Diese Mainzer Traditionsgeschäfte haben 2025 endgültig geschlossen

Zahlreiche Traditionsgeschäfte mussten 2025 schließen oder werden zum Jahresende schließen – darunter Listmann und Wirth. Wir geben euch einen Überblick.

Diese Mainzer Traditionsgeschäfte haben 2025 endgültig geschlossen

2025 war kein gutes Jahr für Mainzer Traditionsgeschäfte. Vor allem die Ankündigungen von „Kinderladen Wirth“ und „Listmann“, Ende des Jahres schließen zu wollen, haben viele Mainzer geschockt. Doch Wirth und Listmann waren nicht die einzigen Traditionsgeschäfte, die in diesem Jahr schließen mussten. Wir geben euch eine Übersicht.

Wirth

Dieser Abschied ist für viele Mainzer besonders bitter: Nach 100 Jahren schließt der „Kinderladen Wirth“ am Münsterplatz zum 31. Dezember 2025. Das gab die Unternehmerfamilie Demmler-Wirth am 4. September auf ihrer Webseite bekannt. Dort erklärte sie auch ausführlich, welche Gründe hinter dem Aus stecken. An erster Stelle stehe die Corona-Krise, heißt es in der Erklärung. „Von einem Tag auf den anderen mussten wir seinerzeit schließen – ohne Einnahmen, aber mit laufenden Kosten“, schreibt die Familie. „Unsere Regale standen still.“

Außerdem hätten die Folgen von Pandemie und Ukrainekrieg dazu geführt, dass viele Leute weniger kaufen konnten beziehungsweise sich zurückgehalten hätten. Hinzu komme der „stetig wachsende Onlinehandel, vor allem über die großen ‘Player’.“ Das Kaufverhalten habe sich verändert, die Nachfrage sei immer kleiner geworden „aufgrund frühkindlicher Digitalisierung und anhaltenden Geburtenrückgangs“. Dazu zähle auch, dass es wegen Homeoffice und „neuer Arbeitswelten“ weniger Laufkundschaft gebe und damit weniger spontane Käufe und weniger Frequenz im Laden.

Darüber hinaus hätten die großen Baustellen in der Innenstadt für Sperrungen, weggefallene Parkplätze und erschwerte Zufahrten in den vergangenen Jahren gesorgt. Besonders ins Gewicht gefallen seien die Baustellen in der Bahnhofstraße, am Münsterplatz, in der Schillerstraße und in der Binger Straße.

Listmann

Ebenso bitter war für viele Mainzer das angekündigte Aus für das Traditionsgeschäft Listmann zum Ende des Jahres. Listmann gab es sogar 136 Jahre lang in Mainz. Der ausschlaggebende Grund ist vor allem die fehlende Nachfolge für Inhaber und Geschäftsführer Oliver Listmann, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt. Versuche, das Unternehmen zu verkaufen, seien gescheitert. Für große Filialisten sei das Sortiment von rund 85.000 verschiedenen Artikeln zu schwer zu handhaben gewesen, für kleinere Händler sei das Geschäft wiederum zu groß gewesen.

Listmann sprach außerdem von „herausfordernden Rahmenbedingungen“: Dazu zählten die Kaufzurückhaltung der Kunden aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten, erhebliche Preissteigerungen im Wareneinkauf sowie steigende Kosten für Energie, Mieten und Personal. Auch der Rückgang der Frequenz in der Innenstadt, die wachsende Konkurrenz durch den Online-Handel und neue Vertriebsstrategien der Lieferanten hätten zur Entscheidung beigetragen.

Kunsthandlung Jaeger

Nach 122 Jahren verabschiedete sich ein weiteres Traditionsgeschäft aus der Mainzer Altstadt. Die Kunsthandlung Jaeger in der Schöfferstraße schloss im Sommer 2025. Seit dem Jahr 1903 gab es die Firma gegenüber dem Alten Dom. Zunächst gegründet wurde sie von Familie Jaeger als Schreibwarengeschäft mit einem religiösen Angebot. „Das war damals so üblich“, erzählte Geschäftsführer Heinz Lehnen gegenüber Merkurist. Aus Altersgründen habe sich die Familie Ende der 1980er-Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen, dann stieg Lehnen ein. Er nahm die Schreibwaren aus dem Programm, es blieb ein großes Angebot an Kunst- und Glückwunschkarten.

