Der Fall Jutta Hoffmann gehört sicherlich zu den bewegendsten Fällen der deutschen Kriminalgeschichte. Am Am Sonntag, den 29. Juni 1986, dem Tag des Fußball-WM-Endspiels zwischen Deutschland und Argentinien (2:3), verschwand die damals 15-Jährige nach einem Freibadbesuch im hessischen Lindenfels spurlos. Eineinhalb Jahre später wurde schließlich ihre Leiche gefunden. Der Täter konnte jedoch bis heute nicht geschnappt werden. Doch nun hat die Mordkommission den „Cold Case“ noch einmal aufgerollt und scheint dem Mörder von Jutta dank neuer Spuren dicht auf den Fersen zu sein.
Alleine auf dem Heimweg
Jutta ging 1986 in die neunte Klasse einer Realschule und wohnte mit ihren Eltern in Lindenfels. An besagtem Sonntag fuhren sie und ihre Mutter mit dem Auto zum Schwimmbad. Da zu dieser Zeit Sommerferien waren, traf Jutta fast täglich ihre Freunde im Freibad. Gegen 17:45 Uhr verabschiedete sich Jutta von ihren Freunden, um nach Hause zu gehen. Das Verlassen des Schwimmbads ist das letzte gesicherte Lebenszeichen der 15-Jährigen. Für ihren Nachhauseweg nimmt sie an diesem Tag - das ergeben später die Ermittlungen - den kürzesten Weg durch den Wald. Etwa zur gleichen Zeit war dort eine junge Mutter mit ihrem Kind unterwegs. Sie machte eine Beobachtung, die später im Zusammenhang mit dem Verbrechen an Jutta Hoffmann eine besondere Bedeutung haben sollte. Der Zeugin fielen zwei junge Männer auf und eine junge Frau, die Jutta ähnlich sah. Etwa zur gleichen Zeit nahmen dann zwei weitere Zeugen Schreie wahr, die offenbar von einem Mann stammen könnten und möglicherweise im Zusammenhang mit dem Verbrechen an Jutta Hoffmann stehen.
Zudem gab es eine dritte Zeugin, die sich später ebenfalls bei der Polizei meldete. Sie ging etwa 20 Minuten nach den Schreien den Waldweg entlang. Die Gegenstände, die die Frau fand - einen Schuh und eine Badematte - gehörten Jutta Hoffmann, davon geht die Polizei jedenfalls aus. Der Schuh war wenig später jedoch verschwunden. Als Jutta schließlich auch am späten Abend nicht zurückkehrte, machten sich die Eltern auf die Suche nach ihrer Tochter. Diese blieb jedoch erfolglos, weshalb sie Vermisstenanzeige erstatteten.
Die Polizei ließ in den folgenden Wochen und Monaten nichts unversucht, um Jutta Hoffmann zu finden. So wurde der Fall auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ vorgestellt. Doch entscheidende Hinweise resultierten daraus nicht. Dann der 10. Februar 1988, etwa anderthalb Jahre nach dem Verschwinden von Jutta Hoffmann: In einem Waldstück bei Lindenfels fand ein Spaziergänger mit seinem Hund schließlich Juttas sterbliche Überreste. 1986 mutmaßte man kurzzeitig noch, dass der oder die Täter aus dem Raum Alzey stammen könnten. Eine Zeugin glaubte, ein Auto mit vermeintlichem Alzeyer Kennzeichen gesehen zu haben, das in Verbindung mit der Tat gestanden haben könnte. Diese Spur erwies sich jedoch als nicht zielführend.
Ermittler haben neue Erkenntnisse
Doch nun ist der „Cold Case“ um Jutta Hoffmann von der Kriminalpolizei wieder aufgerollt worden. Und die Beamten sind zuversichtlich, den Fall nach all den Jahren doch noch lösen zu können. So gibt es „brandneue“ Angaben zum Motiv, Tathergang und auch zur Täterpersönlichkeit, wie eine leitende Ermittlerin jetzt in „Aktenzeichen XY“ erklärte. So muss es sich bei dem Täter um einen Sexualstraftäter handeln, wahrscheinlich mit Persönlichkeitsstörung, der Rechtshänder und ortskundig ist und aus dem südhessischen Raum kommt. Wie Profiler herausfanden, war der Mörder bei der Tat Mitte 20. Inzwischen müsste er dann Mitte 60 oder etwas älter sein. Zudem soll der Täter blonde Haare (jetzt möglicherweise altersbedingt grau), blaue Augen und helle Haut haben.
Wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt und das Hessische Landeskriminalamt nun gemeinsam auf der Suche nach dem Mörder mitteilen, endete am 29. Juni 1986 gegen Nachmittag auch ein Jugendzeltlager der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Odenwald, das sich in der Nähe des Freibads in Lindenfels befand. Am Abend vor der Tat fand in Eulsbach - einem Nachbarort von Lindenfels - zudem ein großes Feuerwehrfest statt, das auch Jutta besuchte.
Im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt fragt nun das Hessische Landeskriminalamt:
Wer kann Angaben zu einem Mann machen, die sich am 29. Juni 1986 im Ort Lindenfels im Odenwald, im Schwimmbad Lindenfels oder dem benachbarten Campingplatz in Schlierbach aufgehalten hat und die oben beschriebenen Merkmale erfüllt?
Wer kann Angaben zu Veranstaltungen in Lindenfels in Bezug auf das WM-Endspiel machen?
Sind Personen, auf die die Beschreibung zutrifft, nicht zum Schauen des Fußballspiels erschienen oder verspätet erschienen? Waren diese Personen in irgendeiner Art und Weise auffällig (Verhalten / Aussehen / Verletzungen)?
Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung der/des Täter/s führen, ist von der Staatsanwaltschaft Darmstadt eine Summe in Höhe von 5000 Euro ausgelobt worden.
Hinweise zum Fall Jutta Hoffmann nimmt die Polizei unter 0611/83-8300 entgegen. Ebenso kann das Hinweisformular (auch anonym) https://he.hinweisportal.de/CC-Hofmann genutzt werden.