Als Bücher auf dem Adolf-Hitler-Platz in Mainz verbrannt wurden

Vor 90 Jahren verbrannten Tausende Studenten auf dem Mainzer Adolf-Hitler-Platz die sogenannte „Schmutz- und Schundliteratur“. Auch viele Mainzer Autoren standen auf der Schwarzen Liste.

Als Bücher auf dem Adolf-Hitler-Platz in Mainz verbrannt wurden

Es war der Vorabend des Gutenberg-Festes, als sich die Mainzer NS-Studentenschaft auf dem Adolf-Hitler-Platz versammelte. Dort veranstalteten sie, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, eine „öffentliche Verbrennung von Schmutz- und Schundliteratur, undeutscher Bücher sowie marxistischen und kommunistischen Propagandamaterial“.

Dafür hatten sie den 23. Juni 1933 ausgewählt, sechs Wochen nach den großen Bücherverbrennungen auf dem Berliner Opernplatz. Wie das Portal „Regionalgeschichte“ erklärt, waren die Studenten zuvor mit Fackeln durch die Mainzer Innenstadt gezogen: vom Pädagogischen Institut in der Holzstraße über die Rheinstraße, die Ludwigsstraße, die Schillerstraße, die Große Bleiche und die Rheinstraße. Am Adolf-Hitler-Platz, dem heutigen Jockel-Fuchs-Platz, angekommen, gab es Ansprachen, die Versammelten sangen das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied. Mehrere Tausend Menschen hatten sich eingefunden, berichtete damals eine Mainzer Zeitung.

Auf der Schwarzen Liste der Nationalsozialisten standen auch berühmte Mainzer Autoren, darunter Anna Seghers und Rudolf Frank. Erst wenige Monate zuvor, am 7. März 1933, hatten SA-Trupps in Mainz das Stadthaus besetzt und gegen den Willen von Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Ehrhard die Hakenkreuzflagge gehisst. Die Polizeigewalt in Mainz übernahm ab dem Zeitpunkt der Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen, Dr. Werner Best. Zwei Wochen später wurde OB Erhard entlassen, der Stadtrat aufgelöst und neu besetzt. Die Nationalsozialisten benannten nicht nur den Halleplatz in Adolf-Hitler-Platz um, sondern auch den Bebelring in Kaiser-Wilhelm-Ring und die Forsterstraße in Horst-Wessel-Straße.

Seit 2006 erinnert eine Gedenkstele an dieses Ereignis vor 90 Jahren. Sie steht an der Rheinuferpromenade am Rand des ehemaligen Adolf-Hitler-Platzes, auf dem später das Mainzer Rathaus errichtet wurde.

Hinweis: Das Titelbild zeigt die Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 11. Mai 1933.

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