Monsieur C.O. Reuter

Der Herrenausstatter Monsieur C.O. Reuter am Gutenbergplatz machte zum 24. Dezember zu. Die Schließung betraf ausschließlich die Filiale am Gutenbergplatz, die seit 1972 existiert. Das Geschäft „Reuters Casual Sportswear Mainz“ in der Schöfferstraße sowie die Filiale in Wiesbaden bleiben erhalten. Das Herrenmodegeschäft C.O. Reuter wurde bereits 1894 gegründet und wird seither als Familienunternehmen geführt.

Als Hauptgrund für die Schließung nannte Inhaber Martin Schneider-Reuter den Mangel an Fachkräften. „Der Beruf des Verkäufers ist nicht mehr attraktiv.“ Viele würden lieber einen Job ergreifen, der auch Homeoffice ermögliche. Gleichzeitig übte der Inhaber aber auch scharfe Kritik an der Stadt. „Mainz steht schlecht da und wird schlecht gemanagt“, so die Worte von Schneider-Reuter. Die Erreichbarkeit der Innenstadt sei eine Katastrophe, gleiches gelte für die Sauberkeit. Als weitere Negativpunkte nannte er die hohen Parkgebühren und das aus seiner Sicht nicht „handelsfreundliche“ Marktfrühstück. Sein Fazit: „Die Stadt hat keine Visionen, den Einzelhandel und die Kunden zu fördern.“

Raummass

Immerhin 60 Jahre lang gab es das Fachgeschäft Raummass in der Flachsmarktstraße. „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, denn Sie, als treue Kundinnen und Kunden, haben uns all die Jahre begleitet und unterstützt. Dennoch lassen uns enorm gestiegene Mietkosten sowie anhaltender Fachkräftemangel keine andere Wahl“, teilte Inhaberin Nicole Seemann-Schwöbel zur Schließung im April auf der Webseite und auf einem Aushang am Geschäft mit. Das Geschäft wurde 1968 als Tapetenladen gegründet. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich zu einem Komplettanbieter im Bereich Raumgestaltung. „Dazwischen lagen interessante Raumausstattungsideen, tolle Aufträge und spannende Projekte“, so Seemann-Schwöbel.

Augustin

Nach rund 20 Jahren schloss im November das Modegeschäft „Augustin“ am Mainzer Leichhof. Roland Bichler, Inhaber des benachbarten „Willi’s Clothing Store“, zu dem die Boutique gehört, nannte gegenüber der Allgemeinen Zeitung Personalmangel als ausschlaggebenden Grund für die Aufgabe. „Schweren Herzens müssen wir den Standort aufgeben. Es fehlt schlichtweg das Personal. Was bleibt mir anderes übrig?“, zitiert ihn das Blatt. Die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften sei vergeblich gewesen, da gerade jüngere Menschen wenig Interesse an der Arbeit im Einzelhandel zeigten.

The Statement Thing

Die Boutique „The Statement Thing“ in der Augustinerstraße schloss Ende Juli nach zehn Jahren für ihre Türen. Die Geschäftsaufgabe falle ihr nicht leicht, sagte Inhaberin Miriam Marx gegenüber Merkurist. Eine chronische Erkrankung schränke zunehmend ihre körperliche Belastbarkeit ein. Die damit verbundenen Schmerzen machten es ihr unmöglich, den Laden weiterhin mit der nötigen Energie zu führen. „Nach zehn Jahren voller Leidenschaft für meinen Laden fällt mir die Entscheidung unendlich schwer.“

Als Nachfolger eröffnete im September „Prelove“ von Jana Blume: