Mainz ist schön – an manchen Ecken aber auch ganz schön dreckig. Aktuell trifft das im besonderen Fall auf die Grünanlage am Kronbergerhof zu. Dort ist immer wieder Klopapier in großen Mengen zu sehen. Denn der Grünstreifen wird offensichtlich ungeniert als öffentliche Toilette benutzt.
Kein größeres Problem?
Bei der Stadt Mainz hat man bereits Kenntnis von der alternativen Nutzung des Grünstreifens genommen und weiß auch, dass es an anderen Ecken in der Innenstadt immer mal wieder zu solchen Verunreinigungen kommt. Jedoch: „Das öffentliche Abkoten stellt – auch unter Berücksichtigung der Beschwerdelage – unserer Einschätzung nach kein größeres Problem dar“, teilt das Ordnungsamt auf Anfrage mit. In der Regel sei davon auszugehen, dass es sich bei den festgestellten Verstößen um „wildes Urinieren“ handelt. Eine statistische Auswertung bei den festgestellten und dokumentierten Verstößen gegen dieses Verbot, ob es sich hierbei um Urin oder Kot handelt, sei aber grundsätzlich nicht möglich. Ganz allgemein sei jedoch festzuhalten, dass das Verrichten der Notdurft eine Ordnungswidrigkeit darstelle, erklärt das Ordnungsamt.
Probleme mit Wildpinklern oder Kothaufen gab es in der Vergangenheit auch immer wieder einmal rund um das Bekleidungsgeschäft „C&A“. Wie Geschäftsführer Michael Wolf gegenüber Merkurist sagt, habe man diese jedoch durch den Dialog mit den betreffenden Personen in den Griff bekommen. Generell, so Wolf, gebe es zu wenige öffentliche Toiletten in der Innenstadt, mit denen man das Problem lösen könnte. Ähnlich sieht es auch der Mainzer Sozialmediziner Dr. Gerhard Trabert, der sich seit Jahrzehnten für wohnungslose Menschen einsetzt. Auch er ist der Meinung, dass gepflegte öffentliche Toiletten an den „Hotspots“ in der Stadt helfen würden.
Gleichzeitig könne er auch verstehen, dass Geschäftsleute irritiert sind, wenn sie vor ihren Läden die Hinterlassenschaften von „Wildpinklern“ vorfinden. Was den Bereich um den Kronberger Hof angeht, könne er sagen, dass sich dort seit einiger Zeit Obdachlose aufhalten. Das liege wohl auch daran, dass es dort ein sinnvolles Angebot für wohnungslose Menschen gibt. Dort könnten sich sozial Benachteiligte beispielsweise treffen und bei Tee Gespräche führen, erklärt Trabert. Vor Ort gebe es aber auch einen Mann mit psychischen Problemen, der inzwischen verwahrlost. „Wir versuchen schon sehr lange, mit ihm zu reden, doch Hilfe lehnt er ab.“ Auch eine angebotene Unterkunft verweigere der Mann. In diesem Zusammenhang weist Trabert noch einmal darauf hin, dass es mehr Sozialarbeiter mit psychiatrischer Kompetenz bräuchte in Mainz. „Das ist ein großes Problem, solche Mitarbeiter werden dringend benötigt, um Leuten zu helfen, die durch alle Raster fallen.“
Entfernen des Kots „Zumutung“
Ob nun also vielleicht tatsächlich eher wohnungslose Menschen für das „Wildpinkeln“ oder „Wildkoten“ in Mainz verantwortlich sein könnten, vermag man bei der Stadtverwaltung nicht zu sagen. Hierzu lägen keine Daten vor, wie das Ordnungsamt erklärt. Unabhängig davon regt sich aber offenbar Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern des Entsorgungsbetriebs, wenn es darum geht, die stinkenden Hinterlassenschaften zu beseitigen, wie Merkurist erfuhr. Konkrete Beschwerden seitens der Mitarbeiter lägen indes nicht vor, so der Entsorgungsbetrieb (EB) der Stadt Mainz auf Anfrage. „Allerdings ist in nicht seltenen Fällen die Zumutbarkeitsgrenze für die Mitarbeiter klar überschritten.“ Der EB kümmere sich um die Hinterlassenschaften, indem er die Fäkalien mit Bindemitteln abstreut, damit sie besser aufgenommen werden können. Dies helfe jedoch leider nur bedingt. Und auch, wenn diese Aufgabe weit über die normale Straßenreinigung hinausgehe, gibt es keine spezielle Vergütung dafür. „Die Mitarbeiter erhalten für diese ‘Zumutungen’ im Arbeitsalltag keine Zulage“, so der EB.
Doch wie will die Stadt Mainz dieses öffentliche Koten in Zukunft unterbinden? „Sollte das Problem verstärkt in gewissen Bereichen auftreten, werden diese auch verstärkt durch den Zentralen Vollzugs- und Ermittlungsdienst bestreift, wie zuletzt im Bereich Kronberger Hof geschehen“, teilt die Verwaltung mit. Unter Umständen kann es dann für den, der wild uriniert beziehungsweise abkotet, teuer werden. „Wenn der/die Verantwortliche ‘erwischt’ wird, kann ein Verwarnungsgeld in Höhe von 35 Euro erhoben werden, je nach Einzelfall und Schwere des Verstoßes jedoch auch höhere Verwarn- oder Bußgelder.“