Mehr als 4000 Fans des 1. FSV Mainz 05 haben am Samstag Abschied von der Südtribüne genommen. 1997 als Stahlrohkonstruktion erbaut, war die Tribüne Heimat der besonders treuen 05-Fans und der organisierten Fanszene. In den vergangenen Jahren war die Tribüne gesperrt, am Samstag durften zumindest die Blöcke „Q“ und „R“ ein letztes Mal geöffnet werden. Am Platz der Südtribüne soll die neue Geschäftsstelle des Vereins entstehen.
Begangen wurde das große Abschiedsfest mit Live-Musik und Legenden-Talks auf dem Gelände des Bruchwegstadions. Fast schon beiläufig fand um 15:30 Uhr auch ein Testspiel zwischen den Profis der 05er und dem MSV Duisburg statt. Beide Fanszenen verbindet seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis.
Klopp steht Rede und Antwort
Einer, der sich den Abschied von der Mainzer Kult-Tribüne nicht nehmen lassen wollte, war Ex-Spieler und Trainer Jürgen Klopp. 2001 war er an Rosenmontag praktisch über Nacht vom Spieler zum Trainer der 05er geworden, führte die 05er später in die Bundesliga. Über Borussia Dortmund, wo er zwei Meisterschaften und den DFB-Pokal gewann, zog es ihn 2015 zum Liverpool FC nach England, mit dem er unter anderem die Champions League gewinnen konnte.
Für den Besuch in Mainz war er sich nicht zu schade – auch wenn er eher zufällig zustande kam. „Ich bin hier wegen der Familie. Und dann habe ich gelesen, dass wir gegen Duisburg spielen. Da habe ich gedacht, dass könnte ich mir eigentlich auch anschauen, wenn ich schon mal da bin.“ Dass die Fans dann noch Abschied von der Südtribüne nehmen, habe er eher zufällig mitbekommen. Dennoch nahm sich der Trainer rund eine halbe Stunde für einen Live-Talk mit Christian Bernhart von der Mainzer Fanabteilung Zeit.
Und dabei stellte der Star-Trainer erneut klar, dass trotz nationaler und internationaler Titel sein größter sportlicher Erfolg 2004 in Mainz stattfand. „Zum damaligen Zeitpunkt hat niemand Mainz 05 in der Bundesliga gebraucht. Wir waren eine Mannschaft mit Spielern, die die zweite Chance bekommen haben. Deren Karriere schon halbwegs zu Ende war. Am Ende haben wir es geschafft, nachdem wir zweimal grandios gescheitert waren. Die Voraussetzungen waren so schlecht, dass es der größte Erfolg war, den ich jemals hatte. Es hat uns niemand das wirklich zugetraut.“
Und auch beim Abschied blieb Jürgen Klopp sich und seiner unverwechselbaren Art treu: