In Stoßzeiten fahren am Mainzer Hauptbahnhof drei Busse und Bahnen pro Minute. Die Folge: Fahrzeuge blockieren sich gegenseitig und verlieren dadurch Zeit. Aus diesem Grund sollen zukünftig einige Straßenbahnlinien über die Binger Straße geführt werden. Schon länger wird über neue Gleise zwischen Alicenbrücke und Münsterplatz diskutiert. Jetzt wird der Plan immer konkreter.
Am Montagmorgen hat die Mainzer Mobilität bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Speyer, die Planungsunterlagen für das Projekt eingereicht: „Wir sind heute mit einem kleinen Baustein einen großen Schritt weitergekommen“, so Jochen Erlhof, der Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) bei einer Pressekonferenz. Außer dem sogenannten Teilprojekt 1 „Binger Straße“ gehören auch der neue Innenstadtring vom Schillerplatz übers Höfchen in die Mainzer Neustadt sowie eine Trasse in das Heiligkreuz-Viertel zu dem dreiteiligen Ausbauprogramm. Dadurch soll der öffentliche Nahverkehr in den nächsten Jahren noch klimaschonender und attraktiver gestaltet werden. Für Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) ist die Binger Straße die „Generalprobe für weitere Projekte“.
Wie Christian Jakobs, Leiter des Teilprojekts 1, sagte, wurden seit 2021 bei Öffentlichkeitsbeteiligungen Geschäftsinhaber, Anwohner und Politiker mit eingebunden. In der Binger Straße soll eine zweiseitige Bahnstraße entstehen, die etwa 300 Meter lang ist. Sowohl stadteinwärts als auch stadtauswärts wird ab der Hinteren Bleiche von einem auf zwei Fahrstreifen aufgeweitet. In beiden Richtungen wird eine der beiden Spuren von der Straßenbahn mitbenutzt. Autos und Busse können auf allen Spuren fahren.
Neue Zeitinsel geplant
Außerdem sind großzügig angelegte Fußwege und Fahrradverkehrsflächen geplant. Eine Besonderheit ist die neue Haltestelle „Binger Straße/Münsterplatz“ mit einer sogenannten Zeitinsel, die es bisher nur in anderen Städten gibt. Stadteinwärts soll der innere Fahrstreifen 24 Zentimeter tiefer liegen. Dort wird künftig die Straßenbahn halten. Der äußere Fahrstreifen wird in dieser Zeit für Fahrrad- und Autofahrer mit Hilfe eines Ampelsystems gesperrt. So soll ein barrierefreier Ein- und Ausstieg gewährt werden. Die Mainzer Mobilität rechnet mit sechs Fahrten pro Stunde in jede Richtung.
Wann mit dem Bau der neuen Gleisstraße begonnen werden kann, hängt von der Planfeststellungsbehörde ab. Man rechnet aber mit neun bis zwölf Monaten. Ende 2025 sollen ersten Trams durch die Binger Straße fahren. Dennoch könne man bald die genauen Pläne auf der Homepage der Mainzer Mobilität einsehen. Ein öffentlicher Erörterungstermin sei ebenfalls geplant. Hier können nochmals Einwände eingebracht werden.
Die Kosten, die für den Ausbau anfallen, werden sich voraussichtlich auf etwa 10 Millionen Euro belaufen. Jedoch ist das Projekt laut Mainzer Mobilität bezuschussungsfähig.