Eine Mainzer Institution schließt für immer: Nach 136 Jahren hat das Traditionsgeschäft Listmann in der Schöfferstraße am Dienstag (30. Dezember) seinen letzten Öffnungstag. Wie die Allgemeine Zeitung berichtet, beschreibt Inhaber Oliver Listmann den letzten Tag als emotionalen Spagat.
Einerseits sei da die Erleichterung, dass der Ausverkauf gut verlaufen sei und man den Laden nun erfolgreich abschließe. Andererseits sei da Wehmut: „Wenn man sieht, wie leer alles geworden ist und weiß, dass wir heute schließen.“ Bereits seit gestern gab es 90 Prozent Rabatt auf das gesamte Restsortiment, wodurch so gut wie alle Waren verkauft wurden.
Die Filialen in Wiesbaden und Koblenz schließen ebenfalls zeitgleich. Von dem Aus sind an den drei Standorten insgesamt 75 festangestellte Mitarbeiter und rund 40 Aushilfen betroffen – allein in Mainz zählt das Team 50 Personen.
Für Geschäftsführer Oliver Listmann sei die Schließung ein schwerer Schritt gewesen. Gegenüber der Allgemeinen Zeitung sagte er: „Es war schwer, über die Schließung zu informieren. Gerade die Älteren kenne ich ja seit Jahren. Da sind viele Tränen geflossen.“ Für die Mitarbeiter gebe es einen Sozialplan.
Keine Nachfolge und schwierige Zeiten
Als ausschlaggebenden Grund für das Aus habe Listmann, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt, das Fehlen einer Nachfolge genannt. „Wenn ich eine Zukunftsperspektive hätte, hätte ich es wahrscheinlich weiter durchgezogen. Aber ich bin jetzt 64 Jahre alt und habe keinen Nachfolger“, wird er zitiert. Versuche, das Unternehmen zu verkaufen, seien gescheitert. Für große Filialisten sei das Sortiment zu komplex gewesen, für kleinere Händler wiederum sei das Geschäft zu groß gewesen.
Außerdem spricht Listmann von „herausfordernden Rahmenbedingungen“. Dazu zählten die Kaufzurückhaltung der Kunden wegen gestiegener Lebenshaltungskosten, erhebliche Preissteigerungen im Wareneinkauf sowie steigende Kosten für Energie, Mieten und Personal. Auch der Frequenzrückgang in der Innenstadt und die wachsende Konkurrenz durch den Online-Handel hätten zur Entscheidung beigetragen. Einzig die Filiale in Aachen solle ab 2026 von einem neuen Inhaber weitergeführt werden.