Nach fast drei Jahrzehnten als Chefin des Bierstop G1 hat sich Marianne mit Ende 70 dazu entschieden, kürzer zu treten und ihre Traditionskneipe abzugeben. Die Kneipe im Bleichenviertel gibt es seit fast 50 Jahren, 29 Jahre davon führte sie den Betrieb. Nun übernimmt Keanu Kornmesser trotz seines laufenden Biologiestudiums die Kneipe. Er war bereits sechs Jahre lang als Mitarbeiter Teil des Teams.
Übernahme trotz Biologiestudium
Seinen Weg in die Kneipe fand Keanu zuerst als Gast: „Ich bin von einem guten Freund das erste Mal hier in den Laden reingebracht worden und habe mich direkt verliebt. Daraufhin bin ich öfter hergekommen und Stammgast geworden“, erinnert sich Keanu mit einem Lächeln. Der Stammgast wurde schließlich zum Mitarbeiter.
Obwohl er noch im Biologiestudium stecke, sei ihm direkt klar gewesen, dass er den Laden übernehmen wolle: „Biologie war der Plan A, der dann zum Plan B degradiert wurde. Als sich das hier ergeben hat, war mir klar, dass es das ist, was ich machen will.“ Keanu erzählt, er habe schon immer große Freude an seinem Job im Bierstop gehabt: „Wenn ich mal ein oder zwei Wochen Urlaub hatte, merkte ich, dass ich es kaum erwarten konnte, wieder hier zu arbeiten – die Arbeit fehlt mir dann einfach.“
Auch Marianne sagt gegenüber Merkurist, sie sei von ihrer Entscheidung überzeugt, den Bierstop an Keanu abzugeben: „Es fühlt sich richtig an. Ich weiß, dass der Bierstop bei Keanu in guten Händen ist.“
Von Marianne habe er „Gastronomie von der Pieke auf gelernt“, erzählt Keanu. „Ich habe gelernt, auch bei dem größten Stress hinter der Theke einen ruhigen Kopf zu bewahren und einfach weiterzumachen. Auch das Verhältnis zu den Gästen, die Wertschätzung. Ich habe von ihr hier wirklich gefühlt alles gelernt.“
„Der Bierstop bleibt der Bierstop“
Keanu sei wichtig, dass sich, außer ein paar interner Abläufe, in der Kneipe nichts ändere: „Der Bierstop bleibt der Bierstop. Ich habe den Laden, so wie er ist, kennen und lieben gelernt. Ich habe mich bewusst für ihn entschieden, weil ich ihn so mag, wie er ist.“ Im Idealfall würden die Gäste den Besitzerwechsel gar nicht bemerken, so Keanu.
Für Keanu selbst sei der Bierstop ein „Wohnzimmer“, erzählt er. „Ich habe hier super viele Menschen kennengelernt, die gute Freunde wurden“, sagt Keanu. „Es ist ein schöner Treffpunkt. Man kann einfach hingehen und kommt hier sehr leicht mit Leuten ins Gespräch. Der Raum ist nicht groß, irgendjemanden hat man in den meisten Fällen neben sich sitzen. Wenn man Lust dazu hat, neue Leute kennenzulernen, dann wird das hier relativ einfach passieren. Einfach ein bunt gemischtes, offenes, liebes Publikum haben wir hier.“
Wenn es nach der früheren Chefin Marianne geht, bleibt das auch in den nächsten Jahrzehnten so: „Ich wünsche mir, dass der Bierstop in 50 Jahren immer noch besteht.“