Auch wenn es eigentlich ein ernstes Thema ist: Wenn der Autobahntunnel in Mainz-Hechtsheim mal wieder gesperrt ist, müssen viele Mainzer schmunzeln – vorausgesetzt, sie stehen nicht in einem der vielen Staus, die ein Tunnel-Chaos regelmäßig ringsum verursacht. Zu oft hat die Brandmeldeanlage im Tunnel auf der A60 in den vergangenen Jahren schon Alarm ausgelöst, ohne dass es notwendig gewesen wäre. Inzwischen hat die Meldung „Hechtsheimer Tunnel gesperrt“ für viele eher etwas von einem Running Gag.
Der Mainzer Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) ist das Problem selbst ein Dorn im Auge, wie sie auf Anfrage von Merkurist erklärt: „Sowohl Fachverwaltung als auch Dezernat beurteilen die Fehlalarme als sehr ärgerlich, da neben zahlreichen Staus und unnötigen Verkehrsbelastungen im städtischen Straßennetz auch die Feuerwehr und Polizei unnötig gebunden werden.“ Die Einsatzkräfte können häufig schon einschätzen, dass die Probleme im Tunnel staubedingt und nicht durch einen Notfall verursacht werden, hinfahren und prüfen müssen sie natürlich trotzdem. Anmerken wolle Steinkrüger natürlich dennoch, dass die Ausstattung wichtig sei und dass das Sicherheitssystem auch schon bei mehreren hundert Verkehrsunfällen seit der Tunneleröffnung funktioniert habe.
Was ist das Problem?
Doch warum wird überhaupt so häufig falscher Alarm im Tunnel ausgelöst? Das erklärt ein Sprecher der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes auf Merkurist-Anfrage: „Die Branderkennung in Tunnelanlagen auf Bundesautobahnen erfolgt nicht nur über das Auslösen der Feuermelder im Tunnel, sondern auch über Rauchdetektion und Brandmeldekabel an der Tunneldecke.“ Das Problem: Staut es sich im Hechtsheimer Tunnel und stehen viele Lkw darin, deren Abgase häufig nach oben abgeführt werden, löst das Brandmeldekabel Alarm aus – obwohl es nicht brennt. Die Schranken des Tunnels fahren runter, nichts geht mehr: Aus stockendem Verkehr wird ein meist kilometerlanger Stau. Zusätzlich werden Polizei und Feuerwehr direkt über das Warnsystem informiert.
Der automatische Alarm und die Vollsperrung sei nach den „Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln“ sowie den „Empfehlungen für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln“ zwingend vorgeschrieben und könne nicht abgeändert werden, erklärt der Sprecher das Problem.
So oft wurde Alarm ausgelöst
13 Mal wurde im Jahr 2022 Alarm im Tunnel ausgelöst. Sechsmal wurde im vergangenen Jahr Rauch oder eine Sichtbehinderung in den Verkehrsröhren gemessen, beispielsweise durch ein Fahrzeug mit defekter Abgasanlage. Wie der Sprecher erklärt, seien drei solcher Alarme durch ein defektes Bauteil im Tunnel ausgelöst worden, das inzwischen ausgetauscht worden sei. In diesem Fall seien die Ampeln im Tunnel auf Rot umgesprungen, die Schranken seien jedoch offen geblieben und die Feuerwehr werde nicht automatisch alarmiert. Operatoren, die die Situation im Tunnel überwachen, alarmieren in solchen Fällen die Polizei. Die rückt dann an und prüft die Situation.
Weitere sechsmal wurde eine punktuelle Temperaturerhöhung im Tunnel gemessen. In diesem Fall schließen die Schranken direkt und die Feuerwehr wird parallel automatisch alarmiert, wie der Sprecher erklärt. Zudem gab es im September 2022 einen schweren Verkehrsunfall im Tunnel, bei dem das Sicherheitssystem richtigerweise eine Vollsperrung einleitete.
Besserung in Sicht
Wie Verkehrsdezernentin Steinkrüger sagt, habe es nun schon mehrfach Termine zwischen der Autobahn GmbH, der Mainzer Verkehrsverwaltung sowie Feuerwehr und Polizei gegeben. Das Ziel: eine Verbesserung der Situation. Und das offenbar mit Erfolg. Experten der Autobahn GmbH arbeiten derzeit offenbar an einer Verbesserung der Situation, dazu sollen noch in diesem Jahr Versuche im Tunnel stattfinden. Und auch die Stadt Mainz versucht laut Steinkrüger, in ihrem Zuständigkeitsbereich rund um den Tunnel tätig zu werden. So gebe es derzeit Überlegungen, eine Verbesserung der Ampelschaltungen im Stadtgebiet rund um den Tunnel vorzunehmen. Dabei sei jedoch äußert wichtig, dass diese keine Verschlechterung der Verkehrssituation in der Innenstadt mit sich bringe.