Fast 40, zum größten Teil sehr alte, Bäume hat die Stadt Mainz dort fällen lassen, wo demnächst ein neuer Schulkomplex entstehen soll: an der Lemmchenschule in Mombach.
„Schockiert“ sei er vom Ausmaß der Baumfällungen, teilt Jürgen Weidmann mit, der zufällig von der Aktion Ende Februar erfahren hat. Er ist Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt Mombach. „Wir unterstützen die Verbesserung der schulischen Situation in Mainz durch den Bau eines Gymnasiums in Mombach. Wir haben aber kein Verständnis dafür, dass in Zeiten des Klimawandels eine so große Zahl an Bäumen gefällt wird“, so Weidmann.
Die Baumfällungen seien Teil der Ausbaumaßnahmen am Schulstandort, teilt die Stadt Mainz auf Anfrage mit. Sie seien notwendig geworden, da hier sowohl die Neubauten als auch Interimsgebäude entstehen sollen. Genehmigt worden seien die Fällungen zuvor von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd. „Im ersten Schritt wurden 20 Bäume für die Interimsgebäude für das neue Gymnasium und die Mensa gefällt“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Um Platz für neue Leitungswege für Trinkwasser und Strom zu schaffen, wurden anschließend weitere 17 Bäume beseitigt.
32 der 37 gefällten Bäume waren geschützt
Nach Angaben der Stadt waren 32 der 37 gefällten Bäume geschützt. Weil der Umfang ihres Stammes größer als 80 Zentimeter war, fielen sie also unter die Baumschutzverordnung. Nach dieser Verordnung ist es eigentlich verboten, geschützte Bäume zu entfernen, zu zerstören, zu schädigen oder ihren Aufbau wesentlich zu verändern. Als Ausgleich habe die SGD Süd angeordnet, als Ersatz „großkronige, einheimische Bäume“ neu zu pflanzen, so die Stadt.
Jürgen Weidmann aber glaubt nicht, dass die Fällungen alternativlos waren. Aus seiner Sicht gehe man „den für Architekten und Baufirmen einfachsten Weg“. Den Klimawandel sowie die Bedürfnisse von Tieren und Pflanzen berücksichtige man dabei nicht. Nun fürchten die Naturschützer, dass sich die fehlenden Bäume langfristig negativ auf das Umgebungsklima auswirken könnten – und damit auch auf die Schüler.
„In Zeiten eines sich beschleunigenden Klimawandels und eines dramatischen Artensterbens dürfen städtische Stellen wie die Gebäudewirtschaft Mainz nicht weiterhin so rücksichtslos vorgehen“, kritisiert Weidmann. Er fürchtet, dass noch mehr Bäume auf dem Schulgelände gefällt werden, und fordert, dies unbedingt zu vermeiden. Erschreckend sei zudem, dass die Baumfällungen von der SGD Süd genehmigt wurden, „ohne andere Maßnahmen zu berücksichtigen, die künftig zu einer Aufheizung des Stadtteils führen“. Prinzipiell, so Weidmann, solle in den Baumbestand bei städtischen Baumaßnahmen so wenig wie möglich eingegriffen werden.
Hintergrund
In Mombach wird aktuell der gesamte Schulstandort neu strukturiert und gebaut. Zunächst wird ein Gymnasium neu gebaut, anschließend beginnt der Neubau der bereits vorhandenen Grundschule sowie der Realschule plus, inklusive einer Mensa und einer Sporthalle. Es handele sich dabei um „eine der größten und am längsten erwarteten Schulbaumaßnahmen der Stadt“, ist von der Pressestelle zu erfahren. Zum nächsten Schuljahr bereits soll die neue Schule an den Start gehen, zunächst als Interimsschule in Modulbauweise. 130 Millionen Euro wird das Bauprojekt voraussichtlich kosten.