Der Südwestrundfunk (SWR) hat das Studio A in Mainz geschlossen. Das berichtet die „Allgemeine Zeitung“. Hintergrund sei ein aktueller Bericht des rheinland-pfälzischen Rechnungshofs, der die Finanzen und Strukturen des Senders unter die Lupe genommen hat. Das Studio werde aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter betrieben, wie der SWR auf Anfrage mitteilt.
Laut dem Bericht der Allgemeinen Zeitung kritisieren die Rechnungshöfe in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg seit längerem, dass die SWR-Studios nicht effizient genutzt werden. Besonders die Fernsehproduktionsstudios an den Standorten Stuttgart, Mainz und Baden-Baden seien oft nicht ausgelastet. Der SWR begründet die Schließung damit, dass Kapazitäten zusammengelegt werden und weiterhin alle Formate in Mainz produziert werden können.
Defizit von 33 Millionen Euro
Der Rechnungshof sieht die finanzielle Lage des SWR insgesamt kritisch. 2021 wies der Sender erstmals ein negatives Eigenkapital von -161 Millionen Euro aus, das sich 2022 auf -232,7 Millionen Euro erhöhte. Obwohl sich die Situation aktuell wieder verbessere und der SWR als Anstalt des öffentlichen Rechts nicht insolvenzfähig sei, bleibt das negative Eigenkapital laut Rechnungshof ein Problem. Im Jahr 2024 nahm der SWR laut Geschäftsbericht 1,306 Milliarden Euro ein, schloss das Jahr aber mit einem Defizit von 33 Millionen Euro ab.
Der Sender erklärt das Defizit als Teil eines „strategischen Prozesses“, der mit einmalig verfügbaren Reserven abgefedert werde. Diese Rücklagen seien durch Einsparungen in den letzten Jahren entstanden und würden nun gezielt für den Umbau des SWR hin zu mehr digitalen Inhalten eingesetzt.
Gehälter der SWR-Spitze veröffentlicht
Kritik gibt es auch an der Personalplanung des SWR. Die Zahl der tatsächlich beschäftigten Vollzeitäquivalente sei im Geschäftsbericht nicht klar ausgewiesen. Im Jahr 2024 beschäftigte der SWR 3543 Personen, die Zahl der Vollzeitäquivalente lag laut SWR bei 5064. Der Sender wolle künftig transparenter werden und habe ab dem Haushaltsplan 2025 entsprechende Erläuterungen ergänzt.
Der Rechnungshof empfiehlt außerdem, die Mindestquote für regionale Sendungen im SWR-Fernsehen abzuschaffen. Die bisher vorgeschriebene Quote von 30 Prozent regionaler Inhalte verursache hohe Kosten und passe nicht mehr zum Online-Nutzungsverhalten der Zuschauer.
Auch die Gehälter der SWR-Spitze wurden veröffentlicht: Intendant Kai Gniffke erhielt 2024 insgesamt 403.146 Euro, die Direktoren jeweils rund 250.000 Euro. Die beiden juristischen Direktorinnen bekamen jeweils 132.121 Euro.
Empfehlungen für weitere Einsparungen und eine transparentere Struktur begleiten die Schließung des Studios in Mainz – wie die Allgemeine Zeitung berichtet.