Die Innenstadt ist das pulsierende Herz von Mainz – Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus tragen entscheidend dazu bei. Damit sie auch in Zukunft vital und attraktiv bleibt, wollen Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen und entscheidende Weichenstellungen vornehmen. Kann das gutgehen?
Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), MVG-Geschäftsführer Florian Wiesemann und Akteure der Innenstadt stellten am Donnerstag (27. November) im Zuge einer Pressekonferenz aktuelle Maßnahmen vor.
Der 0-Euro-Samstag wird fortgesetzt
Oberbürgermeister Haase: „Der 0-Euro-Samstag hat sich in ganz Deutschland herumgesprochen. Er belebt die Innenstadt, stärkt den Einzelhandel und ist beste Werbung für unseren ÖPNV. Und auch die verlängerten Öffnungszeiten der Außengastronomie an Freitagen und Samstagen, die wir im Sommer erstmals getestet haben, haben sich bewährt. Beides setzen wir 2026 fort. Das sind starke Signale für eine starke Innenstadt. Weitere wichtige Projekte werden wir in den kommenden Wochen vorstellen.“
Florian Wiesemann, Geschäftsführer Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG): „Mit dem 0-Euro-Samstag wollten wir gemeinsam mit der Stadt zusätzliche Fahrgäste für den ÖPNV gewinnen und diese auch möglichst langfristig an uns binden. Dieses Ziel ist uns eindrucksvoll gelungen. Gleichzeitig hat diese Aktion über ihre breite Medienberichterstattung eine große Werbewirkung für die Mainzer Mobilität und den ÖPNV insgesamt. Deshalb führen wir die Aktion zunächst einmal 2026 fort.“
Manuela Matz, Wirtschaftsdezernentin: „Die Innenstadt ist lebendig und attraktiv. Wir haben eine hohe Passantenfrequenz, eine mit nur 6,5 Prozent geringe Leerstandsquote und Rekorde bei den Tourismuszahlen. Der Handel ist im Wandel und so entstehen auch immer wieder neue attraktive, innovative Geschäftsideen, die das Angebot in der Stadt vielfältig erweitern. Mainz ist und bleibt stark! Dafür tun wir viel und es lohnt sich!“
Leerstandsquote seit 2022 stabil
Die Leerstandsquote lag in den Jahren 2016 bis 2019 bei durchschnittlich 3,9 Prozent. Nach der Corona-Pandemie liegt der Wert seit 2022 stabil bei durchschnittlich 6,5 Prozent. Dies ist weiterhin ein moderater Wert. Zum Vergleich: Nach einer Hochrechnung des Handelsverbands Deutschland liegt die Leerstandsquote im Bundesdurchschnitt bei etwa 10 Prozent.
Jan Sebastian, Präsident Handelsverband Rheinland-Pfalz: „Ein Wachstum der Handelsbranche ist Fakt! Auch wenn es nicht so hoch ausgefallen ist wie zuerst angekündigt. Im Bundesvergleich sind die Zahlen gut, für Rheinland-Pfalz sogar sehr gut. Die Leerstände sind überschaubar. In den guten und besseren Lagen ist kaum Leerstand. Mainz hat die größte Fußgängerzone Deutschlands, gemessen an der Einwohnerzahl. In den Randlagen, wie an meinem Schillerplatz, hat sich der Handel zurückgezogen und einer tollen Gastronomie Platz gemacht, die von den Mainzern gut besucht wird. Nur beim Thema Umland und Parken ist es für viele Geschäfte eher schwierig, trotz des neuen Parkleitsystems.“
Langfristige Messungen an drei – für den innerstädtischen Einzelhandel zentralen – Orten verdeutlichen: Im Jahr 2021 ist die Passantenfrequenz infolge der Corona-Pandemie auf 56 Prozent des Jahres 2019 gesunken. Die Frequenz wieder auf das Vor-Corona-Niveau zu bringen, ist eine Herausforderung. Die Stadt Mainz ist auf einen guten Weg: Im Jahr 2025 wurden die Frequenzen des Jahres 2019 wieder zu 95 Prozent erreicht. Dabei ergibt sich ein differenziertes Bild: Während am Brand die Passantenfrequenz mit 85 Prozent noch unterdurchschnittlich liegt, hat die Stadthausstraße bereits 98 Prozent erreicht und die Schusterstraße liegt mit 110 Prozent sogar über dem Vor-Corona-Wert.
Sandra Klima, Citymanagerin: „Kritische Stimmen über unsere Stadt sind uns nicht fremd. Dennoch stellt sich die Realität anders dar: Jedes Jahr heißen wir 20 bis 40 neue Geschäfte willkommen, darunter zahlreiche Neugründungen, innovative Concept Stores und angesagte Einzelhändler. Dieses kontinuierliche Wachstum ist ein Beleg für die Stärke unseres Netzwerks und die enge Zusammenarbeit innerhalb der Stadtgemeinschaft. Dank unseres starken Netzwerkes, einer strategischen Ausrichtung und einer hervorragenden Kooperation mit der Wirtschaftsförderung können wir positive Entwicklungen verzeichnen. Die verkaufsoffenen Sonntage sowie die durchdachte Strategie des Tourismusfonds bringen mehr Frequenz in unsere Einkaufsstadt und attraktive Highlights, die sowohl Touristen als auch Einheimische faszinieren. Gleichzeitig ermuntere ich die Stadt, schneller auf die angesprochenen Themen von Ordnung und Sauberkeit zu reagieren. Immer mehr Influencer entdecken unsere Stadt und präsentieren sie voller Stolz – es ist an der Zeit, dass auch die Mainzer diesen Stolz in sich tragen und gemeinsam an der positiven Wahrnehmung unserer Stadt arbeiten.“
Das Thema Sauberkeit bleibt dabei weiter ein großes Thema, etwa auf der Großen Bleiche und am Bahnhof. Haase will dazu demnächst Neuigkeiten bekanntgeben sowie ein Update bei der Stadtreinigung und Stadtentwicklung.
Gewerbesteuererträge im Handel steigen
Die Gewerbesteuererträge der Stadt in der Handelsbranche haben sich von 15,2 Mio. Euro im Jahr 2023 auf 24,2 Mio. Euro im Jahr 2025 erhöht (Stand 26.11.2025, Einzelhandel und Großhandel). Auch unter Herausrechnung der Hebesatzerhöhung bleibt ein Plus von 7,3 Prozent.
Die Stadt Mainz hatte in der Vorwoche eine veraltete Zahl für das Jahr 2023 und damit ein deutlich größeres Plus mitgeteilt. Inzwischen hat die Finanzverwaltung ihre Angaben korrigiert (wir berichteten). Hintergrund ist, dass sich die Höhe der Gewerbesteuererträge auch für Vorjahre noch beträchtlich ändern kann. „Es tut uns leid, dass wir uns hier korrigieren müssen“, äußert sich Andreas Behringer, Pressesprecher der Stadt Mainz. „Auch ein Plus von 7,3 Prozent in knapp zwei Jahren ist ein außerordentlich positiver Wert im bundesweiten Vergleich für den Handelsstandort Mainz.“
Oberbürgermeister Haase: „Die positiven Gewerbesteuerwerte werden ergänzt durch weitere erfreuliche Entwicklungen wie steigende Touristenzahlen, stabile Passantenfrequenzen und weiterhin unterdurchschnittlichen Leerstand. Unabhängig von den Zahlen ist für mich klar: Die Transformation unserer Stadt ist eine dauerhafte Herausforderung, die wir nur in enger Abstimmung mit allen Beteiligten auch zukünftig positiv gestalten können.“
Kaum noch Spielraum
Dennoch: Im Mainzer Stadtrat ist der Haushaltsentwurf für das nächste Jahr eingebracht worden. Die Stadt rechnet mit einem Defizit von 161 Millionen Euro – trotz aller Sparbemühungen (wir berichteten). Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) machte in der Sitzung des Stadtrates deutlich: Mit einem Defizit von über 161 Millionen Euro sieht er für das kommende Jahr kaum Spielraum, um in der Stadt aktiv etwas zu gestalten.
Der Haushaltsentwurf für 2026 entspricht nicht den gesetzlichen Vorgaben, da er nicht ausgeglichen ist. Trotz des großen Defizits zeigt sich Finanzdezernent Beck zuversichtlich, dass der Entwurf genehmigt wird.
Innenminister Michael Ebling (SPD) habe die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD bereits gebeten, defizitäre Haushalte angesichts der globalen Krisensituationen dennoch zu genehmigen. Im nächsten Mainzer Stadtrat am 17. Dezember soll über den Entwurf abgestimmt werden.