Seit 1970 findet in Mainz alle zwei Jahre die Minipressen-Messe statt – so auch wieder in dieser Woche ab Donnerstag. Über 200 Autoren, Schriftstellerverbände und Kleinverlage aus zehn Ländern stellen dann in der Mainzer Rheingoldhalle ihre Arbeit aus, darunter wieder der Ahriman-Verlag aus Freiburg. Das sorgt jetzt für Aufregung.
Vorwurf des Antisemitismus
So bezeichnet ein Merkurist-Leser den Ahriman-Verlag in einem Snip als „rechtsesoterisch“. In einem Kommentar führt er aus: „Der mindestens rechtsoffene Verlag Ahriman stellt nächstes Wochenende auf der Minipressen-Messe aus. Bis dato gab es keinerlei öffentliche Reaktion darauf, lediglich auf Twitter wurde es bemerkt.“ Im entsprechenden Tweet des Accounts „KeinFußbreit“ vom 12. Mai wird der Ahriman-Verlag „antisemitisch“ genannt, seine Bücher zudem als „Corona-leugnend“ kritisiert. Kerstin Steinbach, die auf der Messe einen Vortrag über ihr im Ahriman-Verlag erschienenes Buch „Denkverbot Geburtenkontrolle“ halten soll, sei eine „Rechtsesoterikerin“.
Was steckt hinter diesen Vorwürfen? Der Ahriman-Verlag selbst bezeichnet sich auf seiner Homepage als „Gegengewicht gegen den Terror unserer Regierungen an der Leine der ‚400 Familien‘ und ihrer weltweiten ‚Medien‘“. Die Theorie von einigen mächtigen (jüdischen) Familien, die weltweit Politik, Finanzwesen und Medien kontrollieren, kursiert häufig in rechtsradikalen und antisemitischen Kreisen. Auch in vielen Veröffentlichungen des Verlags werden Begriffe verwendet, die vor allem in rechtsradikalen, verschwörungstheoretischen und rassistischen Narrativen auftauchen. Ein Beispiel dafür ist das Buch „Die Flutung Europas mit falschen Flüchtlingen“, in dem Schlagwörter wie „EU-Diktatur“, „Rapefugees“ und „Lügenpresse“ fallen.
Das sagt die Stadt Mainz
Im Tweet, der die Anwesenheit des Ahriman-Verlags auf der vergangenen und diesjährigen Mainzer Minipressen-Messe kritisiert, steckt auch eine direkte Aufforderung an die Stadt Mainz, die das Event ausrichtet: „Noch ist Zeit den Fehler zu korrigieren!“ Auf Twitter hat die Stadt Mainz nicht auf diese Aufforderung reagiert. Auf Merkurist-Anfrage jedoch meldet sich die Stadt zu Wort – und weist die Kritik ab.
„Das freie Wort ist ein sehr hohes Gut bei der Minipressen-Messe“, so ein Sprecher der Stadt Mainz. Seit Beginn der Messe im Jahr 1970 gelte für die Organisatoren: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Die Messe sei mit ihren ausstellenden Verlagen schon immer auch ein Spiegel der Gesellschaft und ein Forum für Diskussionen unterschiedlichster Meinungen gewesen – unabhängig davon, ob den Organisatoren die Meinungen gefallen würden, oder nicht. „Und solange die Ausstellenden mit ihrer veröffentlichten Meinung nicht gegen Gesetze verstoßen, dürfen sie ausstellen.“