weinbau und einigem mehr.
Hintergrund
Wer an der Bürgerbeteiligung teilnehmen durfte, wurde zum ersten Mal in der Stadtgeschichte per Los bestimmt. Ziel war, einen Querschnitt aus der Mainzer Stadtgesellschaft in die Beteiligung einzubeziehen. Laut Grosse gab es vor einem Beschluss der Stadt noch nie so viele verschiedene Schritte in einem Beteiligungsprozess. Moderiert wurde die Veranstaltung von Kölnern. Damit sollte vermieden werden, dass die Moderatoren eigene Interessen in die Diskussion einbringen.
Die Bürgerbeteiligung fand am 10. Mai zwischen 18 und 21 Uhr im Kurfürstlichen Schloss statt. Sie ist Teil eines großen Regierungsviertel-Forums, das mehrere Stufen umfasst. Bereits 2009 hatte es ein Regierungsviertel-Forum gegeben, für die Umsetzung der damals erarbeiteten Ziele fehlte es aber an Geld.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Merkurist-Redakteurin Veronika Dyks.