Ein weiteres Mainzer Traditionsgeschäft schließt: Nach 136 Jahren stellt „Listmann“ in der Schöfferstraße zum 31. Dezember den Betrieb ein. Das berichtet die „Allgemeine Zeitung“ am Freitag. Auch die Filialen in Wiesbaden und Koblenz würden zeitgleich schließen.
Laut dem Bericht startet bereits am kommenden Donnerstag, dem 30. Oktober, ein großer Räumungsverkauf an allen drei Standorten. Einzig die Filiale in Aachen solle ab 2026 von einem neuen Inhaber weitergeführt werden. Von der Schließung seien an den drei Standorten insgesamt 75 festangestellte Mitarbeiter und rund 40 Aushilfen betroffen, allein in Mainz zähle das Team 50 Personen. Inhaber und Geschäftsführer Oliver Listmann sagte der Zeitung, die Belegschaft sei informiert und es gebe einen Sozialplan. „Es war schwer, über die Schließung zu informieren. Gerade die Älteren kenne ich ja seit Jahren. Da sind viele Tränen geflossen.“
Fehlender Nachfolger als Hauptgrund
Als ausschlaggebenden Grund für die Schließung nannte Listmann, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt, das Fehlen einer Nachfolge. „Wenn ich eine Zukunftsperspektive hätte, hätte ich es wahrscheinlich weiter durchgezogen. Aber ich bin jetzt 64 Jahre alt und habe keinen Nachfolger“, wird er zitiert. Seine beiden Söhne würden studieren und sich beruflich anders orientieren wollen.
Versuche, das Unternehmen zu verkaufen, seien gescheitert. Für große Filialisten sei das Sortiment von rund 85.000 verschiedenen Artikeln zu schwer zu handhaben gewesen, für kleinere Händler sei das Geschäft wiederum zu groß gewesen.
„Herausfordernde Rahmenbedingungen“
Listmann habe außerdem von „herausfordernden Rahmenbedingungen“ gesprochen. Dazu zählten die Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten, erhebliche Preissteigerungen im Wareneinkauf sowie steigende Kosten für Energie, Mieten und Personal. Auch der Rückgang der Frequenz in der Innenstadt, die wachsende Konkurrenz durch den Online-Handel und neue Vertriebsstrategien der Lieferanten hätten zur Entscheidung beigetragen.
Zur Zukunft der Verkaufsfläche in der Schöfferstraße, die wie alle Filialen nur angemietet sei, habe sich der Geschäftsführer zurückhaltend geäußert: „Hier wird wieder etwas Attraktives reinkommen.“
Auch Wirth schließt zum Jahresende
Auch das Traditionsgeschäft „Kinderladen Wirth“ am Münsterplatz schließt nach mehr als 100 Jahren.