Ende vergangener Woche sind bei den Bauarbeiten zur neuen Straßenbahnlinie in der Binger Straße Mauerreste eines historischen Gebäudes freigelegt worden.
Dabei handelt es sich um die 360 Jahre alten Überreste der Mainzer Stadtbefestigung, erklärt Dr. Jens Dolata, stellvertretender Leiter der Außenstelle Mainz der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, nun auf Anfrage von Merkurist. „Die aufgedeckte sehr massive Festungsmauer gehört zur Münstertorbefestigung mit dem sogenannten Münsterweiher“, so Dolata.
Konkret befand sich damals diese „Kurtinenmauer“ zwischen den Bastionen Paul im Norden und Georg im Süden. Bei der Kurtine handelte es sich um einen Verbindungswall, über den eine Brücke über den nassen Graben zum Münstertor führte. Gleichzeitig bildete die Mauer den Ausgang aus dem Münstertor. Errichtet wurde sie 1664, abgebrochen 1877. Grund war damals, wie bei vielen Festungsmauern, der Eisenbahnbau und der Bau des neuen Hauptbahnhofs. „Hierbei wurden Festungsmauern systematisch abgerissen und umfangreiche Planierungen und Terrainauffüllungen vorgenommen“, so Dolata.
Ausgrabungen noch bis Freitag
Daher sei auch grundsätzlich bekannt, welcher Bestand sich in Mainz unter der Erde befinde. Mittels Grabungen könne man dann feststellen, wie hoch die abgebrochenen Mauerreste sind und inwieweit sie vom Straßen- und Leitungsbau gestört würden, so Dolata weiter.
Die Archäologen und Ausgrabungstechniker der Denkmalfachbehörde Landesarchäologie sind demnach seit vergangenen Donnerstag vor Ort. Sie legen die Mauerreste frei, um sie ausmessen und dokumentieren zu können. Diese Arbeiten würden noch bis voraussichtlich Freitag (11. April) andauern und seien in den Bauabläufen eingeplant, so Donata.
Am Montag noch hatte ein Pressesprecher der Mainzer Mobilität gegenüber Merkurist mitgeteilt, dass sich die Bauarbeiten verzögern könnten (wir berichteten). Hier kann Dolata Entwarnung geben: Die Baustellenarbeiter, deren Arbeit wegen der Grabungen unterbrochen wurden, würden nun so lange an anderen Teilen innerhalb der Großbaustelle eingesetzt.
Nun werde geprüft und abgewägt, ob die gefundenen Reste der Festung erhalten bleiben müssen, ob sie abgerissen werden oder ob dies wegen des Straßenbahnbaus überhaupt erforderlich sei.