Rheinufer-Sanierung: Diskussionen um Lärmschutz und Radwege

Die Bürger können mitbestimmen, wie das Mainzer Rheinufer in Zukunft aussehen soll. Aus diesem Grund hat am 4. Juli eine Bürgerbeteiligung zur Sanierung des zweiten Abschnitts stattgefunden. Dabei wurde heftig diskutiert.

Rheinufer-Sanierung: Diskussionen um Lärmschutz und Radwege

Der erste Mainzer Rheinufer-Abschnitt ist gerade fertig saniert, da geht es schon an den nächsten: Wie die Promenade zwischen der Tiefgarage beim Kurfürstlichen Schloss und dem Zollhafen in Zukunft aussehen soll, wurde am Dienstagabend bei einer ersten Bürgerbeteiligung diskutiert. Das Interesse war hoch, etwa 400 Menschen nahmen an der Veranstaltung im Schloss teil. Klar wurde: Alle wird mal wohl kaum zufriedenstellen können.

Der sogenannte Abschnitt 2 sei für Freizeit, Spiel- und Erholungsmöglichkeiten vorgesehen, auch dem vielfachen Wunsch nach Grünflächen solle hier endlich entsprochen werden, so Janina Steinkrüger (Grüne), Dezernentin für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr. Diese Themen beschäftigten auch die anwesenden Mainzer vorrangig – und sorgten schon vor Beginn des offiziellen Austauschteils der Veranstaltung für eine Diskussion.

Lärmschutz oder Freizeitvergnügen?

Ein Bürger fragte nämlich direkt vorab, wie es an diesem Rheinufer-Teil mit den Lärmschutzbestimmungen aussehe: „Kann man sich denn da noch treffen? Das wäre ja wichtig zu wissen, bevor wir hier etwas beschließen, das dann gar nicht umgesetzt werden kann.“ Im Saal kommt Gemurmel auf. Der Leiter des Grün- und Bauamts, Olaf Nehrbaß, stellt klar: „Auch im Abschnitt 2 soll die Lärmschutzverordnung eingehalten werden. Aber wir sollten uns nicht auf Restriktionen konzentrieren, sondern alle Ideen einbringen.“

Die Fronten zwischen auf Ruhe bedachten Anwohnern und Befürwortern von Freizeitaktivitäten am Rhein scheinen jedenfalls verhärtet, denn auch später kam die Diskussion darum noch einmal auf. Eine Frau bat darum, Studenten und generell junge Menschen in der Planung nicht zu vergessen. Diese bräuchten auch Plätze zum Feiern. Und da sie vom Winterhafen im Prinzip schon vertrieben worden seien, weil jetzt ab 22 Uhr sehr hart kontrolliert werde, bräuchten sie Flächen, auf denen sie sich noch willkommen fühlen.

Einige Menschen sagten daraufhin, dass sie am Rhein wohnen würden und sich teilweise sehr häufig mit erheblichen Störungen konfrontiert gesehen hätten. Laute Musik wurde häufig genannt, auch die Befürchtung wurde geäußert, dass vor der eigenen Wohnung Dreck gemacht werden könnte. Ein Mann wies darauf hin, dass es ja auch einen gesetzlichen Rahmen gebe, der eine Nachtruhe ab 22 Uhr vorgebe. Wenn man danach noch feiern wolle, könne man das in einem Club tun.

Die Mainzer Club- und Barszene kämpft allerdings ebenfalls mit Einschränkungen wegen Ruhestörung. Haase versuchte, zu schlichten: „Ich kann verstehen, dass junge Leute das Gefühl haben, dass sie nirgendwo mehr sein dürfen. Und das soll nicht sein.“ Darum schlug er vor, mit dem Ordnungsamt auszuhandeln, dass es im gerade fertiggestellten Rheinuferabschnitt 1 weniger hart kontrolliere, schließlich sei der für Feste vorgesehen. „Ich wohne selbst am Fischtorplatz und finde es toll, wenn ich höre, dass da Leben ist.“ Eine Stadt sei lebendig.

Trennung von Rad- und Fußwegen fraglich

Die Entwürfe, die die Bürger anschließend in mehr oder weniger zufällig entstandenen Gruppen auf Plakate malten, brachten dann doch noch einigen Konsens zutage. So waren auf jedem Poster Toiletten eingezeichnet, auf fast jedem waren Mülleimer zu sehen. Auch Grün, vor allem in Form von Hecken, Wiesen und Bäumen, wurde mehrheitlich befürwortet, die Betonstreifen sollten verschwinden. Viele Menschen entwarfen außerdem Brunnen, auch solche mit Trinkwasser.

Außerdem wünschten sich wohl fast alle Anwesenden eine Trennung von Rad- und Fußwegen. Steinkrüger bezog zu diesem Wunsch Stellung: „Eine solche Idee ist dann gut, wenn sich die Fußgänger an den Fußweg halten und die Radfahrer an den Radweg.“ Das halte sie aber für wenig realistisch. Einige Unmutsbekundungen waren daraufhin zu hören. Steinkrüger führte ihre Gedanken aus: Ihrer Meinung nach gehörten die Radfahrer auf die Rheinachse, der Verkehr müsste dann ordentlich geregelt werden. Aber man werde die Vorschläge natürlich umfassend prüfen. Ein Bürger appellierte daraufhin noch einmal ganz deutlich an die Stadt: Man solle doch bitte nicht im Vorfeld etwas verhindern, das vielen ein Anliegen sei, weil es vielleicht im Nachhinein Probleme damit geben könnte. Applaus folgte.

Hintergrund

Die Bürgerbeteiligung war die Auftaktveranstaltung zur geplanten Sanierung des Rheinufer-Abschnitts 2. Zusammen mit einer Schülerbefragung bildet sie die Basis für die Vorplanung der Landschaftsarchitekten. Diese soll Ende September abgeschlossen sein. Darauf folgt die Detailplanung, in der es eine zweite Bürgerbeteiligung und eine umfassendere Befragung von Anwohnern geben wird. Im Oktober starten die Bauarbeiten mit ersten Maßnahmen an der Caponniere. Zunächst wird nur der unmittelbare Bereich um den Turm am Feldbergplatz saniert, vor allem Richtung Wasser. Die Pläne für dieses kleine Teilstück des Abschnitts 2 sind als einzige bereits beschlossen worden.

Logo