Bundesverkehrsminister will Autobahnausbau in Mainz beschleunigen

Seit Jahren gibt es Diskussionen um den Ausbau der A643 durch die Naturschutzgebiete Mainzer Sand und Lennebergwald. Ein neuer Plan des Bundesverkehrsministers Volker Wissing sorgt nun weiter für Unmut.

Bundesverkehrsminister will Autobahnausbau in Mainz beschleunigen

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will den Autobahnausbau in Deutschland schneller voranbringen. Mindestens 30 Milliarden Euro will er in den nächsten Jahren investieren, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mitteilt. Mit Verweis auf eine Analyse der Umweltorganisation BUND seien 115 Vorhaben zur sogenannten „Engpassbeseitigung“ im Bundesverkehrs­wegeplan (BVWP) als „vordringlicher Bedarf“ und „fest disponierte Projekte“ kategorisiert.

Nach Informationen des Mainzer Bündnisses „Nix in den Mainzer Sand setzen“ befinde sich auch der umstrittene, sechsspurige Ausbau der A643 zwischen der Schiersteiner Brücke und der Anschlussstelle Gonsenheim auf der Liste. Erweitert werden soll die Autobahn bis zur Anschlussstelle Mombach. Heikel ist der Ausbau deswegen, weil die A643 hier durch zwei Naturschutzgebiete verläuft: den Mainzer Sand und den Lennebergwald. Seit Jahren versuchen Naturschutzverbände und lokale Politiker, den Ausbau zu verhindern. Stattdessen schlagen sie eine „4+2 Lösung“ als Alternative vor, also den Standstreifen je nach Verkehrsaufkommen freizugeben.

„Die 4+2-Lösung ist nicht nur umweltverträglicher, sondern auch weitaus kostengünstiger und angesichts des zu erwartenden Verkehrsaufkommens völlig ausreichend“, heißt es von Seiten des Bündnisses. Gemessen am Verkehrsaufkommen sei es zwar auf der Schiersteiner Brücke notwendig, auf sechs Spuren zu erweitern, auf den darauf folgenden Abschnitten sei das Verkehrsaufkommen jedoch weitaus geringer.

OB-Kandidaten gegen Autobahnausbau

Eine Umfrage des Bündnisses bei den Oberbürgermeister-Kandidaten zeigte nun, dass fast alle von ihnen den sechsspurigen Ausbau ablehnen. Lediglich FDP-Kandidat Dr. Marc Engelmann positionierte sich nicht, sondern verwies auf die Kompetenz von Fachleuten.

Ebenso sprach sich die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) wiederholt gegen den Ausbau aus. Der Mainzer Sand sei eines der wertvollsten Naturschutzgebiete in der Region, zitiert der SWR die Ministerin. Es könne nicht sein, dass diese Schutzkriterien für eine Planungsbeschleunigung hinten angestellt werden. Sie verweist darauf, dass der Ausbau des Schienenverkehrs im Rhein-Main-Gebiet großes Potential habe. So könnten auch die Klimaziele im Verkehr erreicht werden.

Um den Druck zu erhöhen, sammeln die Bündnismitglieder weiter Unterschriften gegen den Ausbau. Über 10.000 Menschen haben die Petition bereits unterzeichnet, doch es sollen noch mehr werden. Wie der Bündnissprecher Heinz Hesping ankündigte, plane man bereits mehrere Aktionen.

Hintergrund:

Der Mainzer Sand, der sich an den Lennebergwald anschließt, ist seit 1939 auf nationaler Ebene als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Auch gehört er zum europäischen Natura 2000 Netzwerk und ist als FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und EU-Vogelschutzgebiet geschützt. Als Überbleibsel der nacheiszeitlichen Steppenlandschaft beherbergt er etliche seltene und geschützte Pflanzen, deren Zusammensetzung in Europa einzigartig ist. Auch bedrohte Tiere wie der Wiedehopf wurden hier bereits gesichtet.

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