Für viele Mieter am Taubertsberg 4 fühlte es sich am Wochenende an, als seien sie in ihrer Wohnung gefangen. Wer in den oberen der 20 Stockwerke im Hochhaus wohnt, kam praktisch nicht mehr runter. Das galt besonders für ältere oder gehbehinderte Menschen. Der Grund: Beide Aufzüge in dem Hochhaus waren mehrere Tage lang außer Betrieb.
Eine Mieterin aus einem der mittleren Stockwerke meldete sich am Sonntag bei Merkurist. Einer der beiden Aufzüge sei schon seit Monaten außer Betrieb, der andere fiel dann am Samstag aus. Kein Einzelfall: Immer wieder komme es vor, dass man nur noch Treppe laufen könne. „Der Notdienst ist auch keine Hilfe, er kommt einfach nicht“, so die Mieterin. „Wir haben im Haus Leute mit Kinderwagen, gehbehinderte, alte Menschen. Und was ist, wenn jetzt ein Rettungseinsatz wäre?“
Auch am Montagmorgen waren die Aufzüge noch außer Betrieb. Erst am Abend, also nach 48 Stunden und nachdem Merkurist eine Anfrage an den Vermieter Vonovia geschickt hatte, liefen beide Aufzüge wieder. Doch was sagt Vonovia zu den wiederholten Ausfällen?
„Leider kommt es hier immer wieder zu Vandalismus und die Aufzugsanlage wird mutwillig beschädigt“, teilt eine Vonovia-Sprecherin mit. „Die Aufzüge fallen deswegen häufiger aus und darunter müssen unbeteiligte Mieterinnen und Mieter leiden – diese Situation ärgert uns sehr.“ Die Techniker würden stets „mit Hochdruck“ daran arbeiten, die Aufzüge wieder in Stand zu setzen. „Oft haben die Ersatzteile leider lange Lieferzeiten.“
Lichtschranke beschädigt
Der konkrete Grund für den Ausfall am Wochenende sei gewesen, dass bei einem Aufzug jemand die Tür blockiert und so die Lichtschranke des Aufzugs beschädigt habe. „Die Lichtschranke ist wichtig für die Sicherheit des Aufzugs und verhindert, dass sich die Türen schließen, wenn sich eine Person auf der Türschwelle befindet. Wenn die Lichtschranke defekt ist, darf der Aufzug nicht fahren.“ Bei dem anderen Aufzug sei das Kabinenlicht defekt gewesen. „Auch hier gilt: Der Aufzug darf ohne Kabinenlicht nicht fahren. Wir haben nun alle Mängel abgearbeitet.“
Doch wie will Vonovia sicherstellen, dass Mieter künftig nicht wieder in ihren Wohnungen gefangen sind? „Wir führen mindestens einmal wöchentlich Sicht- und Funktionskontrollen durch und können dadurch defekte Aufzüge sofort melden und weitere Schritte zur Reparatur einleiten.“ Man achte in der Regel darauf, dass in einem Hochhaus mit mehreren Aufzügen mindestens einer funktioniert. „Leider waren in diesem Fall beide Aufzüge gleichzeitig beschädigt.“
Notrufnummer „rund um die Uhr“ erreichbar?
Für Mieter gebe es mehrere Wege, Vonovia in solchen Fällen zu erreichen: telefonisch über den Kundenservice an Wochentagen von 7 Uhr bis 18 Uhr; Schäden und Notfälle könnten außerdem über die MeinVonovia-App gemeldet werden. Den Punkt Aufzugsschäden sucht man bei den Schadensmeldungen allerdings vergebens.
„Bei Aufzugsausfällen informieren wir unsere Mieterinnen und Mieter über Aushänge im Treppenhaus – leider wurden diese in der Vergangenheit immer wieder abgerissen. Im Mai haben wir den Aushang in einen Schaukasten verlagert. Nun arbeiten wir an einem zusätzlichen mehrsprachigen Aushang mit allen Kontaktdaten und Informationen.“ Die Notrufnummer der Aufzugfirma sei „rund um die Uhr“ für die Mieter erreichbar.
Die Mieterin, die sich an Merkurist gewandt hatte, ist skeptisch: „Vonovia ist seit Anfang des Jahres Vermieter. Seitdem ist immer wieder etwas kaputt und wird nicht oder spät repariert. Zum Beispiel ist das Licht im Eingangsbereich und auf mehreren Stockwerken kaputt. Es wurde vor Monaten gemeldet und seitdem ist nichts passiert.“ Außerdem sei es falsch, dass die Notrufnummer der Aufzugsfirma rund um die Uhr erreichbar wäre. „Das gilt nur für die Nummer von Vonovia. Aber was bringt es, wenn die dann nichts machen können?“